Agrar: Kräftige Sprünge bei Mais, Sojabohnen und Kakao


Die eigentlichen Performance-Stars der abgelaufenen Woche kamen aus dem Sektor Industriemetalle, aber die Ergebnisse der gecoverten Futures des Agrarsektor zwischen knapp 4% (Baumwolle) und gut 10% (Mais) sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Insbesondere Sojabohnen und Mais wurden am vergangenen Freitag ja noch “limit down“ gehandelt, aber trotz dieses “schwarzen“ Ausrutschers ergibt sich im zweiwöchigen Vergleich der Schlusskurse nun ein wirklich bullishes Ergebnis der Futures von knapp 12,7% (Sojabohnen) bzw. 16,7% (Mais).

Investmentindustrie aktuell zurückhaltend
Der jüngste COT Report deutet darauf hin, dass die schlimmen Vorwürfe während der letzten beiden Jahre, die Investmentindustrie wäre für die Preisexplosion der Agrarrohstoffe verantwortlich, für den aktuellen Neustart gar nicht zu halten sind: Die spekulativen netto Longpositionen der “Non Commercials“ wurden z.B. für Mais um weniger als 3% aufgestockt und machen dennochweniger als 17% des Open Interests aus. Bei Sojabohnen wurden sogar Positionen abgebaut und der Anteil am Open Interest lag anschließend unter 19%.
Die treibenden Kräfte kommen hier also aus einer anderen Quelle und in den täglichen Kommentaren werden für beide Richtungen der Kurse in jüngerer Zeit immer nur der Ölpreis und der USD (mit negativer Korrelation) als Schlüsselgrößen genannt - fundamentale Ereignisse wie das Erntewetter oder Ertragsprognosen gehören kurzfristig zu den Feinheiten.

Getreideernte entspannend, Softs eher gemischt
Trotz der kurzfristigen Dominanz der erwarteten Weltkonjunktur-, Energiepreis- und Devisenkursentwicklung sollen hier noch die jüngsten fundamentalen Neuigkeiten erwähnt werden, die mittelfristig Spuren hinterlassen dürften: Die Ukraine als einer der wichtigsten Getreideproduzenten der Welt hat die Produktion im Erntejahr 2008 von 29,3 Mio. t auf 43 Mio. t steigern können, woran die Weizenernte mit 26 Mio. t (nach 14 Mio. t) den Löwenanteil ausmacht. Die Exportprognose des Landwirtschaftsministeriums wurde von 17,5 Mio. t auf über 20 Mio. t angehoben.
Die indischen Lagerbestände für Reis und Weizen übertreffen bereits deutlich die staatlichen Zielgrößen. Die Zusage der Regierung, auf Strafzölle für Zuckerexporte zu verzichten, nützt allerdings wenig, wenn stattdessen die Streichung existierender Exportanreize diskutiert wird. Und die internationale Kakaoorganisation “ICCO“ erhöhte ihr prognostiziertes Produktionsdefizit des laufenden Erntejahres drastisch von 41.000 t auf 88.000 t.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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