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Agrar - Ausblick 2018: Knappheit sieht anders aus

07.12.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 6 -
Aus Brasilien und aus Vietnam wurde allerdings 2016/17 weniger exportiert als 2015/16. Auch zuletzt kommt aus Brasilien deutlich weniger Ware, im September und Oktober lagen die ausgeführten Mengen 24% bzw. 18% unter dem Vorjahreswert und bestanden weitgehend aus Arabica-Kaffee. Das geringere Exportvolumen geht auf die geringe Produktion zurück, zudem halten sich die Verkäufer in der Hoffnung auf höhere Preise zurück. Weltweit lagen die Kaffeeexporte im September und Oktober laut ICO 15% und 11% unter Vorjahr (Grafik 17).

Bei Robusta könnte sich die Preisschwäche mit der hohen vietnamesischen Ernte noch etwas fortsetzen, und die Aussicht auf eine bessere Ernte 2018/19 in Brasilien dürfte auch weiterhin keinen starken Preisanstieg bei Kaffee rechtfertigen. Auch in den kommenden Monaten dürfte insbesondere die Witterung in Brasilien starken Einfluss auf die Preisentwicklung haben.

Solange sie die Erwartung einer hohen nächsten Ernte erlaubt, wird es auch dem Arabica-Preis schwerfallen, sich merklich zu erholen - selbst wenn die Handelsmengen in den kommenden Monaten schwächeln sollten, bieten die hohen Bestände in den Verbrauchsländern einen Schutz vor wirklicher Knappheit. Wir prognostizieren für das vierte Quartal 2018 einen Preis für Arabica-Kaffee von 145 US-Cents je Pfund und für Robusta-Kaffee von 1.900 USD je Tonne.

Das Risiko liegt für uns eher auf der oberen Seite. Dann nämlich, wenn schwache Exportzahlen und ungünstige Wettermeldungen zu einem Stimmungsumschwung führten, der unterstützt von Umschichtungen in den Positionierungen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer einen Preissprung auslösen könnte.


Kakao:

Nach einem Minus von 30% im Jahr 2016 startete der Kakaopreis das Jahr 2017 bei 2.200 USD je Tonne. Im Frühsommer fiel er kurzfristig sogar auf ein 10-Jahrestief von unter 1.800 USD je Tonne. In der zweiten Jahreshälfte ging es dann deutlich bergauf, und der Preis näherte sich im November wieder seinem Ausgangsniveau. Begleitet wurde dies durch einen kräftigen Abbau der Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer, die bis in den Juli auf ein Rekordniveau ausgeweitet worden waren, und deren Umschwenken zu Netto-Long-Positionen.

Die lange Preisschwäche war vor allem der Aussicht auf einen Überschuss am internationalen Kakaomarkt in der Saison 2016/17 geschuldet. Die hohen Erwartungen an die westafrikanischen Ernten 2016/17 haben sich bei günstigen Witterungsverhältnissen mehr als erfüllt. In der Elfenbeinküste stiegen die Anlieferungen um gut ein Viertel auf einen neuen Rekord von über 2 Mio. Tonnen, und auch in Ghana wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Mit Ausnahme Indonesiens stieg auch andernorts die Produktion.

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Dass die Preisentwicklung bis November monatelang nach oben gerichtet war, lag denn auch weniger an der Angebotsseite als an der anziehenden Nachfrage (Grafik 18). In der im September zu Ende gegangenen Saison 2016/17 soll sie laut Internationaler Kakaoorganisation ICCO immerhin um 5% gestiegen sein, nachdem sie in den beiden Vorjahren rückläufig war. Zugpferde sind vor allem die Produzentenländer selbst. Und aus der Industrie kommen optimistische Stimmen auch für die Saison 2017/18, da der Markt für Schokoladenprodukte in den beiden letzten Quartalen erstmals seit langem wieder gewachsen ist und sich die Verarbeitungsmargen in den letzten Monaten stark verbessert haben.

Trifft dies auf eine schwächere Angebotsentwicklung in der begonnenen Saison 2017/18, dann dürften die Preise weiter anziehen. Die bisherigen Daten inoffizieller Regierungsquellen zeigen für die angelaufene Saison, dass im Oktober die Anlieferungen in der Elfenbeinküste 18% niedriger lagen als vor einem Jahr. Inzwischen sollen sie aber aufgeholt haben und sogar marginal darüber liegen (Grafik 19).

Noch aber ist die Saison sehr lang, und erste Prognosen, etwa des ivorischen Kaffee- und Kakaorats aus dem September, lassen für die Gesamtsaison ein deutliches Minus erwarten. Nach den gut 2 Mio. Tonnen des Vorjahres könnten 2017/18 möglicherweise nur rund 1,75 Mio. Tonnen Kakao geerntet werden, andere Beobachter zeigten sich im Oktober bei einer Bloomberg-Umfrage mit durchschnittlich 1,88 Mio. Tonnen etwas optimistischer.

Der Preiseinbruch bis ins Frühjahr macht sich hier bemerkbar, denn er war in der Elfenbeinküste Grund für eine empfindliche Absenkung des für die Produzenten garantierten Preises. Dies erschwert diesen schon längere Zeit den Kauf ausreichender Betriebsmittel wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel, so dass die zuletzt wegen übermäßigen Regens aufgetretenen Pilzkrankheiten leichtes Spiel haben. Zuletzt zeigen sich die Anbauer mit dem Wetter aber zufrieden. Doch belastenden den Markt auch Konflikte um illegale Kakaoplantagen.

Derzeit rechnen viele Beobachter, nicht zuletzt die ICCO, für 2017/18 mit einem weiteren Überschuss am internationalen Kakaomarkt 2017/18, wenn auch meist nur in einer Größenordnung von 50 - 100 Tsd. Tonnen nach laut ICCO 335 Tsd. Tonnen 2016/17. So früh in der Saison sind Vorhersagen dazu aber naturgemäß sehr unsicher. Wir halten es deshalb für wahrscheinlich, dass der sich seit Mitte November in einem Preiseinbruch um 10% manifestierende Angebotsoptimismus enttäuscht wird.

Gründe könnten unerfreulich heftig ausfallende Harmattan-Winde sein, aber auch Probleme mit der Entwicklung der Kakaobohnen, wenn wegen der niedrigeren Erzeugerpreise die Pflegemaßnahmen reduziert werden und dies insbesondere die Bedingungen für die kommende Zwischenernte verschlechtert. Zudem dürfte die Nachfrage bis auf Weiteres stark bleiben.

Daher rechnen wir mit einer baldigen Preiserholung. Wir prognostizieren für das vierte Quartal 2018 einen Kakaopreis in New York von 2.300 USD je Tonne. Ein Risikofaktor für unsere Prognose ist das mögliche Auftreten eines La-Niña- Phänomens, das in Westafrika häufig mit stabileren Regenfällen einhergeht. Davon könnte der Kakaoanbau profitieren. Derzeit sehen viele Modelle die Welt an der Grenze zu einem La-Niña-Phänomen, meist wird aber allenfalls mit einem sehr milden Verlauf gerechnet.

Auf einen Blick

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