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Agrar - Ausblick 2018: Knappheit sieht anders aus

07.12.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 5 -
Da unsere Kollegen prognostizieren, dass der Rohölpreis im ersten Halbjahr 2018 deutlich unter dem aktuellen Niveau liegt bevor er wieder steigt, könnte von dieser Seite vorübergehend Gegenwind kommen. In der zweiten Jahreshälfte allerdings dürfte Ethanol im Mix wieder gewinnen, vor allem, wenn in Brasilien ein Programm verabschiedet wird, mit dem in den nächsten Jahren deutlich mehr Biokraftstoffe abgesetzt werden sollen, um den CO2-Ausstoß zu senken und dafür handelbare Zertifikate einzuführen. Wir erwarten für das 4. Quartal 2018 einen Rohzuckerpreis von 15 US-Cents je Pfund.

Der Zuckerpreis in der EU hatte im Sommer angesichts niedriger Lagerbestände und hinter den Erwartungen bleibenden Importen knapp die Marke von 500 EUR je Tonne überschritten. Dies war zuvor zuletzt im September 2014 der Fall gewesen. Nun kommt bald viel Zucker aus der guten Kampagne 2017/18 auf den Markt. Dies dürfte den EU-Zuckerpreis, der bereits kräftig Federn lassen musste, weiterhin belasten.

Wie lang ist schwer zu sagen. Denn auch die Entwicklung des Weltmarktpreises spielt dabei eine Rolle, ebenso, wieviel Zucker die EU-Produzenten auf dem Weltmarkt abzusetzen gedenken, nachdem mit der Quotenregelung auch die Obergrenze für EU-Zuckerexporte gefallen ist. Die Aussicht auf eine etwas niedrigere Zuckerproduktion 2018/19, vorausgesetzt die Zuckerrübenerträge fallen auf "Normalmaß", dürfte aber stabilisierend wirken.


Kaffee:

Noch ist das Jahr nicht zu Ende, doch ist davon auszugehen, dass der Preis für Arabica-Kaffee anders als im Vorjahr mit einem deutlichen Minus schließen wird. Der Preisverfall nach dem vorherigen Anstieg um 50% startete bereits im November 2016, und auch wenn sich das Jahrestief 2017 von Juni nur als kurzzeitig erwies, so dümpelt der Preis seit Oktober nur noch bei oder unter 130 US-Cents je Pfund. Auch der Robusta-Preis, der über das Jahr 2016 um 60% auf 2.200 USD je Tonne gestiegen war, wusste im Verlauf von 2017 gut die Hälfte der Gewinne wieder abgeben und notiert nur noch bei rund 1.740 USD je Tonne.

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Und dies, obwohl fundamental betrachtet die Versorgung mit Kaffee nach drei Defizitjahren in Folge eher von Knappheitsängsten geprägt sein sollte. Nun aber schwenkte die Internationale Kaffeeorganisation ICO im November für 2016/17 von einem Defizit auf einen Überschuss von 2,4 Mio. Sack um (Grafik 15). Die Robusta-Produktion war rückläufig, aber das Arabica-Angebot vor allem wegen der Rekordernte Brasiliens so üppig, dass die Gesamtkaffeeproduktion auf einen neuen Rekord stieg. Da waren es nur noch zwei Defizitjahre und die ICO spricht von einem gut versorgten Markt. Die Ausgangslage für 2017/18 ist also entspannter als lange gedacht.

Nun aber kann vor allem Brasilien bei seiner inzwischen abgeschlossenen Ernte 2017/18 nur mit einer enttäuschenden Menge dienen, die die Prognosebehörde Conab gegenüber ihren schon zu Anfang bescheidenen Erwartungen sogar noch nach unten korrigieren musste. Laut Conab dürften 34,1 Mio. Sack Arabica produziert worden sein nach 43,4 Mio. Sack in der letzten Saison (Grafik 16).

Zum einen befanden sich die Bäume im ertragsschwächeren Jahr des zweijährigen Zyklus, zum anderen machten ihnen Witterung und Insektenbefall zu schaffen. Die Robusta-Produktion in Brasilien wurde dagegen höher angesetzt, sie soll 10,7 Mio. Sack betragen nach nur knapp 8 Mio. Sack 2016/17. Insgesamt fiel die Kaffeeproduktion des Landes also wohl von 51,4 Mio. Sack auf 44,8 Mio. Sack, ein Minus von 13%.

Einen ähnlichen Rückgang sieht auch das Analysehaus Safras&Mercado, auch wenn sie die Gesamtproduktion mit 50,5 Mio. Sack deutlich höher als die stets am unteren Rand liegende Conab ansetzen. Andernorts ist allerdings mit einem Anstieg der Produktion zu rechnen. Vor allem in Vietnam, dem weltgrößten Robusta-Produzenten, begann die Ernte zwar regenbedingt verspätet, dürfte aber mit 28,5 -29 Mio. Sack nahe eines Rekords zu liegen kommen, nachdem sie den Sturm Damrey im November weitgehend unbeschadet überstand.

Im Vorjahr wurden nur 25,5 Mio. Sack erzielt. Für Kolumbien wird 2017/18 bisher eine ähnlich gute Ernte wie die letzte von 14,6 Mio. Sack erwartet. Zuletzt warnt der Kaffeeanbauerverband aber vor Schäden durch heftige Regenfälle.

Insgesamt aber - darüber besteht weitgehende Einigkeit - dürfte der Kaffeemarkt 2017/18 wieder in ein Defizit rutschen. Dies sollte eigentlich preisstützend wirken. Dass dies nicht der Fall ist, liegt zum einen daran, dass die Ausgangssituation immer entspannter gezeichnet wird und daran, dass die Erwartungen an das Defizit auch schon wieder reduziert werden - Marex Spectron etwa halbierte seine Prognose im Oktober von 4,4 Mio. Sack auf 2,2 Mio. Sack, Sucden schätzt es auf 3,6 Mio. Sack.

Zum anderen richtete sich der Blick schon auf die Aussichten für die nächste Ernte in Brasilien, die bereits zu 2018/19 zählt und bei Arabica die eines ertragsstarken Jahres im zweijährigen Zyklus sein wird. Auch bei Robusta wird nach zwei schwachen Jahren mit einer Erholung gerechnet. Die Preise konnten daher kurzzeitig profitieren, als nach einem frühen Blütestart zu wenig Regen fiel. Selbst wenn wohl aufgrund der Hitze und Trockenheit im Anschluss an die Blüte - anders als zuvor im Markt diskutiert - in Brasilien 2018/19 wohl keine Rekordernte erzielt wird, hat es inzwischen doch vielerorts ausreichend geregnet, um die Angst vor größeren Dürreschäden weitgehend zu zerstreuen.

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Und nachdem einige Beobachter ihre Hoffnung auf eine Rekordernte von über 60 Mio. Sack aufgegeben und auf eine Größenordnung von 57 Mio. Sack reduziert hatten, befeuerte Sucden diese zuletzt mit ihrer Schätzung, die sogar bis 62 Mio. Sack reicht.

Auch dürfte bei der Preisbildung eine wichtige Rolle spielen, dass die Kaffeebestände in den Verbrauchsländern, vor allem in den USA und in der EU, auf hohem Niveau liegen - laut ICO sogar auf einem 8-Jahreshoch. Denn auch wenn die weltweiten Exporte zuletzt nachließen: Lange Zeit brummten sie, waren in der Gesamtsaison 2016/17 5% höher als im Vorjahr und rekordhoch, so dass eine starke Verschiebung von Kaffee aus den Produzenten- in die Verbrauchsländer erfolgte.


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