Rohstoffe kompakt Agrar: Preise in Paris - mehr als ein Abziehbild der US-Vorgaben


Biodiesel:
Der Auftrieb für Raps in der EU und vor allem in Deutschland wäre nicht denkbar gewesen ohne die politische Förderung, die Produktion und Absatz von Biodiesel über Jahre hinweg genossen. Dabei kamen vor allem Steuervergünstigungen und Beimischungsverpflichtungen zu Einsatz. Als diese Förderung merklich beschnitten wurde und die Steuervorteile wegfielen, sanken die Absatzmöglichkeiten prompt erheblich ab, und der deutsche Biodieselverbrauch war bereits im Jahr 200920% niedriger als noch 2007. Mit ihm sank auch die Produktion von Biodiesel merklich. OECD und FAO erwarten allerdings, dass in der EU sowohl Produktion als auch Verbrauch in den nächsten Jahren wieder steigen werden.

Auch wenn die EU-Kommission ihre Prognose jüngst leichtreduzierte, soll in der EU die Erntemenge dieses Jahr ansteigen und bei rund 20 Mio. Tonnen zu liegen, darunter in Deutschland gut 5 Mio. Tonnen, manchen Schätzungen zufolge sogar knapp 6 Mio. Tonnen. Dabei werden die Schäden aus den Überflutungen insgesamt als begrenzt angesehen. Deutschland übertrifft damit in diesem Jahr Frankreich, das flächen- und ertragsbedingte Einbußen gegenüber dem Vorjahr zu erwarten hat.
Besonders stark dürfte der Anstieg in Bulgarien, Ungarn und Rumänien ausfallen, die im Vorjahr unter Auswinterungsschäden und Trockenheit zu leiden hatten. Höher wird die Produktion auch in der Ukraine ausfallen, die der größte Lieferant in die EU ist. Trotz der ersten Flächenreduktion seit sieben Jahren in Kanada - die der dortige Anbauverband aber angesichts steigender weltweiter Nachfrage nach Pflanzenölen nur für vorübergehend hält – soll dort die Produktion um 9% zulegen. Weltweit erwartet das USDA ein Plus von über 3% auf einen neuen Rekord von 64,8 Mio. Tonnen.
Dies soll nur knapp ausreichen, um den Bedarf zu decken. In den Vorjahren waren sogar erhebliche Defizite aufgelaufen (Grafik 4), die dasLager-Verbrauchs-Verhältnis auf sehr niedrige 4% haben absinken lassen. Der Internationale Getreiderat erwartet, dass die Marktlage bei Raps auch in 2013/14 "extrem knapp" bleiben wird.
Während der Rapspreis im vergangenen Jahr aufgrund der Knappheit am Rapsmarkt selbst, vor allem aber aufgrund der angespannten Marktsituation bei den konkurrierenden Sojabohnen und Mais auf Rekordniveau steigen konnte, ist die Situation in diesem Jahr eine andere. Vor allem der globale Maismarkt stellt sich mit der Perspektive einer US-Rekordernte 2013 inzwischen deutlich entspannter dar als vor Jahresfrist. Ähnliches gilt für Sojabohnen, wo ebenfalls eine Rekordernte in den USA erwartet wird.

Auch wenn die Aussaat erst im September beginnt, wird für den größten südamerikanischen Sojabohnenproduzenten Brasilien ebenfalls eine Rekordernte von 85 bis 88 Mio. Tonnen erwartet. Raps hat sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln können (Grafik 5). Die auf 3-Jahreshoch erwartete EU-Ernte tat ihr Übriges, dass die Rapspreise zuletzt stark unter Druck gerieten und mit unter 370 EUR je Tonne im meistgehandelten Kontrakt so niedrig notieren wie zuletzt im August 2010. Die Versorgungslage bei Rapsist gemessen am sehr niedrigen Lager-Verbrauchs-Verhältnis weiterhin knapp.
Die Nachfragekönnte zudem vom niedrigeren Preisniveau profitieren. Aufgrund rekordhoch erwarteter Sojabohnenernten in den USA und Südamerika und einer steigenden Rapsernte in der EU, der Ukraine und Kanada ist das Aufwärtspotenzial für die Rapspreise allerdings begrenzt. Wir rechnen daher mit einem moderaten Preisanstieg auf 390 EUR je Tonne bis zum Jahresende und einem durchschnittlichen Rapspreis von 400 EUR je Tonne imJahr 2014.
Noch unklar ist die politische Perspektive: Nach derjüngsten Empfehlung des EU-Umweltausschusses dürfte wohl auch das EU-Parlament fordern, die Anrechnung klassischer Biokraftstoffe ("1. Generation") auf 5,5% am Kraftstoffverbrauch des Transportsektors einzufrieren, da ihre Umweltverträglichkeit zunehmend kritischer gesehen wird. Noch ist aber keine Entscheidung in Sicht, für die zunächst Einigkeit zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und Ministerrat hergestellt werden müsste.