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Energie: Sind die geopolitischen Risiken adäquat eingepreist?

29.06.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
• Die zweitstärkste Auswirkung auf den Ölpreis aufgrund von Angebotsausfällen hatte der Überfall des Irak auf Kuwait (August 1990 bis Januar 1991). Die Preise schnellten zu Beginn der Invasion nach oben, teilweise deshalb, weil die Besorgnis vorherrschte, dass die irakische Armee die ölproduzierenden östlichen Provinzen Saudi Arabiens beschädigen könnte. Die Preise reagierten blitzschnell auf das Ereignis und spiegelten dabei sowohl die gewachsene Bedeutung von Investoren und Spekulanten am Ölmarkt als auch die Präsenz von börsengehandelten Ölmärkten wider. Man muss dabei in Betracht ziehen, dass die höchsten Preise zu Beginn der Invasion auftraten und, dass die Preise nach Einleitung des US-Luftkriegs im Januar 1991 dramatisch nach unten fielen, auch weil dies mit der Freigabe von strategischen Ölreserven durch IEAMitglieder einherging. Darüber hinaus war Saudi Arabien in der Lage, den Anteil der Ölproduktion, der in Kuwait verloren ging, durch eine kräftige Produktionsausweitung bereitzustellen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Preiserhöhung als Reaktion auf den Angriff des Irak durch Maßnahmen der IEA und anderer ölproduzierender Länder mehr als rückgängig gemacht werden konnte.

• Im Jahre 2003 trugen der Einmarsch in den Irak und zivile Unruhen in Nigeria dazu bei, dass der Ölpreis zeitweilig um 50% anstieg. Dies spiegelte auch den unmittelbaren Verlust der irakischen Ölproduktion wider, welche letztlich durch die Freigabe der IEA Lagerreserven und eine Ausdehnung der saudi-arabischen Ölproduktion ersetzt wurde. Nichtsdestotrotz muss festgehalten werden, dass die Ölpreise nicht auf das Niveau der Vorkriegsperiode zurückgefallen sind. Ein starker Anstieg der Ölnachfrage Chinas zehrte die ungenutzten Produktionskapazitäten auf. Dadurch standen der Welt bis Oktober 2004 nur sehr wenig zusätzliche Produktionskapazitäten zur Verfügung, um im Falle einer Angebotsunterbrechung zu reagieren.

• Die Hurrikane “Katrina” and “Rita” ereigneten sich zu einer Zeit als freie Produktionskapazitäten knapp waren. Als die Zerstörungen ihren Höchststand erreicht hatten, war die Ölproduktion im Golf von Mexico um 1,5 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Verluste bei den Raffinerieanlagen hatten in diesem Falle einen größeren Einfluß auf die Preise als Verluste bei der Rohölproduktion. Dies veranlasste die IEA, Lagerbestände an Ölprodukten, die sich hauptsächlich in Europa befanden, freizugeben und trug maßgeblich zu einem Sinken des Ölpreises bei. Darüber hinaus verringerten die Verluste der Raffinerie-Produktionskapazitäten den Bedarf an Rohöl und beschränkten den Preisanstieg von Rohöl.


Welche Lehren können wir aus den vergangenen Ereignissen ziehen und auf künftige Ölangebotsunterbrechungen anwenden?

In den siebziger und achtziger Jahren trugen die Abwesenheit von börsengehandelten Ölmärkten und das daraus resultierende Fehlen von Finanzinvestoren zu ausgeprägten Preisausschlägen bei, die sich nicht schnell wieder umkehrten. Bevor die IEA stragische Lagerbestände für den Fall von Angebotsunterbrechungen aufzubauen begann, gab es keine unmittelbare Angebotsreaktion, die die Ölpreise wieder auf Normalniveau brachte. Aus diesem Grunde verblieben die Ölpreise in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum auf hohem Nivau.

In der jüngeren Vergangenheit trugen liquide börsengehandelte Ölmärkte zu einer deutlichen, unmittelbaren Preisreaktion auf eine Angebotsunterbrechung bei. Das Potenzial eines Preisanstiegs ist durch die Möglichkeit beschränkt, dass die IEA jederzeit strategische Lagerbestände freigeben kann. Bei Freigabe derartiger Lagerbestände reagieren die Preise ebenso deutlich und unmittelbar nach unten, da die liquiden Ölmärkte in der Lage sind, effizient neue Preise zu bestimmen.

Die einzige alternative angebotsseitige Reaktion auf Angebotsunterbrechungen ist der Einsatz freier Produktionskapazitäten. Diese befinden sich fast ausschließlich in den OPECMitgliedsstaaten, wobei Saudi Arabien 80% aller freien Kapazitäten besitzt. Im Jahre 2004 fielen die freien Produktionskapazitäten auf das historisch niedrigste Niveau. Derzeit belaufen sie sich aufgrund der signifikanten Produktionsbeschränkungen der OPEC seit dem vergangenen Jahr auf 5 Mio. Barrel pro Tag. Im Gegensatz zur Vergangenheit wird Öl heute von einer deutlich größeren Anzahl von Ländern bereitgestellt. Durch einen höheren Diversifizierungsgrad der Ölanbieter hat sich die Sicherheit des Ölangebots erhöht.





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