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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Wer gibt den Ton an?

23.08.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Unsere Prognose für den EU-Weizenpreis in Paris für Q4 2017 lautet auf 170 EUR je Tonne. Da der Weizenpreis in Paris vornehmlich von der Angebotslage in Frankreich bestimmt wird, spielen die Ernteausfälle in den EU-Ländern außerhalb Frankreichs momentan noch kaum eine Rolle.

Das für den Export zur Verfügung stehende Angebot aus Russland dürfte im Jahresverlauf zurückgehen, so dass EU-Weizen, v.a. aus Frankreich, danach wieder stärker gefragt sein dürfte. Dann könnten auch die besagten Knappheiten in Teilen der Europäischen Union eine Rolle spielen, da sie das Exportpotenzial der EU begrenzen. Sowohl in Paris als auch in Chicago dürfte der Weizenpreis 2018 moderat steigen.

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Mais:

Am globalen Maismarkt deutet sich eine Wende an: Nach einer Reihe von Überschussjahren, die zuletzt noch von Rekordernten in den USA, Brasilien und Argentinien gekrönt wurden, dürfte das kommende Jahr 2017/18 ein erhebliches Angebotsdefizit aufweisen (Grafik 5). Das USDA beziffert dieses in seiner August-Schätzung auf 28 Mio. Tonnen, der IGC derzeit sogar auf 34 Mio. Tonnen. In den USA wurde eine um 3% reduzierte Fläche mit Mais eingesät und auch die Pflanzenbewertungen liegen nach dem Ausnahmejahr 2016 derzeit wieder näher am Durchschnitt der Vorjahre.

Das USDA geht deshalb davon aus, dass in diesem Jahr 6,5% weniger Mais geerntet wird - noch immer aber die zweithöchste Menge aller Zeiten. Die US-Maisexporte sollen entsprechend um 9,5 Mio. Tonnen oder 17% fallen. Der IGC erwartet sogar einen Rückgang der US-Erntemenge um 8,5%. Leicht rückläufige Maisernten werden nach den 2016/17erzielten Rekordwerten auch für Brasilien und Argentinien vorhergesagt (Grafik 6).

Das USDA erwartet dennoch bei beiden Ländern stabile Exporte, während der IGC mit einem Rückgang um 2,5-3,5 Mio. Tonnen rechnet. In Südafrika ist mit einem kräftigen Rückgang der Produktion und der Exporte zu rechnen. Auch die Ukraine dürfte bestenfalls ein wenig mehr Mais ernten als im Vorjahr und die Exporte auf dem Vorjahresniveau verharren. Für die EU-Maisernte prognostiziert das USDA inzwischen einen Rückgang um knapp 2% gegenüber 2016/17.

Die EU-Kommission rechnet anstelle eines ursprünglich auf 10% angegebenen Plus gegenüber der Erntemenge des Vorjahres nun sogar mit einem Rückgang um 4,4% auf ein 5-Jahrestief von 58,4 Mio. Tonnen. Die zunächst erwartete deutliche Flächenausdehnung hat sich nicht realisiert. Hinzu kommen deutlich geringere Erträge aufgrund von Hitze und Trockenheit in den südöstlichen Ländern der EU. Davon waren auch bedeutende Maisproduzenten wie Ungarn und Rumänien betroffen. Die Maisimporte in die EU sollen in der Folge auf ein Rekordniveau von gut 15 Mio. Tonnen steigen.

Als wichtigster Anbieter kommt nur die Ukraine in Frage, da die USA wegen der genmodifizierten Maissorten als alternativer Anbieter weitgehend ausscheiden. Dennoch hat die EU entschieden, erstmals seit drei Jahren wieder Zölle auf Maisimporte zu erheben. Damit soll die relative Verteuerung der heimischen Ware gegenüber ausländischer Ware aufgrund der Euroaufwertung ausgeglichen werden. Dass Mais in der EU teurer sein sollte als auf dem Weltmarkt, ist aufgrund der prognostizierten Knappheit plausibel.

Allerdings ist der Maispreis in Paris als Benchmark momentan in seiner Aussagekraft begrenzt, da er weitgehend die Versorgungslage in Frankreich reflektiert. Dort soll die Maisernte im Gegensatz zur EU insgesamt im Vorjahresvergleich steigen. Das französische Agrarministerium erwartet, dass die Maisernte des Landes zwar deutlich unter dem 5-Jahresdurchschnitt bleibt, aber immerhin 9% höher als im Vorjahr ausfällt.

Der Maispreis in Chicago hat im Schlepptau von Weizen im Juli erstmals seit gut einem Jahr kurzzeitig die Marke von 400 US-Cents je Scheffel überschritten (Grafik 7). Aktuell notiert er vor allem wegen der zuletzt besseren Wetterbedingungen in den USA nur noch bei 365 US-Cents je Scheffel.

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Das sich abzeichnende deutliche Angebotsdefizit und der damit verbundene merkliche Abbau der globalen Maisbestände sowie das geringere Exportangebot bei gleichzeitig rekordhohen Importen aus der EU sprechen für einen wieder steigenden Maispreis.

Wir prognostizieren einen Anstieg auf 380 US-Cents je Scheffel im vierten Quartal 2017. Im nächsten Jahr gehen wir von einem weiteren Preisanstieg auf 400 US-Cents je Scheffel im Jahresdurchschnitt aus. Den Preis in Paris erwarten wir im vierten Quartal 2017 bei 170 Euro je Tonne und bei 175 Euro je Tonne im Jahresdurchschnitt 2018. Denn wenn die außerhalb Frankreichs zunehmende Knappheit an EU-Mais immer mehr auch innerhalb Frankreichs spürbar wird, dürfte dies dem Preis einen Impuls geben.



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