Edelmetalle Aktuell


Gold erlebte im Berichtszeitraum den größten Kursrückgang seit 28 Jahren. Es fiel binnen weniger Stunden über 200 $ von 1825 $ je Unze bis auf 1615 $ zurück. Der Kursrückgang des gelben Metalls wird vom Markt aus eher unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.
Genauso extrem wie das Gold innerhalb des letzten Jahres nach oben geredet wurde, sprach man jetzt gleich vom Platzen der Goldblase. Dabei ist eine solche Preisbewegung eher nur als eine natürliche und gesunde Korrekturphase zu sehen.
Als Gründe für die Korrektur ist die große Verunsicherung über die weitere globale wirtschaftliche Entwicklung, die allgemeine Risikoaversion, der Druck aus Margin Calls aus den Terminmärkten sowie der Kursverfall an den Aktienmärkten zu sehen. Daraus resultierend sieht man, genau wie in der Lehman-Krise 2008, die Flucht in Liquidität als einzigen wahren Weg an.
Im Rahmen einer nüchternen Betrachtung der Marktgeschehnisse fällt jedoch schnell auf, dass das neue Gold-Kursniveau auf Basis bei 1.668 $ je Unze immer noch um gut 26% Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert liegt.
Die Bestände in den Gold–ETF´s veränderten sich in den letzten zwei Wochen nur minimal, während die Pluspositionen an den Terminbörsen sich zum Teil massiv zwischen 20 und 25 Prozent reduzierten. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die langfristigen Anleger mit ihrem ETF-Investments weiter dem Gold die Treue halten.
Auf der charttechnischen Seite bietet weiterhin die Marke von 1.583 $ Unterstützung. Ein kleiner Widerstand bildet sich bei 1.702 $ je Unze heraus.
In den vergangenen Wochen und Monaten nutzten verschiedene Zentralbanken fortwährend die Gelegenheit, ihre Goldreserven weiter auszubauen. Hier wurden unter anderem die Zentralbanken von Thailand, Bolivien, Russland und Tajikistan genannt. Die Analysten von GFMS errechneten eine Gesamt-Zentralbanknachfrage von 216 Tonnen im ersten Halbjahr 2011 (gegenüber 72 Tonnen im Vorjahreszeitraum). Für das zweite Halbjahr prognostizieren sie eine Zentralbank-Nachfrage von 120 Tonnen (gegenüber 5 Tonnen im 2. Halbjahr 2010).
Auch für die Minenproduktion erwarten die Experten von GFMS für das Gesamtjahr 2011 einen Anstieg auf ca. 2.800 Tonnen (plus 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Aufarbeitung von Altgold soll um 2,3 Prozent auf 1.690 Tonnen steigen.
Für weitere Spannung am Goldmarkt dürfte der Abschlussbericht der sogenannten “Troika“ sorgen, diesem Gremium gehören Experten der europäischen Union, des Internationalen Währungsfonds sowie der Europäischen Zentralbank an. Geplant war, diesen Abschlussbericht am 13. Oktober vorzulegen, es ist aber jetzt schon absehbar, das die Vorlage sich verzögern wird.
Abhängig von dem Bericht der Troika ist, ob Griechenland dringend notwendige acht Milliarden Euro als weitere Tranche erhält. Bis in den November hinein soll Griechenland jedoch noch zahlungsfähig sein.
Während die Griechen um ihr finanzielles Überleben kämpfen, zeichnen die Zahlen für Deutschland und den Rest der Eurozone ein gemischtes Bild.
Hierzulande hat die Arbeitslosenquote im August mit einer Quote von 6,6 Prozent ein 20-Jahrestief erreicht und damit positiv überrascht, gleichzeitig drückt die hohe Inflationsrate, welche im September in der Eurozone auf 3 Prozent (ein 3-Jahreshoch) gestiegen ist, Richtung höherer Zinsen und erschwert somit die Möglichkeiten der Krisenbekämpfung.
Höhere Zinsen können sich die öffentlichen Haushalte zur Zeit jedoch kaum leisten. Damit erhöht sich der Druck auf das Finanzsystem und gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung durch die EZB.
Während in der Eurozone die Zeichen in den nächsten Wochen weiter auf eine eher angespannte Situation deuten, steht in Kürze in Indien die Hochzeitssaison bevor, zu der traditionell Goldgeschenke gemacht werden. Dies sollte die Nachfrageseite zusätzlich beleben.
Sowohl die Analysten von GFMS in ihrem neusten Marktbericht als auch die Kollegen der HSBC sehen Gold bis zum Jahresende bei einem Niveau von 2.000 $ je Unze.
Für 2012 erwartet die Investmentbank HSBC und ihre Analysten einen Goldpreis von 2.025 $, während die Deutsche Bank sogar die Möglichkeit eines Kurses von 2.900 $ für 2012 sieht.
Ob deutsche Anleger davon profitieren können, hängt nicht zuletzt auch von der weiteren Euro-Dollar Wechselkursentwicklung ab.