Rohstoffe kompakt Agrar: Preise in Paris - mehr als ein Abziehbild der US-Vorgaben


Hier kommt ein nicht unwichtiger Aspekt ins Spiel: International sind genveränderte Maissorten bereits dominierend, die aber in der EU fast vollständig verboten sind. Bei der sich als wichtiger Anbieter am Maismarkt etablierenden Ukraine spielen genveränderte Sorten dagegen keine Rolle, da sie kommerziell nicht angewendet werden dürfen.
Nun hat die EU als Reaktion auf die schlechte Ernte in 2012 auch den Import von genverändertem Mais der Sorte MIR162 der schweizerischen Firma Syngenta zur Verwendung in Lebensmitteln und Tierfutter erlaubt. Damit sind vor allem Importe aus Brasilien einfacher möglich. Eine andere Maissorte des Saatgutproduzenten Monsanto war bereits vorher bei Kennzeichnung zum Import und zur Verarbeitung erlaubt, allerdings durch eine umstrittene Studie in Verruf geraten, die daraufhin von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) überprüft und als unzulänglich bewertet wurde. Daher wird der Mais weiterhin als sicher eingestuft.
Nach Uneinigkeiten zwischen den Mitgliedstaaten wird die EU-Kommission wohl bald einige weitere genveränderte Maissorten zum Import, nicht aber zum Anbau zulassen. Aufgrund der unterschiedlichen Regelungen der Staaten bei der Bewertung von Genmais,kann Mais nicht als homogenes Gut betrachtet werden. Eine hohe internationale Verfügbarkeit an Genmais kann so letztlich nur indirekt die EU-Preise reduzieren, wenn durch Verschiebungen bei den Handelsströmen vermehrt nicht-genveränderter Mais zum Import in die EU angeboten wird und/oder wie zuletzt ad-hoc- Maßnahmen ergriffen werden.

Die Verwendung von gentechnisch veränderten Sorten imMaisanbau ist international stark gestiegen. Vorreiter waren die USA, bei denen im Jahr 2012 im Durchschnitt 88% des angepflanzten Mais genveränderte Sorten waren. Noch im Jahr 2000 waren es nur 25% gewesen. Brasilien hat in den letzten Jahren stark aufgeholt: Nach Angaben des brasilianischen Instituts Celeres soll der Anteil von Gen-Mais für die Ernte 2012/13 nach einem steilen Anstieg in den letzten Jahren über 75% - bei Sojabohnen sogar fast 90% – betragen.
Der starke Anstieg der brasilianischen Exporte in die EU, die sich nach der Ächtung genveränderter Sorten in 1997/98 durch den Einbruch bei US-Ware ergaben, ist dadurch nun auch unter Druck geraten. Zur Produktion innerhalb der EU sind bisher überhauptnur zwei genveränderte Produkte zugelassen: die Kartoffel Amflora und seit 1998 die Maissorte MON 810 der Firma Monsanto. Dabei schwankte die Anbaufläche für MON 810 in den letzen Jahren um die 100.000 Hektar, zumeist in Spanien und einigen osteuropäischen Staaten. In anderen Ländern, darunter Deutschland und Frankreich, sind länderspezifische Anbauverbote in Kraft.
Auch wenn anders als in den USA die relative Bedeutung von Weizen in der EU sehr viel größer ist als die von Mais, hat auch in der EU das Interesse am Börsenhandel mit Maiskontrakten in den letzten Jahren stark zugenommen. Dabei sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass das Handelsvolumen bei Mais an der Börse in Paris seit Jahresbeginn im Durchschnitt nur 1/10 des Volumens im Weizenhandel erreicht und sich im Vergleich zum Volumen des Maishandels an der CBOT, der zweistellige Millionen-Tonnen-Größen an Mais repräsentiert, meist noch nicht einmal im Hundertstel-Bereich dessen bewegt.
Die Aussicht auf eine Rekordernte in den USA, einen beträchtlichen globalen Angebotsüberschuss von knapp 30 Mio. Tonnen und einen enstspechenden Anstieg der globalen Lagerendbestände im Erntejahr 2013/14 machteine Abwärtsrevision der Preisprognose für US-Mais erforderlich. Ein Risiko für die aktuell optimistischen Ernteerwartungen stellt der nach wie vor bestehende Rückstand der Pflanzenentwicklung dar, welcher im weiteren Ernteverlauf zu bislang nicht inden Prognosen berücksichtigten Ertragseinbußen führen kann.
Das größte Risiko liegtdabei in frühen Frostperioden im Herbst, weil die Ernte in den USA in diesem Jahr aufgrund der verzögerten Aussaat und damit verbunden auch verspäteten Erntereife erst später beginnen wird. Aufgrund des auf ein 3-Jahrestief gesunkenen Maispreises dürfte zudem die Nachfrage nach US-Mais für den Export und als Futtermittel anziehen. Wir rechnen daher mit einem Maispreis von 5 USD je Scheffel am Jahresende, was etwas über dem in der Terminkurve implizierten Preis liegt. Im kommenden Jahr dürfte der US-Maispreis auf durchschnittlich 5,3 USD je Scheffel steigen.
Neben der stärkeren Nachfrage dürfte Mais dann auch von eineraufgrund der in diesem Jahr schwachen Preisentwicklung zu erwartenden Kürzung der Anbaufläche Unterstützung erhalten. Der Maispreis in Paris dürfte analog dazu im ersten Quartal 2014 bei 170 EUR je Tonne den Tiefpunkt erreichen und bis Ende 2014 auf 185 EUR jeTonne steigen.
Auf einen Blick


