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Rohstoffe kompakt Agrar: Üppiges Angebot sorgt für niedrige Preise am Weltmarkt

17.07.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Bisher wird davon ausgegangen, dass etwa Brasilien seine Produktion weiter ausbaut und nun tatsächlich die 90 Mio. Tonnen oder sogar mehr erzielt, die bereits für die beendete letzte Ernte vorgesehen waren. Die Dürre im ersten Quartal hatte dies aber verhindert. Nachdem in Brasilien in diesem Jahr auf einem erhöhten Anteil der Fläche als Zweitsaat nochmals Sojabohnen angebaut wurde, drängt dann aber die Notwendigkeit zu einem Fruchtwechsel, der den Ausbau dämpfen dürfte.

Sowohl das USDA als auch der IGC erwarten auch für 2014/15 einen Überschuss am Sojabohnenmarkt. Für 2013/14 sind sie sich noch uneins über die Höhe der Gesamtnachfrage und damit darüber, ob sich ein Überschuss von über 13 Mio. Tonnen (USDA) ergibt oder das Jahr mit einem quasi ausgeglichenen Markt (IGC) schließt. Für 2014/15 liegen die Schätzungen für den Überschuss ebenfalls mit 21 bzw. 7 Mio. Tonnen weit auseinander, da der IGC die Nachfrage höher ansetzt als das USDA. Bei einer wichtigen Größe liegen sie aber fast gleichauf: Die chinesischen Importe an Sojabohnen sollen nochmals zulegen und 71-73 Mio. Tonnen betragen. Dies wären nochmals 3-4 Mio. Tonnen mehr als 2013/14 und damit neuer Rekord.

Auch wenn global die Sojabohnenlager recht gut gefüllt sind: Nicht so in den USA. Hier sind Sojabohnen aktuell knapp. Zwar sind die US-Lagerbestände an Sojabohnen bis zum 1. Juni nicht ganz so stark abgeschmolzen wie es am Markt nach den robusten Exporten angenommen worden war. Mit 405 Mio. Scheffel sind sie aber doch so niedrig wie in den vergangenen 37 Jahren nicht. Daher gehen wir davon aus, dass die Sojabohnenpreise in der Überraschung über die unerwartet hohe Flächenausdehnung in den USA derzeit unterschießen und sich bald etwas erholen. Wir prognostizieren daher einen Sojabohnenpreis von 1.100 US-Cents je Scheffel im vierten Quartal 2014.

Dem Rapspreis dürfte es im Umfeld rekordhoher Sojabohnenproduktion schwerfallen, sich dem Preisdruck zu entziehen. Mit 331 EUR je Tonne im August-Kontrakt und 332 EUR je Tonne im November-Kontrakt notiert Raps jeweils auf Kontrakttief. Und dies, obwohl die Versorgungsbilanz 2014/15 wohl allenfalls ausgeglichen werden dürfte. Der IGC rechnet sogar mit einem Defizit, der die Lagerendbestände um 12% sinken lassen soll.

Bei weiter wachsender Nachfrage soll nämlich die Produktion um 3% gegenüber 2013/14 sinken, vor allem, weil Kanada wohl sein Rekordergebnis aus 2013 nicht wird halten können. Denn obwohl das Statistikamt meldete, dass die Landwirte eine Ausdehnung der Fläche um 1,5% planen - in Kanada wird fast ausschließlich Sommerraps angebaut -, dürfte der Rekordertrag des Vorjahres wohl kaum erzielt werden (Grafik 9). Schon bei der Aussaat bereitete übermäßiger Regen in vielen Gebieten Probleme.

In der EU allerdings, dem vor Kanada größten Rapsproduzenten, dagegen könnte mit 21,5 Mio. Tonnen nochmals leicht mehr Raps als im Vorjahr geerntet werden. Insbesondere Frankreich dürfte nach der schwachen letztjährigen Ernte wieder aufschließen. Das Analysehaus Oil World und das USDA rechnen sogar für die EU mit über 22 Mio. Tonnen und entsprechend einem geringeren Rückgang der Weltproduktion um nur 1,5%.

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Mit einer bevorstehenden Knappheit an Raps rechnen wir daher auch für 2014/15 nicht. Vor allem aber drückt der Sojabohnenmarkt, an dem inzwischen eine deutlich entspanntere Stimmung herrscht als vor einigen Monaten, auf die Preisentwicklung bei Raps. Stimmt unsere Vermutung, dass der Sojabohnenpreis derzeit unterschießt, sollte sich aber auch der Rapspreis etwas erholen. Wir erwarten daher für das vierte Quartal einen Rapspreis in Paris von 340 EUR je Tonne.


Baumwolle:

Nach einem halben Jahr Anstieg hatten die Baumwollpreise im April den höchsten Stand seit dem ersten Quartal 2012 erklommen. Wie in diesem Jahr folgte dann aber der Einbruch: Seit Anfang Mai hat der Baumwollpreis um etwa 25% nachgegeben. Im Kontrakt mit Fälligkeit Dezember 2014 an der Börse in New York ist der Preis für Baumwolle in den letzten Tagen auf ein 2-Jahrestief von unter 70 US-Cents gefallen. In den vergangenen beiden Jahren hatte er bis auf eine kurze Spitze überwiegend zwischen 75 und 85 US-Cents je Pfund geschwankt.

Immer stärker machte sich in der Preisentwicklung die Diskrepanz zwischen der angespannten Versorgungslage mit US-Baumwolle vor der nächsten Ernte und der Aussicht auf eine deutliche Entspannung der Lage nach der nächsten Ernte bemerkbar. Denn auch wenn die weltweiten Baumwolllagerbestände rekordhoch sind: Der größte Teil davon lagert in China, während im Exportland Nr. 1, den USA, die Bestände niedrig sind. Dazu haben neben der enttäuschenden Ernte 2013 vor allem höher als erwartete Exporte in den letzten Monaten beigetragen.

Diese spiegeln nicht zuletzt die chinesischen Importe wider, die sich weniger abgeschwächt haben als vermutet wurde. Denn es ist das erklärte Ziel der chinesischen Politik, die Lagerbestände bei einem bereits auf 160% angeschwollenen Lager-Verbrauchs-Verhältnis nicht noch weiter zu erhöhen. Vielmehr sollen Auktionen von Baumwolle aus staatlichen Lagern den Verbrauch bereits im Land befindlicher eigener oder importierter Baumwolle erhöhen. Dies ließ einen krassen Einbruch bei den Neuimporten erwarten.

Allerdings befindet sich die chinesische Politik in einer Zwickmühle zwischen den Interessen der Bauern, der Verarbeiter und den internationalen Verpflichtungen, die das Land bei seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO eingegangen ist: Wird sehr viel Baumwolle aus den staatlichen Lagern über Auktionen angeboten, sinkt der Preis im Land stark. Die Kosten für die Reservepolitik der letzen Jahre würden dann sehr hoch ausfallen: Aufkauf zu hohen Garantiepreisen plus Lagerkosten, denen nur ein geringer Erlös bei Lagerauflösung gegenüber stünde.




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