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Rohstoffe kompakt Agrar: Üppiges Angebot sorgt für niedrige Preise am Weltmarkt

17.07.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Mais:

Ähnlich wie der Weizenpreis hat der Maispreis inzwischen den von Januar bis Anfang Mai gesehenen Anstieg mehr als vollständig korrigiert. In dieser Zeit hatte er von einem 3½ Jahrestief bei wenig über 400 US-Cents je Scheffel auf über 500 US-Cents je Scheffel zugelegt. Nun notiert er im Dezember-Kontrakt nur noch bei gut 380 US-Cents je Scheffel und damit auf 4-Jahrestief. Auch bei Mais haben sich die zwischenzeitlich gesehenen Gefahren relativiert. Die US-Aussaat ging nach anfänglichen witterungsbedingten Verzögerungen alles in allem gut vonstatten.

Trotz einer Flächeneinschränkung um 4% - damit haben die US-Landwirte ihre Planungen vom März fast passgenau umgesetzt - dürfte im Herbst eine sehr hohe Ernte ins Haus stehen. Derzeit schätzt sie das USDA auf 352 Mio. Tonnen. Zuletzt wurden die heranwachsenden Pflanzen wieder auf 15-Jahrehoch und deutlich besser als im Vorjahr bewertet. Das USDA erwartet, dass auch weltweit das Rekordniveau der Ernte aus 2013/14 beinahe gehalten werden kann. Denn für kein Land werden dramatische Änderungen angenommen, und die einzelnen Änderungen gleichen sich zudem nach Erwartung des USDA zwischen den Ländern aus.

Der IGC erwartet zwar einen Rückgang um 10 Mio. Tonnen, hatte zwischenzeitlich aber einen noch stärkeren Rückgang eingestellt (Grafik 4). Rückläufig soll etwa die Produktion in Brasilien sein, wo nochmals Fläche zugunsten des Sojabohnenanbaus verschoben werden soll. Nachdem sich die Wachstumsbedingungen für den noch nicht eingebrachten Wintermais durch Regenfälle nach der Dürre im ersten Quartal verbessert haben, wird die Gesamternte Brasiliens 2013/14 nun auf rund 78 Mio. Tonnen geschätzt.

Phasenweise lagen die Prognosen nur bei 72 Mio. Tonnen. Sowohl das USDA als auch der IGC erwarten auch für 2014/15 einen Überschuss am Maismarkt, auch wenn dieser mit geschätzten 13 bzw. 15 Mio. Tonnen nicht einmal mehr halb so hoch wie 2013/14 ausfallen soll. Die Lagerbestände, die vor allem in den USA trotz der Rekordernte 2013 noch immer auf niedrigem Niveau liegen, dürften sich weiter erholen (Grafik 5). Bei Mais ist also keine Knappheit in Sicht. Risiken bleiben aber, auch wenn viele davon derzeit in den Hintergrund treten, etwa das Wetter, das derzeit nicht nur in den USA mitspielt.

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Dies gilt auch für den Ukraine-Konflikt. Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass sich die Lage nochmals so zuspitzt, dass mit größeren Verwerfungen bei Anbau und Auslieferung von Getreide gerechnet werden muss. Diese hätten vor allem die Preisentwicklung in der EU nach oben von der Entwicklung an den US-Börsen abweichen lassen können. Denn die Ukraine ist in den letzten Jahren zum Hauptlieferanten der EU geworden (Grafik 6). Dies liegt neben der räumlichen Nähe vor allem daran, dass die Ukraine Ware ohne genmanipulierte Sorten anbietet, die aus immer weniger Ländern in bedeutender Menge am Weltmarkt verfügbar ist.

Allerdings soll der Importbedarf der EU 2014/15 nach Ansicht der EU-Kommission sowieso geringer sein als im Vorjahr. Denn die Nachfrage steigt nur geringfügig, die EU-Produktion selbst soll aber von 65,3 Mio. Tonnen auf 70,4 Mio. Tonnen wachsen. Dies soll weitgehend an höheren Erträgen liegen, da die Fläche nur 1% größer angenommen wird.

Der erwartete weitere Angebotsüberschuss 2014/15 und ein entsprechender Lageraufbau sollte auch weiterhin auf die Maispreise drücken. Allerdings halten wir die Abwärtsentwicklung des Maispreises in den letzten Tagen für übertrieben und erwarten eine Stabilisierung auf leicht höherem Niveau. Für das vierte Quartal erwarten wir einen Maispreis an der CBOT von 400 USCents je Scheffel. Analog dazu und angesichts der Erwartung einer erneut guten Maisernte in der EU sehen wir auch für die Notierungen in Paris im weiteren Jahresverlauf wenig Potenzial nach oben. Für das vierte Quartal erwarten wir hier 170 Euro je Tonne. Dem liegt die Erwartung zugrunde, dass es zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Maisangebots aus der Ukraine kommt.


Sojabohnen und Raps:

Der Flächenbericht des USDA vom 30. Juni hat dem Sojabohnenpreis einen herben Dämpfer versetzt. Der Preis im November-Kontrakt brach nach der Veröffentlichung um fast 6% ein, so stark wie seit Juli 2009 nicht mehr an einem Tag. Auch in den Folgetagen ging es weiter bergab. Sojabohnen kosten aktuell bei unter 11 USD je Scheffel so wenig wie seit fast vier Jahren nicht mehr in einem meistgehandelten Kontrakt.

Laut USDA haben die US-Landwirte ihre Sojabohnenfläche gegenüber 2013 um 11% auf nun 84,8 Mio. Morgen ausgedehnt. Damit wird ein neuer Rekord markiert (Grafik 7). Im März hatten die Landwirte lediglich beabsichtigt, 81,5 Mio. Morgen mit Sojabohnen zu bestellen. Die Preisentwicklung bis zur Aussaat sprach aber weiter zugunsten der Sojabohnen (Grafik 8).

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Die weitaus höher als erwartet gemeldete Sojabohnenfläche macht einen Produktionsanstieg über das bereits prognostizierte Rekordniveau hinaus wahrscheinlich. Darauf deuten auch die positiven Pflanzenbewertungen hin. Legt man den vom USDA angenommenen Ertrag zugrunde, so dürften statt der bisher angesetzten 99 Mio. Tonnen eher 103 Mio. Tonnen geerntet werden. Weltweit dürfte die Schwelle von 300 Mio. Tonnen damit übertroffen werden – unter der Voraussetzung, dass sich nicht noch witterungsbedingte Verwerfungen ergeben oder sich ein Preisverfall ergibt, der die südamerikanischen Länder ihre Sojabohnenproduktion zurückfahren lässt.




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