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Reis und Kautschuk - zwei “asiatische“ Rohstoffe

25.11.2009  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Die Preise von Reis und Kautschuk sind seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. Die Verteuerung ist an beiden Märkten gut unterstützt: Der Reismarkt dürfte im laufenden Erntejahr ein Defizit aufweisen. Denn Indien, auf das in den letzten Jahren bis zu ein Fünftel der Weltexporte entfiel, dürfte wegen dürrebedingter Ernteausfälle zum Nettoimporteur werden. Dagegen profitiert Kautschuk, das vorwiegend zur Reifenproduktion verwendet wird, derzeit von der Erholung der Automobilkonjunktur und der Verteuerung des aus Rohöl hergestellten Substituts synthetischer Kautschuk. Die sich belebende Nachfrage trifft auf eine gesunkene Produktion, die zu über 90% auf Asien entfällt und unter den dortigen ungünstigen Witterungsbedingungen leidet.


Reis: Trotz Verknappung des Angebots kein erneuter Preissprung zu erwarten

Die Preise für groben Reis an der CBOT sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen und haben mit 15,3 USD je 100 Pfund wieder ein ähnlich hohes Niveau wie im letzten Winter erreicht. Im Frühjahr 2008 waren die Reispreise in der Spitze auf fast 25 USD gestiegen (Grafik 1) und hatten damit in einigen Ländern, etwa in Ägypten, Kamerun und Haiti, zu gewalttätigen Unruhen geführt. Als Grundnahrungsmittel vor allem ärmerer Bevölkerungsschichten steht Reis auch in Zusammenhang mit der politischen Stabilität vieler Länder. Aus diesem Grund gewinnt die staatliche Lagerhaltung an Bedeutung. Dabei wird in Asien neben nationalen Vorräten auch eine aus nationalen Quellen gespeiste regionale Lagerhaltung als Pilotprojekt verfolgt. Diese East Asia Emergency Rice Reserve umfasst China, Japan, Südkorea und die 10 südostasiatischen ASEAN-Länder. Die Kosten der Lagerhaltung werden derzeit noch vollständig von Japan getragen, das selbst beinahe Selbstversorger bei Reis ist.

Der mit Abstand weltgrößte Reisproduzent und –konsument China stellte 2008/09 lediglich 3% der Weltexporte und spielt daher auf dem Weltmarkt kaum eine Rolle. Dagegen könnte das zweitgrößte Erzeuger- und Verbrauchsland Indien (Grafik 2) in diesem Jahr seine ehemals wichtige Rolle als Nettoexporteur verlieren. Während der indische Anteil an den weltweiten Exporten bis 2007 meist zwischen 15 und 20% schwankte, ist er in den vergangenen beiden Jahren aufgrund des gestiegenen Eigenbedarfs unter 10% gesunken. Die diesjährige Produktion Indiens leidet unter der Dürre im Land und könnte nach Angaben des USLandwirtschaftsministeriums (USDA) in dem im Oktober begonnenen Erntejahr 2009/10 um 16 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als im Vorjahr, als mit 99 Mio. Tonnen eine Rekordernte zu verzeichnen war.

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Die Nachfrage ist in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 3% pro Jahr auf 93 Mio. Tonnen gestiegen und dürfte die heimische Produktion in diesem Erntejahr trotz eines erwarteten Rückgangs übersteigen. In der Folge ist damit zu rechnen, dass die Reislagerbestände in Indien in diesem Erntejahr deutlich abschmelzen werden (Grafik 3). Das USDA rechnet mit einem Lagerabbau um 7,1 Mio. auf nur noch 9,9 Mio. Tonnen zum Ende des Erntejahres 2009/10. Um Importe zu erleichtern, hat die indische Regierung bereits die Importsteuer aufgehoben. Außerdem hat Indien auf Regierungsebene bereits Gespräche mit Thailand und Vietnam über entsprechende Lieferverträge aufgenommen.

Solche Importe würden zunächst am Markt vorbei abgewickelt und zur Aufstockung der staatlichen Lager verwendet. Auch wenn Indiens Agrarminister bisher offiziell keinen Importbedarf sieht, mehren sich die Stimmen, die das Land in 2010 als Nettoimporteur sehen. Exemplarisch prognostiziert etwa das International Rice Research Institute (IRRI) Importe in Höhe von 3 Mio. Tonnen. Es wäre das erste Mal seit 21 Jahren, dass Indien den Status eines Nettoimportlandes bei Reis hätte. Das IRRI schätzt, dass die indische Produktion an Reis in der feuchten Saison, die ca. 80% der Gesamtproduktion stellt, in diesem Jahr aufgrund des schwächsten Monsuns seit 1972 auf 65 Mio. Tonnen sinken könnte, von 85 Mio. Tonnen im letzten Jahr.

Auch die Produktion des drittgrößten Reisproduzenten Indonesien könnte angesichts der mit dem Wetterphänomen El Nino verbundenen Dürre leiden und nach 38,3 Mio. Tonnen in 2008/09 auf nun 37,6 Mio. Tonnen in 2009/10 zurückgehen. In den Philippinen wurde das Angebot durch Taifunschäden stark beeinträchtigt: Schätzungen sprechen von einem Verlust in Höhe von 1,3 Mio. Tonnen. Daher werden sich die Philippinen verstärkt auf dem Weltmarkt eindecken müssen. 2008/09 vereinigte das Land bereits 7% der weltweiten Importe auf sich.

Aufgrund von Bedenken, dass die Preise auf das Niveau von 2008 steigen könnten, hatten die Philippinen bereits früher als in den Vorjahren ihr Reisimportprogramm gestartet. 2008 wurden insgesamt 2,4 Mio. Tonnen importiert, der bisherige Rekord. Nach Schätzungen des USLandwirtschaftsministeriums werden die Importe in diesem Jahr ähnlich hoch liegen, nach Angaben der nationalen Nahrungsmittelbehörde der Philippinen sind sogar mehr als 3 Mio. Tonnen möglich. Dies würde 10% der vom USDA geschätzten weltweiten Importe entsprechen.





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