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Edelmetalle Aktuell

15.03.2012  |  Oliver Heuschuch (Heraeus)
““Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft des Heraeus Konzerns. Am Standort Hanau ist das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberblick in mehreren Sprachen.


Politik/Wirtschaft

Zum zweiten Mal binnen gut zwei Monaten flutete die Europäische Zentralbank die Geschäftsbanken mit billigem Geld.

Insgesamt liehen sich Europas Kreditinstitute die Rekordsumme von 529,5 Milliarden Euro, im Vergleich dazu bei der ersten Operation dieser Art im vergangenem Dezember waren es nur 489,2 Milliarden Euro, die bei der EZB abgerufen wurden.

Damit folgten die Banken der Aufforderung von EZB-Chef Draghi “von dem Angebot ohne Scheu Gebrauch zu machen“.

Die Währungshüter wollten mit dieser Operation wieder einmal eine Kreditklemme verhindern. 800 Banken beteiligten sich an dem Geschäft. Die Banken erhalten das Geld für einen Zeitraum von drei Jahren zu einem Zinssatz von nur einem Prozent per Anno. Weiterhin verfügen Sie einmal mehr wieder über die Option, die Kredite vorzeitig zurückzuführen.

Auf der anderen Seite legten die Banken das Geld zum Teil wieder direkt bei der EZB an. Hier sind die Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank im Gegenzug auf 777 Mrd. Euro angestiegen.

Mit der Geldspritze gibt die EZB den Banken Spielraum ihre Bilanzen zu gesunden - und das hoffen vor allem auch hoch verschuldeten Euro-Staaten wie Spanien, Italien und Portugal - auch für den Kauf von Staatsanleihen. Im Dezember war diese Rechnung nach ersten Daten der EZB noch aufgegangen. Hier kauften südeuropäische Banken heimische Staatsanleihen in nicht unerheblicher Menge.

Auch das Dauer-Sorgenkind Griechenland beschäftigte die Märkte. Mit großer Spannung wurde das Ergebnis der privaten Gläubiger Griechenlands Anfang März erwartet. Hier stimmten fast 86% der Gläubiger dem Schuldenschnitt zu und verzichteten somit auf 100 Mrd. Euro ihrer Forderungen. Und wie zügig Ratingagenturen reagieren (können), zeigt die Ratingagentur Fitch, die gestern die neuen Griechenlandanleihen im Rating um ganze 4 Stufen auf die Note B- hochstufte.

Neben den Finanzproblemen der Staaten ist auch der Ölpreis ein weiterer Treiber für die Edelmetallpreise. Hier scheint ein Preisrückgang im Öl gegenwärtig eher unwahrscheinlich.

Wegen der weiter drohenden Eskalation des Irankonfliktes ist im Ölpreis eine Risikoprämie von bis zu 20 USD pro Barrel offensichtlich bereits eingepreist. Solange sich die Situation im Iran nicht wirklich verbessert, dürfte sich auch dieser Risikoaufschlag nicht zurückbilden. Nach wie vor sorgen sich die Märkte, dass die revolutionäre Stimmung aus dem Arabischen Frühling in Nordafrika auch auf das Saudi-Arabische Königreich übergreifen könnte. Saudi-Arabien ist aber gerade in der gegenwärtigen Situation als “Ausgleich-Produzent“ wichtig, da dort fast die gesamten Überschusskapazitäten der OPEC liegen. Diese Kapazitäten werden nun benötigt, um Förderausfälle aus anderen Förderländern und aus den EU-Sanktionen gegen iranisches Öl zu kompensieren.

Die Experten der Internationalen Energieagentur IEA schreiben, dass die Ursache für den Verbrauchsanstieg das Wirtschaftswachstum in den sogenannten Schwellenländern sei, allen voran die Volksrepublik China.

Auch wenn Ministerpräsident Wen Jiabao auf dem jährlich stattfindenden Volkskongress, das Wirtschaftswachstum für 2012 auf 7,5 Prozent und die Inflation auf 4 Prozent beschränkt hat, sind die benötigten Mengen aufgrund des Basiseffektes, eine nicht zu unterschätzende, marktbeeinflussende Größe.


Gold

Ben Bernanke bereitete dem Edelmetallhöhenflug am 29. Februar ein Ende. Mit seinen hawkischen Statements zur Inflation, über die bessere Entwicklung am US Arbeitsmarkt, sowie die Aussicht auf stabiles Wachstum in 2012 (weiter auf der guten Basis des Wachstums im 2. Halbjahr 2011) und die damit verbundene geringere Wahrscheinlichkeit eines dritten Anleihe-Rückkaufprogramms (QE3“), wurde Gold von 1.785 $ bis auf 1.710 $ je Unze verkauft.

Als der Markt noch nach Stabilisierung suchte, folgte schon kurze Zeit später die nächste Verkaufswelle.

Grund hierfür war die Unsicherheit über den Schuldenschnitt Griechenlands seitens der privaten Gläubiger. Nach Durchbrechen der 200-Tage Durchschnittslinie bei 1.677 $ je Unze mussten gerade kurzfristige Spekulanten ihre Positionen auflösen, das beschleunigte den Preisverfall zusätzlich.

Im Zuge des Preisverfalls reduzierten Investoren gut 21 Prozent ihrer Long-Positionen an den Terminmärkten. Bemerkenswert an dieser Stelle ist, daß diese großen Verkäufe ausschließlich an den Nordamerikanischen Future-Märkten getätigt wurden, während an der Tocom in Japan asiatische Investoren, wenn auch nur in geringen Ausmaß, ihre Long Positionen weiter ausbauten.

Die gestrige FED-Sitzung signalisierte einmal mehr “hawkische Tendenzen“. Ein nach Aussage von Experten strenger Bankenstresstest brachte unerwartet positive Ergebnisse zur Finanzsituation der US-Banken. Damit fiel Gold über Nacht um 25 $ auf nunmehr 1.670 $ je Unze.

Gold scheint weiter angeschlagen und um den kurzfristigen Abwärtskanal zu verlassen, gilt es den Kurswiderstand bei 1.726 $ je Unze zu überwinden. Erst dann öffnet sich wieder der Weg nach oben. Wie sich Gold gegenüber dem Euro verhält hängt im wesentlichen von der Entwicklung der EUR/USD Parität ab, ob es gelingt, das psychologisch wichtige Niveau bei 1,30 nachhaltig zu unterschreiten.




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