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Angebotslage bestimmt Trend für Preise von Genussmitteln

16.09.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Da auch das Angebot aus Brasilien hoch ist und schwächere Währungen wichtiger Anbauländer wie Brasilien und Indonesien die Preisentwicklung ebenfalls weiter dämpfen, dürfte esden Preisen schwerfallen, sich vom Druck, der vom Arabica-Markt kommt, abzukoppeln. Wir rechnen daher damit, dass sich der Robustapreis erst ab Frühjahr 2014 über der Marke von 1.800 USD je Tonne etablieren kann.


Zucker

Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat ihre Schätzung für den weltweiten Angebotsüberschuss bei Zucker in der Saison 2013/14 von 3,5 Mio. Tonnen auf 4,5 Mio. Tonnen angehoben (Grafik 4). Der globale Zuckermarkt steht damit vor seinem vierten Überschussjahr in Folge. Dabei soll die Produktion erstmals seit 2008/09 leicht sinken, die Nachfrage dagegen um 2% zulegen. Für die Saison 2012/13, die im September endet, bleibt es bei der Prognose eines Überschusses in Höhe von 10,3Mio. Tonnen. Vor diesem Hintergrund, ist die nach unten gerichtete Preisentwicklung verständlich, zumal die Zuckerrohrernte in Brasilien auf Hochtouren läuft (Grafik 5).

Die staatliche brasilianische Prognoseeinheit Conab schätzt die Zuckerrohrernte im laufenden Erntejahr 2013/14 im wichtigsten Anbaugebiet Center-South auf 594 Mio. Tonnen, für ganz Brasilien auf 652 Mio. Tonnen. Das sind jeweils etwa11% mehr als im Vorjahr. Die Zuckerproduktion für Center-South wird von Conab auf36,7 Mio. Tonnen, für Brasilien insgesamt auf nahe 41 Mio. Tonnen geschätzt. Diese Zahlen dürften allerdings zu optimistisch sein.

Die feuchter als normale Witterung der letzten Monate und später Frost in den südlichen Anbaugebieten im Juli führten bereits zu reduziertenEinschätzungen, die sich inzwischen bei der größten Kooperative Copersucar für Center-South um 580 Mio. Tonnen bewegen. Die entsprechenden Schätzungen für die Zuckerproduktionliegen dabei um die 33 Mio. Tonnen, deutlich unter den vor einigen Monaten meist prognostizierten gut 35 Mio. Tonnen - und etwas unter den 34 Mio. Tonnen des Vorjahres. Neben der niedriger als erwarteten Zuckerrohrernte spielt dabei auch der erwartete Anstieg der Ethanolproduktion eine Rolle. 52% des brasilianischen Zuckerrohrs soll laut Conab der Ethanolproduktion zugeführt werden.

Kumuliert seit Beginn der Verarbeitungssaison im April ist die Ethanolproduktion gegenüber dem Vorjahr mit 33% sehr viel stärker gestiegen als die Zuckerproduktion mit 9%. Gründe dafür waren nicht zuletzt, dass ab 1. Mai 2013 die Beimischungsverpflichtung von Ethanol zu Benzin in Brasilien wieder auf 25% erhöht wurde und auch die Großhandelspreise für Benzin angehoben wurden, was Ethanol nach in den beiden Vorjahren abgesenkter Produktion wieder attraktiver machte. Allerdings dürfte die Abwertung des Real die relative Attraktivität von Zucker wieder erhöhen, nachdem diese angesichts der negativen Preisentwicklung in den letzten Monaten gelitten hatte (Grafik 6).

Tatsächlich zeigen die jüngsten Daten der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung UNICA an,dass zuletzt wieder ein höherer Anteil des Zuckerrohrs zu Zucker verarbeitet wurde als in den Vorwochen. Inzwischen sieht die ISO durch die massive Abwertung von Währungen wie dem Brasilianischen Real und der Indischen Rupie die Erzeuger so entlastet, dass in Brasilien - dem tonangebenden Land - ein Preisniveau von 17 oder 18 US-Cents je Pfund die Produktionskosten decken kann. In Indien soll sich die Zuckerproduktion dank einesguten Monsun auch in 2013/14 auf ca. 24,5 Mio. Tonnen belaufen. Das würde nur einen geringen Rückgang gegenüber der auslaufenden Saison bedeuten, als laut Verband der Indischen Zuckermühlen 25 Mio. Tonnen erzielt wurden.

