Agrar - Ausblick 2018: Knappheit sieht anders aus


Mais:
Der Maispreis überschritt im Juli 2017 kurzzeitig wieder die Marke von 400 US-Cents je Scheffel. Seither allerdings war der Preis auf dem Rückzug und die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer hielten Mitte November rekordhohe Netto-Short-Positionen, bevor sich der Preis zuletzt leicht erholte. Mit 355 US-Cents je Scheffel liegt er nun wieder etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Und das, obwohl seit Langem für den globalen Maismarkt 2017/18 ein erhebliches Marktdefizit prognostiziert wird. Dies war auch der Grund für den Preisanstieg bis in den Sommer hinein.
Die US-Landwirte hatten eine deutlich geringere Fläche mit Mais bestellt als im Vorjahr, und es wurde davon ausgegangen, dass auch die Erträge nach dem Rekordjahr 2016/17 eher wieder dem Trend entsprechen würden. Doch statt des im Mai angenommenen Trendertrags von 170,7 Scheffel je Morgen hat sich die Erwartung des USDA inzwischen auf 175,4 Scheffel je Morgen erhöht (Grafik 4) - ein neuer Rekord.
Gemeinsam mit einer etwas nach oben korrigierten Erntefläche bedeutet dies, dass in den USA wohl statt der im Frühjahr erwarteten 357 Mio. Tonnen nun doch 370 Mio. Tonnen Mais geerntet werden. Dies sind zwar 15 Mio. Tonnen weniger als im rekordhohen Vorjahr, aber die zweitgrößte Menge Mais, die jemals in den USA eingebracht wurde. Dies ist auch die Grundlage dafür, dass die Lagerbestände in den USA weiter steigen, nachdem sie bereits 2016/17 so hoch waren wie zuletzt Ende der 80er Jahre.
Hinzu kommt, dass auch die letzten Maisernten in Brasilien und Argentinien, die noch zu 2016/17 zählten, die ursprünglichen Erwartungen deutlich überstiegen und neue Rekorde markierten. Auch in Südafrika, Mexiko und der Ukraine waren die Ernten damals gut. Die Welt startete also bereits mit hohen Beständen in die Saison 2017/18.
Bei einer gegenüber Vorjahr niedrigeren US-Ernte, ebenso in Südafrika, Mexiko und der Ukraine - hier reduzierte zunächst Trockenheit, dann der übermäßige Regen zur Erntezeit die Erträge - rückläufigen Mengen und ersten um etwa 5% niedrigeren Prognosen auch für Brasilien, dürfte die Weltproduktion 2017/18 deutlich unter dem Vorjahr bleiben. Dies schlägt sich natürlich in der Versorgungsbilanz nieder. Allerdings schrumpft nach den Aufwärtsrevisionen für die US-Ernte das zunächst auf rund 30 Mio. Tonnen prognostizierte Marktdefizit auf unter 23 Mio. Tonnen zusammen (Grafik 5).
Wenn man dann noch China aus den Daten herauslässt - dort werden die bis 2015/16 über 10 Jahre hinweg aufgetürmten Mengen in den staatlichen Lagern inzwischen für zu hoch erachtet und deshalb abgebaut - bleiben die erwarteten Endbestände im Rest der Welt 2017/18 sogar konstant (Grafik 6). Dies ist allerdings die Sichtweise des USDA. Der IGC geht von einem Defizit in Höhe von 29 Mio. Tonnen aus, da er die weltweite Produktion etwas unter, die Nachfrage leicht über dem USDA ansetzt.
Auch ohne China dürften laut IGC nach sechs Überschussjahren die Lagerbestände sinken, wenn auch nicht allzu stark. In der Summe der wichtigen Exportländer steigen sie zudem - wofür die USA verantwortlich zeichnen - und das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis bleibt auf einem wenig besorgniserregenden Niveau. Dennoch dürfte der Preis leicht steigen, wenn sich der globale Lagerabbau dank der hohen Nachfrage über die Saison hinweg manifestiert.

Für die EU hat sich die Erwartung einer zumindest leicht über Vorjahr liegenden Maisernte 2017/18 wohl nicht erfüllt. Damit setzt sich die Reihe der eher schwachen Jahre fort. Ende November hob die EU-Kommission ihre Schätzung zwar um 6% an, erwartet aber mit 62,4 Mio. Tonnen noch immer marginal weniger als im Vorjahr bei einer leicht niedrigeren Fläche.
Beim größten EU-Produzenten Frankreich stieg die Produktion im Vergleich zum dürregeschwächten Vorjahr kräftig, blieb aber noch immer signifikant unter dem 5-Jahresdurchschnitt (Grafik 7). In Deutschland waren die Wachstumsbedingungen bis kurz vor der Ernte sehr gut, dann sorgte zu viel Regen für Sorgenfalten. Insgesamt aber dürften die Erträge in Deutschland überdurchschnittlich sein.
Negative Nachrichten kommen aus einigen osteuropäischen Staaten und Italien, wo die Erträge weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre bleiben. Der Importbedarf der EU bleibt damit hoch. Seit Saisonbeginn im Juli stiegen die kumulierten EUMaisimporte um rund 60%. Hauptlieferländer sind Brasilien und die Ukraine. Die EU hat ihre erst im August eingeführten Importzölle bereits wieder abgesenkt. Auch wenn es noch keine offiziellen Schätzungen für die nächste Aussaat gibt:
Erste Prognosen von Strategie Grains lassen für 2018/19 einen weiteren Rückgang der EU-Maisfläche erwarten, anders als in den USA, wo Informa Economics und USDA mit einer kleinen Gegenbewegung zur kräftigen Kürzung des Vorjahres rechnen. In der EU dürfte der Maispreis etwas anziehen. Dafür spricht die schwache Ernte in der EU selbst, die rückläufige Ernte auch beim wichtigen Lieferanten Ukraine sowie die Aussicht auf eine im nächsten Jahr leicht niedrigere EU-Anbaufläche. Für den US-Maispreis in Q4 2018 prognostizieren wir 370 US-Cents je Scheffel, für den Preis in Paris 170 EUR je Tonne.
Sojabohnen und Raps:
Spät im Jahr 2017 liegt der Sojabohnenpreis nach einem Rückgang in der ersten Jahreshälfte, einer kurzen, schnell korrigierten Preisspitze auf 1.040 US-Cents je Scheffel im Juli - ausgelöst durch sich verschlechternde Pflanzenbewertungen und der Sorge vor trockenheitsbedingten Ernteausfällen, die auch die Weizen- und Maispreise nach oben zogen - und einem langsamen Anstieg seit Mitte August mit 1.000 US-Cents je Scheffel wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn.
Ähnlich wie bei Mais übertrifft auch die aktuelle US-Sojabohnenernte die anfangs in sie gesetzten Erwartungen. Zunächst war auch vom USDA davon ausgegangen worden, dass es trotz einer merklich größeren Sojabohnenfläche zu einem Produktionsrückgang kommen würde, wenn die Erträge auf den Trendwert zurückgingen. Tatsächlich werden die Rekorderträge aus dem Vorjahr wohl nicht ganz erreicht, doch ist der Ertragsrückgang zu gering, um den Flächenanstieg in seiner Wirkung auf die Ernte zu kompensieren. So soll denn die US-Sojabohnenproduktion 2017/18 laut USDA einen neuen Rekord von 120 Mio. Tonnen erzielen.