Agrar - Ausblick 2018: Knappheit sieht anders aus

Weltweit soll der Verbrauch 2017/18 um weitere 3,4% steigen, nach einem Plus von 5% 2016/17. Dies ist vor allem Ausdruck der weiter steigenden Nachfrage im mit Abstand größten Verbraucherland China. Da das Reich der Mitte nur einen kleinen Teil seiner benötigten Menge selbst produziert, steigen auch die Importe weiter. Mit 93 Mio. Tonnen hatte China einen Anteil von 65% am weltweiten Importvolumen. Nun sollen die Importe 2017/18 auf 97 Mio. Tonnen steigen, andere Schätzungen reichen sogar bis 100 Mio. Tonnen. Davon profitieren besonders die beiden Hauptlieferländer Brasilien und USA.

Insgesamt dürfte die weltweite Sojabohnenproduktion etwas unter dem Vorjahr liegen, aber noch immer hoch genug sein, um nach dem Überschuss 2016/17 von 21 Mio. Tonnen trotz steigender Nachfrage auch 2017/18 einen weiteren kleinen Überschuss zu erlauben. Dies ist wieder die Sicht des USDA (Grafik 10).
Der IGC prognostiziert bis zuletzt ein Defizit von 4 Mio. Tonnen, nachdem schon seine Überschussangabe für 2016/17 ein Drittel unter der des USDA liegt. Der IGC setzt in beiden Jahren die globale Nachfrage deutlich höher an als das USDA. Bei sowieso schon seit jeher deutlich niedriger ausgewiesenen weltweiten Lagerbeständen ist das Lager-Verbrauchs-Verhältnis daher beim IGC gerade halb so hoch wie beim USDA.
Folgt man dem USDA, so soll das Lager-Verbrauch-Verhältnis Ende 2017/18 mit 28% nur unwesentlich unter dem Rekord des Vorjahres liegen. Die Versorgung mit Sojabohnen bleibt demnach also üppig. Eine nennenswerte Preissteigerung dürfte in diesem Umfeld schwierig sein. Vielmehr könnte es wieder zu Druck auf die Preise kommen, wenn die endgültigen Daten zur südamerikanischen Aussaat die Erwartung nochmals sehr hoher Ernten nahelegen.
Regenfälle hatten immer wieder die Aussaat in Brasilien erschwert, bereiten aber ein positives Umfeld für die weitere Pflanzenentwicklung. So früh sind die Prognosen für Südamerika noch sehr unsicher, zumal möglicherweise ein La-Niña-Wetterphänomen bevorsteht. In Argentinien und im Süden Brasiliens ist es unter La-Niña-Bedingungen häufig zu trocken. Es wird allerdings - wenn überhaupt - mit einem milden und kurzen Verlauf gerechnet.
Anders als Sojabohnen dürfte Raps 2017/18 knapp bleiben. Die EU-Ernte legte nach dem enttäuschenden Vorjahr zwar um 8% auf 21,7 Mio. Tonnen zu und erreichte damit wieder das Niveau von 2015/16 - allerdings bei großen nationalen Unterschieden. Und in Kanada stieg die Produktion trotz einer deutlich größeren Fläche entgegen der hochgesteckten Erwartungen nur marginal. Vor allem aber dürfte es in Australien ausgehend vom Rekordniveau des Vorjahres von über 4 Mio. Tonnen wegen zu geringer Regenfälle im dortigen Herbst und Winter zu einem Einbruch auf 2,8 Mio. Tonnen kommen.
Die weltweite Produktion, die im letzten Jahr stagnierte, soll laut USDA zwar um 2,5% zulegen. Dies wird jedoch nicht ausreichen, um die steigende Nachfrage zu decken. Wie in den beiden Vorjahren ist also auch 2017/18 mit einem Defizit am globalen Rapsmarkt zu rechnen. Doch die Vergangenheit zeigt, dass dies dem Preis nur wenig aufhilft, wenn das Umfeld eine reichliche Versorgung mit Ölsaaten verspricht. In der ersten Jahreshälfte hat die Knappheit jedenfalls nicht verhindert, dass der über 2016 erarbeitete Preisanstieg auf rund 430 EUR je Tonne zunichte gemacht wurde.
Seit Juni stiegen die Notierungen zwar wieder, doch auch jetzt kostet Raps mit 370 EUR je Tonne 10% weniger als zu Jahresbeginn und hat sich damit schlechter entwickelt als der Sojabohnenpreis. Dies hat sicher auch mit hohen Exporten des wichtigen Lieferanten Ukraine zu tun, die ihre Ausfuhren zwischen Juli und Oktober gegenüber dem Vorjahr stark ausdehnen konnte.

Nun dürften die Lieferungen aber bald auslaufen, was den EU-Rapspreis zumindest etwas stützen könnte, zumal keine Aussicht auf hohe Lieferungen aus Australien im Frühjahr besteht. Für die nächste EU-Ernte rechnet Strategie Grains mit einer konstanten EU-Anbaufläche für Raps. In Deutschland allerdings wurde laut der Industrievereinigung UFOP vor allem wegen schlechter Witterung zur Aussaatzeit eine fast 2% kleinere Fläche mit Winterraps eingesät. Wir erwarten für das 4. Quartal 2018 einen Sojabohnenpreis in Chicago von 1.000 US-Cents je Scheffel und für Raps in Paris von 400 EUR je Tonne.
Baumwolle:
Monatelang bewegte sich der Baumwollpreis in New York unterhalb der Marke von 70 US-Cents je Pfund - nur kurz unterbrochen von einer Preisspitze im Zusammenhang mit Sorgen über die Folgen des Hurrikans Harvey, dessen Auswirkungen inzwischen aber nicht mehr dramatisch eingeschätzt werden. Lange vorbei ist der massive Anstieg über das Jahr 2016 bis in den März 2017, als kurzfristig über 85 US-Cents je Pfund erzielt wurden.
Hintergrund waren die hohen US-Exporte, die das US-Lager-Verbrauchsverhältnis Ende 2016/17 auf ein 6-Jahrestief absinken ließen. Schon damals hatten sich die Preise in Kontrakten mit späterer Fälligkeit wegen der Aussicht auf eine hohe US-Baumwollernte im Herbst deutlich weniger erhöht.