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Softs: Die prognostizierten Defizite werden immer greifbarer

15.10.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die Aussicht auf (mindestens) zwei Wirtschaftsjahre, in denen die Lagerbestände international abgebaut werden müssen, hat den Preisverfall zum Stillstand kommen lassen und zuletzt zu einem Preisanstieg geführt. Hinzu kommt, dass der Brasilianische Real, dessen massive Abwertung seit Monaten den Zuckerpreis drückte, zuletzt etwas stärker notiert (Grafik 5).

Seine weitere Entwicklung wird mitbestimmen, ob dem Zuckerpreis eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung gelingt. Wir halten nach dem plötzlichen starken Anstieg der Rohzuckerpreise einen Rückschlag für möglich, sind aber für die mittelfristige Entwicklung positiv gestimmt. Für das vierte Quartal 2015 erwarten wir einen Rohzuckerpreis von 13,5 USCents je Pfund und rechnen für 2016 mit weiter steigenden Notierungen.

Indiens Exportpolitik bleibt neben Wetter- und Währungsschwankungen ein hoher Unsicherheitsfaktor: Noch ist unklar, wie und ob die Regierung sicherstellt, dass ohne die nun ausgelaufenen Exportsubventionen die vorgesehenen 4 Mio. Tonnen tatsächlich ausgeführt werden. Bisher waren Exporte bei den niedrigen Weltmarktpreisen nur mit Subventionen attraktiv. Auch bleibt abzuwarten, welchen Einfluss El Niño auf die globale Produktion 2016/17 haben wird. Denn etwa in Indien hat die mit ihm in Verbindung gebrachte Trockenheit die neue Anpflanzung erschwert und ist für die Entwicklung des jungen Zuckerrohrs problematisch.

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Kaffee:

Der Abwärtstrend der Arabica-Preise dauerte fast ein Jahr an. Im Spätsommer schwankte der Preis dann um rund um 120 US-Cents je Pfund und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Januar 2014, bevor die Dürre in Brasilien den Preis bis auf über 200 US-Cents hatte in die Höhe schießen lassen. Erst am aktuellen Rand erhalten die Preise Auftrieb. Arabica notiert derzeit bei rund 135 US-Cents je Pfund.

Dass die Preise so lange sanken, lag einerseits daran, dass sich die schlimmsten Befürchtungen zu den möglichen Schäden durch die bis in 2015 hinein anhaltende Dürre in Brasilien nicht zu bewahrheiteten schienen. Zwar waren bereits 2014 die Ernte für ein Hochertragsjahr mit 45,3 Mio. Sack außerordentlich schlecht, und die Schätzungen für die vor dem Abschluss stehende Ernte 2015 im Durchschnitt nur wenig besser.

Allerdings war aus den beiden hohen Ernten zuvor viel Kaffee verfügbar, der nun unterstützt von einem zunehmend schwächeren Brasilianischen Real seinen Weg auf den Weltmarkt fand. Die rekordhohen Exporte der Saison 2014/15 haben die Kaffeelagerbestände stark abschmelzen lassen (Grafiken 6 und 7). Dies hat inzwischen zu einer geringeren Abgabeneigung bei den brasilianischen Anbietern geführt.

Die über Monate sehr breite Spanne der Produktionsprognosen von 40 bis 52 Mio. Sack hatte sich in den letzten Wochen etwas eingeengt, nachdem einige vielbeachtete Analysten ihre Prognosen wieder nach unten angepasst hatten. Das Handelshaus Volcafe etwa reduzierte Ende August seine Prognose wegen dürrebedingt kleiner als erwarteter Bohnen von fast 52 Mio. Sack auf 48,3 Mio. Sack.

Als dann Ende September die brasilianische Prognosebehörde Conab ihre Schätzung, die bereits bisher ein kleines Minus gegenüber dem Vorjahr eingestellt hatte, noch weiter auf 42,15 Mio. Sack reduzierte, war die magere Ernte quasi "amtlich". Demnach soll sie bei Arabica um 3% auf 31,3 Mio. Sack und bei Robusta sogar um 16,7% auf 10,9 Mio. Sack gefallen sein (Grafik 8).