Angeregt durch die Währungsentwicklung sollen 2013/14 jedoch über 1 Mio. Tonnen Zucker exportiert werden - mehr als dreimal soviel wie in der noch laufenden Saison.

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Auch Thailand, das als zweitgrößtes Exportland bereits heute eine wichtige Rolle am Zuckermarkt spielt, möchte seinen Zuckerrohranbau erheblich ausdehnen. Die Rede ist von einer Verdopplung innerhalb von 5 Jahren. In 2012/13produzierte Thailand 10 Mio. Tonnen Zucker. Ähnliche und sogar leicht höhere Mengen waren bereits in den Vorjahren erzielt worden. Die Marktpositionierung der spekulativen Anleger istmit einer kurzen Ausnahme seit Februar negativ (Grafik 16), was Skepsis dieser Markteilnehmer darüber ausdrückt, dass sich der Preis erholen kann.

Auch wir halten einen merklichen Preisanstieg im gegenwärtigen Umfeld hoher Produktion und schwacher Währungen in wichtigen Produzentenländern für unwahrscheinlich. Wir rechnen daher mit einem wenigveränderten Preis von 17 US-Cents je Pfund zum Jahresende. Bis Ende 2014 dürfte sich der Preis auf 18 US-Cents je Pfund etwas erholen. Denn insbesondere in 2013/14 könnte der Überschuss niedriger ausfallen als die ISO erwartet, wenn eine angesichts monatelang niedrigerPreise sinkende Produktion auf eine stärker als erwartet steigende Nachfrage, etwa aus China und Indonesien, trifft.


EU-Zucker:

Die Preise im noch immer geschützten und von einer quotierten Produktion gekennzeichneten EU-Zuckermarkt liegen trotz der abgesenkten Referenzpreise auf weit höherem Niveau als auf dem Weltmarkt. Seit 2011 stieg der durchschnittliche Preis für Weißzucker in der EU von rund 480 EUR je Tonne auf ein Hoch von 738 EUR je Tonne im Januar 2013. Seither sank der Preis zwar leicht, liegt aber mit über 720 EUR je Tonne fast doppelt so hoch wie der Weltmarktpreis für weißen Zucker in London. Die hohen Preise sind einem verringerten EU-Angebot seit der Zuckermarktreform geschuldet, das gemeinsam mit hinter den Erwartungen zurückbleibenden Importen ausLändern mit Präferenzabkommen eine angespannte Versorgungssituation in der EU zur Folge hat.

Die EU-Kommission versuchte, dem in den letzten Jahren durch zahlreiche Ad-hoc-Maßnahmen in Form der begrenzten Freigabe von Nicht-Quoten-Zucker für die Nahrungsmittelproduktion oder zollreduzierte Importe aus Nicht-Präferenzländern entgegen zu wirken - allerdings mit mäßigem Erfolg. Nach ersten Schätzungen des Zuckerhandelshauses Kingsman dürfte die EU-Zuckerproduktion in 2013/14 zwischen 16,5 und 17,2 Mio. Tonnen liegen und damitnur im besten Fall an die Produktion von 2012/13 heranreichen. Die EU-Kommission geht derzeitsogar nur von knapp 16 Mio. Tonnen aus.

Deutschland soll die Produktion vor allem flächenbedingt um 13% auf 3,5 Mio. Tonnen sinken, in Frankreich um 2% auf 4,3 Mio. Tonnen. Nach Angaben der EU-Kommission lagen die Importe aus Ländern mit Präferenzabkommen zwischen Oktober und Mitte Juli 2013 zwar mit 1,73 Mio. Tonnen um 18% über denen der Vorjahresperiode, was wohl zu den leicht rückläufigen Preisen beigetragen hat.




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