Sektorüberblick: Kupfer & Co. im Krisenstrudel

Die Monatsbilanz der Industriemetalle wies im Juli erneut überwiegend negative Vorzeichen auf. Mit der Ausnahme von Blei (+3%) verzeichneten sämtliche NE-Metalle in den zurückliegenden vier Wochen einen Preisrückgang in der Größenordnung von 1% (Aluminium) bis 5% (Nickel). Beherrschendes Thema an Finanz- und Metallmärkten war abermals die anhaltende Euro-Schuldenkrise. Aber auch die Wachstumsabschwächung im Reich der Mitte sorgt zunehmend für Nervosität unter den Marktakteuren. Letzteres dürfte auch der Grund sein, weshalb die besonders "chinalastigen" Basismetalle derzeit so viel schwächer sind als andere konjunkturabhängige Assets. So hat der aus den sechs in London gehandelten Metallen bestehende LMEX Index in den vergangenen 12 Monaten mehr als 25% an Wert verloren, während Öl oder Aktien (MSCI World) gerade einmal 9% bzw. 3% nachgegeben haben.
Kurzfristiger Richtungsentscheid voraus?
Aus rein charttechnischer Sicht versprechen die kommenden Wochen für Kupfer und Co. interessant zu werden. Gemessen am LMEX verlaufen auf dem aktuellen Niveau und knapp darunter zwei markante Unterstützungen, welche seit 2011 bzw. 2010 nicht mehr unterboten wurden (Abb. 2). Auf der Oberseite nähert sich indes der Abwärtstrend, wodurch eine Keilformation entsteht. Ein Ausbruch in die ein oder andere Richtung könnte demnach spürbare Folgekäufe bzw. verkäufe nach sich ziehen und der zuletzt eher erratischen Entwicklung eine klarere Richtung geben.

Konjunkturerwartung bestimmt mittelfristiges Bild
Mittel- bis langfristig hängen die Metallmarktperspektiven aber zweifellos von der weiteren Konjunkturentwicklung ab. Die Lager präsentieren sich aktuell gespalten zwischen einem erneuten Abgleiten der Weltwirtschaft in die Rezession und einer (geldpolitisch gestützten) Stabilisierung mit moderatem Wachstum. Letzteres entspricht auch unserem Hauptszenario. Die Fundamentaldaten der einzelnen Metalle unterstützen diese Sicht bislang, indem sie sich trotz Abschwächung weiter im "grünen" Bereich bewegen (Abb. 3).
Im unerwarteten Fall eines globalen Abschwungs halten wir Kupfer für besonders "absturzgefährdet", da sich das überdurchschnittlich konjunktursensible Metall bislang relativ robust gezeigt hat und es von allen LME-Werten am weitesten von den eigenen Produktionskosten entfernt notiert. Wenig Luft nach unten haben u.E. dagegen die Preise für Aluminium, Nickel und Blei.
Nickelpreis markiert tiefsten Stand seit Sommer 2009
Markt: LME-Nickel fällt auf Dreijahrestiefstand
Die seit Februar andauernde Talfahrt des Nickelpreises scheint kein Ende nehmen zu wollen. Vergangene Woche markierte das zur Edelstahlherstellung verwendete Metall ein Dreijahrestief bei rund 15.600 USD/t (LME Cash). An den Kassamärkten hat sich Nickel damit binnen 12 Monaten um fast 9.000 USD oder knapp 40% verbilligt. Ursächlich für den Preissturz sind im Großen und Ganzen dieselben Faktoren, welche auch die übrigen Industriemetallnotierungen derzeit belasten. Namentlich sind dies die in Wechselwirkung zueinander stehenden Themen Eurokrise, Finanzmarktturbulenzen, Konjunktursorgen und Nachfrageabschwächung.

Börsenbewertung von Nickel historisch günstig
Im relativen Preisgefüge der verschiedenen NE-Metalle fällt der Abschwung bei Nickel, trotz ähnlicher Treiber, gleichwohl besonders stark aus. Gemessen an der Wertentwicklung landet das Legierungsmetall in fast jedem Betrachtungszeitaum (1, 2, 3 oder 5 Jahre) auf dem hintersten Rang. Am augenscheinlichsten wird die niedrige Bewertung von Nickel im direkten Vergleich zu Kupfer (Abb. 2), bei dem das Preisverhältnis der beiden konjunktursensitiven Metalle zuletzt auf den tiefsten Stand seit Ende der 80er Jahre gefallen ist. Aber auch in Relation zu den eigenen Produktionskosten, die bei ca. 40-45% aller Hersteller über 15.000 USD/t liegen, ist Nickel aktuell sehr günstig bewertet.