Opportune Zeit für Öl- & Gas-Aktien



Während einige Experten noch bärisch gestimmt sind und eine finale Abwärtsbewegung unter die $40er Marke prognostizieren, argumentieren andere, dass der Ölpreis in den kommenden Wochen wieder zur $75 Marke aufholen wird, da dieses Preisniveau die globalen Grenzkosten der Produktion repräsentiert. Der Investment-Banker Angelo Damaskos, Chefberater des Junior Oils Trust, mahnte vor kurzem:
"Je länger Öl unter diesem Preisniveau [$75/Barrel WTIC] gehandelt wird, verlieren wir nicht nur Angebot aus der nordamerikanischen Schiefer- ("shale") Industrie, sondern auch von den längerfristigen Produktionsprojekten: die kanadischen Teersände ("tar sands") und die brasilianischen Offshore-Becken. Der Ölpreis hat sich seit den Tiefs vom Januar um 20-25% erholt, jedoch noch immer 50% niedriger als die Höhen vom letzten Jahr. Das Resultat ist, dass es einen dramatischen Einbruch bei den Einnahmen und Erträgen gibt, die durch Kürzungen der Kapitalaufwendungen (CAPEX; Capital Expenditures) und Entwicklungsbohrungen wieder ausgeglichen werden. Die Zeitdauer, in der Öl unterhalb $75/Barrel notiert, ist ein Anhaltspunkt für wie stark die Erholungsbewegung ausfallen dürfte, sobald das Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht wieder hergestellt ist."

Auf der anderen Seite werden dunkle Wolken in Aussicht gestellt. Gemäss ihrem neuesten Strategie-Report prognostiziert die OPEX in ihrem optimistischsten Szenario einen Ölpreis von $76 im Jahr 2025 und erwartet nicht, dass die Ölpreise im nächsten Jahrzehnt erneut für längere Zeit bei $100 gehandelt werden. "Die Tage von $100 Öl sind für absehbarer Zukunft vorbei", sagte Qatars ehemaliger Energieminister Abdullah Al Attiyahsaid, als er stabilisierte Preise zwischen $60-70 vorhersagte.
Am letzten Freitag (15. Mai), berichtete Reuters über Venezuelas Pläne und Verhandlungen mit der OPEC, einen Ölpreis von $100 aktiv herbeizuführen, da es "im besten Interesse von Venezuela und der OPEC ist, dass sich der Preis mittelfristig bei $100 stabilisiert", sagte Venezuelas Präsident Nicolas Maduro. "Wir arbeiten momentan an einem Deal, der hoffentlich im Juni so weit ist, und zwar über eine Ankündigung zwischen der OPEC und einigen der wichtigsten Ölproduzenten der Welt, die Stabilisierung des Marktes in der zweiten Jahreshälfte abzuschliessen", sagte Maduro nach einem Treffen mit dem Emir von Qatar.
Nicht nur die International Energy Agency (IEA) legt in ihren Berichten nahe, dass die Ölnachfrage weiterhin robust dasteht und 2015 ein moderates Wachstum zu verbuchen sein wird. Unter der Annahme, dass sich das globale Wirtschaftswachstum stabilisiert hat, sollte sich die Ölnachfrage auch behaupten können, wobei die aktuell niedrigen Preise die Kaufaktivitäten zusätzlich ankurbeln dürften.

In Anbetracht des massiven Einbruchs an aktiven Öl-Bohrungen bzw. -Fördertürmen in den USA haben auch die Bohrkosten einen entsprechend starken Sturzflug hinter sich. Dies ist die beste Zeit, neue Quellen in Produktion zu bringen; sofern spekuliert wird, dass die Ölnachfrage weiterhin robust bleibt.
Die neuesten Daten von Baker Hughes vom vergangenen Freitag zeigen, dass die Anzahl an US-Bohrtürmen auch in der 23. Folgewoche gefallen ist (um 8 auf insgesamt 660 Stück).
Erdgas-Bohrtürme konnten letzte Woche um 2 Stück auf 223 ansteigen.
Sämtliche Öl- und Gas-Bohrtürme in den USA fielen um 6 auf 888 Stück (letztes Jahr waren es noch 973), berechnete Myra Saefing von Marketwatch.

Als der Ölpreis 2008/2009 um 77% eingebrach (von $145 auf $34), kollabierten die US-Bohrtürme um 50% (von etwa 2.000 auf 1.000 Stück).
Als der Ölpreis 2014/2015 um 61% einbrach (von $107 auf $42), kollabierten die US-Bohrtürme ebenfalls um etwa 50% vom gleichen Niveau.