Zwar weist die Entwicklung für Kolumbien weiter nach oben, auch wenn auch hier trockene Witterung das Wachstum erschwert. Der kolumbianische Anbauverband gehört zu den optimistischsten Stimmen und schätzt für 2014/15 einen Zuwachs von rund 1 Mio. Sack auf 13,2 und für das im Oktober begonnene 2015/16 einen weiteren Anstieg auf 13,7 Mio. Sack. Der ebenfalls stark abwertende Peso unterstützte die Exporttätigkeit. Die Ausfuhren sollen dieses Jahr um 9% steigen. Aber in anderen mittelamerikanischen Anbieterländern, die wie Guatemala besonders für hochwertigen Arabica-Kaffee bekannt sind, machen trockene Witterung und Krankheitsdruck Sorgen.

Dem Robusta-Preis war es seit Monaten nicht gelungen, sich vom Abwärtstrend bei Arabica-Kaffee abzusetzen. Im größten Anbauland für Robusta, Vietnam, beginnt im späten Oktober die Ernte 2015/16. Die Schätzungen hierzu beliefen sich lange auf rund 1,75 Mio. Tonnen (rund 29 Mio. Sack) nach rund 1,6 Mio. Tonnen im Vorjahr. Dies wäre eine durchaus gute Ernte.

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Zuletzt sind die Schätzungen aber deutlich niedriger und erwarten die Ernte wegen trockenheitsbedingt kleinerer Bohnen nur bei 1,65 Mio. Tonnen (27,5 Mio. Sack). In den letzten Monaten hatten die Anbieter wegen der niedrigen Preise ihre vorhandene Ware zurückgehalten. Die Lagerbestände sind derzeit dreimal so hoch wie zur gleichen Zeit im Vorjahr und liegen bei 20% der letzten Ernte. Die aggregierten Exporte seit Saisonbeginn im Oktober 2014 sollen laut vietnamesischer Statistikbehörde um knapp 23% unter dem Vorjahresniveau liegen (Grafik 9).

Der nach Vietnam und Brasilien drittgrößte Robusta-Anbieter Indonesien, dessen Währung ebenfalls an Wert verloren hat, hat auch unter der mit El Niño einhergehenden Trockenheit zu leiden. Zwar dürfte Indonesien nach dem Einbruch im Vorjahr bei der nun - wie in Brasilien - bereits zu Ende gegangenen Ernte 2015/16 rekordhohe 645 Tsd. Tonnen eingebracht haben. Für die ab April startende Ernte verheißt die Trockenheit aber nichts Gutes.

Während vor einigen Monaten die Meinungen über einen Überschuss oder ein Defizit 2015/16 geteilt waren, dürfte sich inzwischen die pessimistischere Sichtweise weitgehend durchgesetzt haben. Volcafe etwa drehte seine Prognose für einen kleinen Überschuss in der Saison 2015/16 in ein Defizit von 3,5 Mio. Tonnen. Dieses soll auf das bereits für 2014/15 angegebene Defizit von 6,5 Mio. Sack folgen - allerdings nachdem 2012/13 und 2013/14 zusammen 16,5 Mio. Sack an Überschüssen aufgelaufen waren.

Auch die Internationale Kaffeeorganisation ICO erwartet, dass sich für 2014/15 ein Defizit herausstellt und taxiert dieses auf rund 7,5 Mio. Sack. Ohne Zahlen zu nennen, wird für 2015/16 ebenfalls bereits ein Defizit in Aussicht gestellt.

Derzeit sind in den Verbraucherstaaten die Lagerbestände (noch) hoch. In den USA als größtem Konsumenten lagen die Bestände im August auf einem 12-Jahreshoch. Dennoch dürften die Defizite zu einem Abschmelzen der internationalen Bestände auf ein bedenklich niedriges Niveau sorgen. In Brasilien liegen sie bereits auf sehr niedrigem Niveau. In einem solchen Umfeld können negative Nachrichten rasch zu einem starken Preisauftrieb führen.

Dass trotz dieser Gefahren eine Trendwende beim Preisverlauf noch nicht als sicher gelten kann, liegt auch an dem sich verbessernden Blick auf die nächste Ernte in Brasilien. Für diese hat die Blüte in diesem Jahr früh begonnen. Wäre es nun zu trocken, könnten die Blüten abfallen. Der jetzige und für die kommende Zeit vorausgesagte Regen hilft, die Blüten zu halten und eine gute Kirschenentwicklung zu ermöglichen und lässt auf eine hohe Ernte 2016 hoffen - es gibt schon wieder Stimmen, die eine Größenordnung von 60 Mio. Sack für möglich halten. Dies stand bereits im Vorjahr zunächst im Raum. Bis zur Ernte vergeht aber noch viel Zeit, und zuletzt ist es wieder zu trocken.


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