Weltstahlverband prognostiziert historischen Nachfrageeinbruch

Besonders schwer wiegt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass China als weltgrößter Anbieter (knapp 40% der Weltproduktion) die Stahlherstellung seit Dezember schon wieder um rund 20% auf den höchsten Stand seit dem Rekordmonat Juni 2008 erhöht hat. Entgegen dem selbst erklärten Ziel der chinesischen Industrie, die Stahlproduktion um knapp 10% ggü. 2008 auf 460 Mio. t zu reduzieren, summiert sich der Stahloutput Chinas bereits nach Q1/2009 auf 127 Mio. t. Wir halten diese Entwicklung für sehr bedenklich, da den Produktionssteigerungen u.E. kein entsprechender Nachfrageanstieg entgegensteht (siehe z.B. Stahlexporte in obigem Chart). Sollte hier nicht bald ein Umdenken einsetzen, wird es - trotz der Anstrengungen in anderen Regionen - kaum möglich sein, die Angebotsüberschüsse am Weltmarkt zu beseitigen.

Angebotsdisziplin entscheidend für Stahlpreise
Aus Produzentensicht ist die Angebotsdisziplin (sprich: Aufrechterhaltung der Kürzungsmaßnahmen) um so wichtiger, da diese ausschlaggebend für die weitere Preisentwicklung am Stahlmarkt sein wird. Denn selbst im unwahrscheinlichen Falle einer zügigen Nachfrageerholung dürften die aktuellen Kapazitäten den Bedarf am Weltmarkt noch deutlich übersteigen und somit weiter auf den Stahlpreisen lasten. So konnten die im bisherigen Jahresverlauf erfolgten Produktionskürzungen den scharfen Preisverfall zwar deutlich abbremsen (Chart Mitte). Für eine Bodenbildung oder gar eine Trendwende war dies - zumindest bei den höherwertigen Stahlsorten - noch nicht ausreichend.
Auch die an der LME in London gehandelten Stahl-Terminkontrakte (steel billets) zeigten sich seit Jahresbeginn - entsprechend den Bedingungen am physischen Markt - weiter schwach. Anfang März markierte der für die Region Mittelmeerraum maßgebliche 3-Monatskontrakt ein neues Jahrestief bei 260 USD/t. Seither registrierten die LME-Stahlpreise infolge einer (saisonal) leicht anziehenden Nachfrage nach Baustahl eine Erholung auf zuletzt rund 345 USD/t. Das Handelsvolumen der Stahlfutures nimmt indes weiter zu, bleibt aber ggü. den etablierten NE-Metallkontrakten gering. In den 12 Monaten seit dem hard launch wurden rund 1,55 Mio. t Stahl an der LME gehandelt. Aluminium, das heute mit Abstand liquideste LME-Produkt, kam im ersten Handelsjahr 1978 auf 1 Mio. t.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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