Edelmetalle Aktuell


In der turnusmäßigen Veröffentlichung des World Gold Council für die aktuellen Entwicklungen der Edelmetallmärkte im 3. Quartal zeigt sich ein äußerst interessantes Bild. So stieg im dritten Quartal die weltweite Goldnachfrage um 6 Prozent auf ein neues 18 Monatshoch. Dabei hat die Nachfrage aus dem chinesischen Schmuckmarkt, mit einem Wachstum um 13 Prozent zum ersten Mal den indischen Schmuckmarkt von seinem ersten Platz verdrängt. (In unserer letzten Ausgabe haben wir irrtümlich von einem Null Wachstum im chinesischen Schmuckmarkt berichtet, tatsächlich hat der Markt ein überdurchschnittliches Wachstum in den letzten 10 Jahren erreicht.)
Auf Jahresbasis stieg der Verbrauch im Investmentbereich global auf 468,1 Tonnen. Das ist eine satte Steigerung um 33 Prozent.
Dabei bauten die Zentralbanken ihre Bestände im 3. Quartal um 148,4 Tonnen aus, gegenüber nur 22,6 Tonnen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das letzte Quartal 2011 rechnet das WGC mit weiteren Zentralbankkäufen in der Größenordnung von 90 Tonnen. Damit würde das Gesamtjahr ein Zentralbankvolumen von 450 Tonnen und somit ein neues Rekordhoch erreichen.
Wie angespannt die Lage in der Euro-Zone ist, zeigt ein Barometer der EU-Kommission. Der Economic Sentiment Index sank im November von 94,8 Punkten des Vormonats auf 93,7 Punkte. Abgefragt werden beim ESI die Stimmung in der Industrie, bei Dienstleistern, im Handel, in der Baubranche und bei Verbrauchern. Auch die neue Regierung in Spanien und Italien mit ihren drastischen Sparpaketen konnten nicht zur Beruhigung beitragen. Die Rating-Agenturen sprachen den Politikern ihr Misstrauen aus. S&P und Fitch senkten die Ausblicke/Bonitätsnoten für einige G7 Nationen, so auch Frankreich und die USA.
Gleichzeitig parken die europäischen Banken immer mehr Geld über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfang letzter Woche beliefen sich diese Einlagen bereits auf 333 Milliarden Euro. Ein Rekord ist das allerdings noch nicht. Im Juni 2010, im Rahmen der ersten Griechenlandkrise, wurden 384 Milliarden Euro bei der Notenbank in Sicherheit gebracht.
Die Zentralbanken fürchten den Liquiditätsengpass bei den Banken vielleicht gerade auch, weil den Staaten die Möglichkeit abgesprochen wird, für das Bankensystem geradezustehen.
Dazu förderte der Banken-Stresstest die erwarteten Ergebnisse zu Tage. Den deutschen Banken fehlen bis zu 13 Mrd. Euro, den europäischen Banken sogar 115 Mrd. Euro, um die anstehenden Eigenkapitalanforderungen (nach der nötigen Bilanzbereinigung) zu erfüllen.
Am 30.11.2011 reagierten schließlich die Zentralbanken in einer geschlossenen Aktion. EZB, Bank of England, FED, BOJ, Schweizer Nationalbank fluteten den Markt mit billiger Liquidität. Daraufhin stieg Gold um 20 $, die kurzfristigen Zinsen schwächten sich stark ab, der langfristige Zins blieb aber nahezu unverändert. Euro/USD stieg um nahe zu 2 Euro-Cent auf 1,3460. Auch die Zentralbanken in Asien lockerten Ihre Geldpolitik, so senkte die People Bank of China den Satz, den die Banken hinterlegen müssen, um einen halben Prozentpunkt auf 21 Prozent.
Diese konzertierte Aktion der Zentralbanken soll den Banken eine Ausweitung der Kreditvergabe ermöglichen und den gesamten Wirtschaftskreislauf entlasten. Ein weiterer Schritt die oben genannten Maßnahmen zur Stabilisierung zu unterfüttern, war letztlich auch die Zinssenkung durch die EZB.
Verglichen mit der Stimmung im Land, läuft die Realwirtschaft in Deutschland jedenfalls besser als erwartet. So haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2011 Waren im Wert von einer Billion Euro exportiert. Dies übersteigt sogar das bisherige Boomjahr aus 2008. Der Bundesverband Groß- und Außenhandel erwartet für 2012 noch einen weiteren Zuwachs um 6 Prozent.
Anfang Dezember war es dann soweit, auch Deutschland kommt im Ratingsumpf unter die Räder, die Ratingagentur S&P strafte die Unentschlossenheit der Euro-Zone ab und kündigte eine Überprüfung von Deutschland und Frankreich, sowie 13 weiterer Eurostaaten an. Daraufhin kamen die Metalle wieder unter Druck, Gold verlor 25 $ je Unze, Silber 1 $.
Der EU Gipfel vergangene Woche brachte eine überraschende Einigung der EU - Länder auf eine bessere Haushalt- bzw. Ausgabendisziplin. Hier haben sich Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy mit ihren Plänen zur Stärkung der Währungsunion durchgesetzt. Diese beinhalten im Wesentlichen: Strafen für Defizitsünder, die Schonung von Banken und das vorgezogene Aufspannen des dauerhaften Rettungsschirms ESM. Auch zusätzliche Mittel des IWF (durch Europa finanziert) sind Teil des Planes.
Die eigentliche Eurorettung wurde fast zeitgleich aus China gemeldet. Die Zentralbank kündigte einen neuen Mega-Fonds im Gesamtvolumen von 300 Mrd. USD an, der frisches Geld in die Eurozone und nach Amerika pumpen soll.
Während die Terminbörsen kein einheitliches Bild bei den Zu- und Abflüssen zeigen, sind bei den ETF- Beständen sukzessive Mittelzuflüsse, ungebremst seit mittlerweile neun Wochen zu beobachten.
Gold scheint zur Zeit in einer schwierigen Rolle. Auf der einen Seite ist es der Stabilitätsanker in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise, auf der anderen Seite gibt es gerade in den letzten Tagen vermehrte Anzeichen, dass Gold sich mehr und mehr im Sog der Aktien- und Zinsmärkte befindet.
Die aktuelle Verfügbarkeit bei den Investmentbarren ist bereits stark geprägt durch das Jahresendgeschäft und zeigt erste Spuren. Einzelne Barrengrößen sind bereits ausverkauft und erst im Neuen Jahr wieder lieferbar.