Opportune Zeit für Öl- & Gas-Aktien

"Es verblüfft mich, dass alle Überraschungen in den Energiemärkten 2015 bullisch waren. Die globale Öl-Nachfrage ist grösser als jeder auf diesem niedrigen Preisen erwartet hätte. Daneben hat auch die Anzahl der US-Bohrtürme überrascht - niemand hätte gedacht, dass die Produzenten so viel Disziplin an den Tag legen würden und so viele Bohrtürme so schnell stilllegen."
Die Anzahl an Bohrtürmen - eine Kennzahl für die Aktivität in der Branche - ist 58% weniger als vom Hoch im Oktober, als 1.609 Stück gezählt wurden. Paul Ausich sagte am 9. Mai:
"In weniger als 5 Monaten hat das Land mehr als die Hälfte ihrer Öl-Bohrtürme verloren. Während schon diese Zahl bemerkenswert ist, so ist die Geschwindigkeit, in der die Zaphähne abgestellt wurden, noch beachtlicher. Wir dürften kurz davor stehen, herauszufinden, wie schnell die Zaphähne wieder angeschaltet werden können."
Im Hinblick auf den imponierenden Anstieg der Ölpreise seit März interpretiert Herr Ausich, dass dies "das stärkste Signal an Produzenten ist, dass die Nachfrage zurückkommt - und wenn die Nachfrage wiederkommt, wird auch die Produktion wieder hochgefahren." Phil Flynn von Price Futures Group sagte am 15. Mai:
"Während die Bohrtürme weiterhin abgeschlachtet werden, werden wir die Auswirkungen auf den Output während den kommenden Wochen und Monaten zunehmend erleben."
Laut Paul Ausich hat sich im Futures-Markt das Blatt bereits gewendet:
"Hedge funds - die unter 'Managed Money' der CFTC (Commodity Futures Trading Commission) im Commitments of Traders Report auftauchen - erhöhten letzte Woche ihre Long-Positionen um etwa 1.500 Kontrakte und reduzierten ihre Short-Positionen um etwa 7.500 Kontrakte. Die Reduzierungen reflektieren Änderungen aufgrund dem Abwicklungstag vom 5. Mai. Verwaltetes Geld ('Managed Money') hält insgesamt 340.604 Long-Positionen, im Vergleich zu 74.294 Short-Positionen. Unter den Produzenten gibt es mehr Short- (398.478) als Long- (233.630) Positionen. Jedoch war die Zahl der neuen Long-Positionen letzte Woche doppelt so hoch wie die Zahl der neuen Short-Positionen."
Dies erscheint als opportune Zeit, Aktienpositionen in Junior Öl- & Gas-Entwickler aufzubauen (ggf. auch Produzenten und Raffinerien), wobei grosszügiger Fokus auf Unternehmen gerichtet werden kann, die in den USA aktiv sind und in kanadischen Dollar berichten (d.h. Hauptbörse in Kanada). Geoffrey Smith vom Magazin Fortune sagte im April:
"Wenn ein Rohstoffpreis kollabiert, ist es nur natürlich, eine Marktbereinigung (‘shakeout‘) unter den Unternehmen zu sehen, die es produzieren. Die Schwachen werden an die Wand gedrängt und die Starken verwerten den Abfall aus den Wrackteilen, von denen sie denken, sie stärker zu machen."
Keith Schaefer chattete vor kurzem:
"Ich denke, dass der Ölpreis sehr nah an seinem Gleichgewichtspreis ist - beim $60 WTIC Preisniveau machen die Grossen und Schlauen Geld, aber nicht die kleinen Jungs mit einem Grundstück am Rande des Hauptfeldes."
Solche Aussagen bekräftigen, dass nach Öl- und Gas-Aktien gesucht werden sollte, die unter aktuellen Marktbedingungen rote Zahlen schreiben und auf bestem Wege sind, bei höheren Preisen wieder rentabel zu sein und/oder von Seniors für Peanuts auf derart niedrigem Niveau wie heute geschluckt werden.

"Die geplante Übernahme von BG Group Plc durch Royal Dutch Shell illustriert die Opportunität, die sich bargeldreichen Unternehmen bietet. Shell, genau wie andere supergrosse intergrierte Unternehmen, leidet unter schwindenden Reserven und ungenügendem Produktionsersatz für die Zukunft. Ihr Reserven-Ersatz-Ratio lag 2014 bei 49%, wovon nur 17% aus der Exploration kamen. Mittlerweile reduzierte sich ihre 2014 Reserven-Lebenszeit auf 11 Jahre (2013: 12,3 Jahre). Im aktuellen Umfeld ist es günstiger, bewiesene Reserven zu kaufen anstatt teure und riskante Exploration zu wagen.
British Gas wird von substantiellen Schulden getragen und musste riesige Abschreibungen aufgrund diesem Preissturz hinnehmen, weil viele ihrer Assets beeinträchtigt wurden. Nichtsdestotrotz bietet Shell sehr grosse bewiesene (‘proven‘) Reserven und Produktion aus einem globalen Portfolio, sowie attraktive Entwicklungsprojekte in aufstrebenden Regionen wie Australien und Brasilien. Shell hat BG zu einem sehr attraktiven Preis erhalten und dieser Deal besänftigt ihr schwindendes Reserven-Problem.
Shell gewinnt zudem eine viel grössere Präsenz weltweit und dürfte Einsparungen durch die Eliminierung von doppelt besetzten Funktionen realisieren. Shell erwartet vom Ölpreis, bis 2018 auf $90/Barrel anzusteigen. Somit ist die Branche recht bullisch für langfristige Ölpreise und entsprechend erwarten wir von der M&A-Geschwindigkeit, zu beschleunigen."
(Angelo Damaskos, Geschäftsführer von Sector Investment Managers Ltd., ein reguliertes Investment-Beratungsunternehmen aus London, in einem Interview vom 12. Mai 2015; Damaskos arbeitete für ein Jahrzehnt für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung)
