Softs: Die prognostizierten Defizite werden immer greifbarer

Uns jedenfalls lassen niedrige Lagerbestände und die damit einhergehende hohe Anfälligkeit für negative Angebotsschocks steigende Notierungen erwarten. Eine erwartete weitere Abwertung des Brasilianischen Real dürfte allerdings einen dämpfenden Effekt haben. Daher prognostizieren wir für das vierte Quartal einen Arabica-Preis von 135 US-Cents je Pfund. Für Robusta erwarten wir im vierten Quartal einen Preis von 1.700 USD je Tonne.

Kakao:
Nach dem weiteren kräftigen Preisanstieg in der ersten Jahreshäfte musste der Kakaopreis in London zwischen Mitte Juli und Mitte August nach enttäuschenden Verarbeitungsdaten für das zweite Quartal einen kräftigen Rückschlag um fast 10% hinnehmen. Zwar stieg er danach wieder kräftig auf über 2.250 GBP je Tonne, doch haben Regenfälle in Westafrika und skeptische Erwartungen zu den Verarbeitungsdaten für das dritte Quartal die Preisentwicklung zuletzt wieder gedämpft. Kakao kostet derzeit in London 2.100 GBP je Tonne.
Die Internationale Kakaoorganisation ICCO weist zwar darauf hin, dass sich in den letzten 10 Jahren Angebot und Nachfrage grob die Waage gehalten haben. Auch sieht sie wegen ausreichend hoher Lagerbestände auch für die nächsten fünf Jahre keinen Grund zur Panik, zumal neu bepflanzte Plantagen bis dahin erntereif werden. Dies sollte die aktuelle und wohl auch über die nächsten Jahre zu befürchtende Situation, in der das Angebot wohl nicht mit der Nachfrage mithalten kann, entschärfen.
Zwischenzeitlich sorgten Äußerungen Einzelner für Unruhe, die ein Defizit in Höhe von 1 Mio. Tonnen 2020 für möglich hielten. Dies hält die ICCO aber für nicht realistisch. Allerdings ist klar, dass die Produktivität der Kakaoproduktion merklich gesteigert werden muss, da eine Flächenausdehnung vielfach aus Umweltschutzgründen nicht als Alternative gelten kann oder schlicht nicht zur Verfügung steht.
Dass die Schätzungen für die Produktion 2014/15 mehrfach gekürzt werden mussten, war vor allem Ghana zuzuschreiben (Grafik 10). Es besteht keine Einigkeit über die Gründe des starken Einbruchs. Auch nicht darüber, ob es sich um ein kurzfristiges oder eher strukturelles Problem handelt. Wahrscheinlich hat das Zusammenspiel mehrerer Faktoren dazu geführt: Konkurrenz von Minenaktivitäten, Migration in die Städte, erratischer Regen bei insgesamt zu trockenen Verhältnissen, veraltete Plantagen, zu späte Lieferung von Betriebsmitteln, Pflanzenkrankheiten, ein starker Harmattan etc.
Das gegenwärtige Preisniveau sollte jedenfalls genug Anreiz bieten, die Plantagen zu pflegen. Zudem gibt die Regierung junge Hybridpflanzen zur Verjüngung oder Neuanlage von Plantagen ab und setzt auf Infrastrukturprogramme, um die Mobilität zu erhöhen und die Kakaoregionen insbesondere für junge Farmer attraktiver zu machen.
Hoffnung besteht jedenfalls, dass die Produktion in Ghana nach dem Einbruch von rund 900 Tsd. Tonnen 2013/14 auf 720 Tsd. Tonnen 2014/15, nun 2015/16 wieder steigt. Die ICCO erwartet allerdings wegen der klimatischen Bedingungen und dem Krankheitsdruck nur zwischen 700 und 800 Tsd. Tonnen und ist damit weniger optimistisch als das ghanaische Cocobod, das 800-850 Tsd. Tonnen als Größenordnung angibt. Im letzten Kakaojahr hatten allerdings Inflation und Währungsabwertung dennoch dazu geführt, dass Ware in die Elfenbeinküste geschmuggelt wurde.
Auch für die Elfenbeinküste ist aufgrund des unsteten Regens und der zu großen Trockenheit 2015/16 mit einer Produktion unterhalb des Trendwerts zu rechnen. Schätzungen liegen hier bei 1,1 Mio. Tonnen für die Haupternte und einer Gesamternte rund um 1,65 Mio. Tonnen. Zudem sind die Bäume nach zwei Rekordernten von jeweils fast 1,8 Mio. Tonnen erschöpft. Auch will die Regierung stärker gegen illegale Anpflanzungen in sensibeln Urwaldbereichen vorgehen.

Allerdings dürften eine Reihe von Plantagen erntereif werden und durch erhöhte Produzentenpreise eine gute Pflege gewährleistet sein. Ebenfalls bedingt durch El Niño könnte Ecuador unter dem Trend bleiben.
Bereits 2014/15 soll mit einer negativen Bilanz geendet haben. Diese Erwartung hatte zumindest die ICCO im August wiederholt. Allerdings hatte sie das Defizit nun mit 15 Tsd. Tonnen kaum spürbar angesetzt, nachdem die Nachfragedaten enttäuscht hatten und sie diese entsprechend für das Gesamtjahr deutlich kürzte. Alles scheint nun auch dafür zu sprechen, dass für die Saison 2015/16 mit einem deutlicheren Defizit zu rechnen ist. Schätzungen liegen zumeist bei rund 125 Tsd. Tonnen, gehen aber bis 300 Tsd. Tonnen hoch.
Die ICCO ist mit ihrer ersten Einschätzung von 96 Tsd. Tonnen etwas zuversichtlicher (Grafik 11). Demnach soll die weltweite Produktion 2015/16 steigen, wenn auch nur marginal. Auch die Verarbeitung soll wieder zulegen. Marktbeobachter weisen darauf hin, dass die relative Verteuerung der Verarbeitungsprodukte Kakaobutter und –pulver gegenüber Bohnen dafür spricht, dass die Nachfrage nach Kakaoprodukten erstarkt und zu einer wieder höheren Verarbeitung von Bohnen führen sollte.
Dass zuletzt das niedrigere laufende Angebot die Nachfrage nur befriedigen konnte, weil diese ebenfalls deutlich rückläufig war dürfte ebenso wie die Aussicht auf Defizite in den kommenden Jahren zu einem weiterhin hohen Preisniveau beitragen. Viel Luft nach oben sehen wir aber derzeit nicht und erwarten eher eine Seitswärtsbewegung auf dem hohen Niveau, solange es nicht zu größeren Enttäuschungen bei den Ernten kommt.