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Kupfer auf 27-Monatshoch, Hype um Basismetall-ETFs

08.11.2010  |  Sven Streitmayer
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Naheliegenderweise sollte dies auch die Preisbildung an den Kassamärkten stark beeinflussen, indem die Aktivitäten der Anleger direkt und ungefiltert auf die Preise der Rohwaren einwirken. Abgesehen von den möglichen volkswirtschaftlichen Negativeffekten, wie etwa die Fehlallokation von Ressourcen (z.B. Hortung zu Anlagezwecken anstatt Verwendung im Produktionsprozess) wirft diese neue Generation von Investmentprodukten auf Basismetalle auch eine ganze Reihe praktischer Fragen auf, z.B.:

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Worin liegt der Zusatznutzen für den Investor begründet?

Potenzielle Emittenten betonen v.a. die Gelegenheit für den Anleger ein Exposure in den physischen Märkten aufzubauen, ohne dabei die Metalle selbst erwerben und einlagern zu müssen. Der eigentliche Mehrwert gegenüber einem Investment in (kurz laufende) Terminkontrakte, welche relativ nah an den Kassamärkten notieren, erschließt sich uns jedoch nicht. Zudem wird gelegentlich das Argument angeführt, dass über die physische Investition die Problematik der Rollverluste umgangen werden kann, was u.E. eine irreführende Aussage ist. So entfallen zwar in der Tat der für ein Futuresinvestment obligatorische Rollvorgang und damit auch mögliche Rollverluste. Letztere haben ihren Ursprung jedoch größtenteils gerade in den Kosten für die physische Lagerung, welche auch bei den ETF-Anbietern anfallen und in welcher Form auch immer auf den ETF-Investor überwälzt werden dürften.


Wie sind die Erfolgsaussichten zu beurteilen?

Aufgrund der zuletzt starken Performance von Kupfer und Co. und dem großen medialen Echo, den die geplante Erweiterung der ETF-Produktpalette ausgelöst hat, könnte das Anlegerinteresse anfangs durchaus hoch sein. Andererseits trafen ähnliche Wertpapiere, wie die nicht physisch hinterlegten Basismetall-ETCs bislang auf keine sonderlich hohe Investorennachfrage. Zwar verzeichnete ETF Securities als größter Anbieter in diesem Bereich zuletzt ein relativ stattliches Wachstum. Mit einem Anlagevolumen von etwas über 160 Mio. USD in vier Jahren registrierte gleichwohl nur Kupfer halbwegs nennenswerte Kapitalzuflüsse.


Wie sind die Motive der Emittenten einzuordnen?

Vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Reformen im Finanzsektor und einer Fülle neuer Auflagen und Beschränkungen wird es für die Anbieter immer schwieriger, neue Produkte zu lancieren. Dies betrifft auch die Rohstoffterminmärkte, für die künftig strengere Regeln, wie etwa verschärfte PositionsObergrenzen gelten werden. Da die physischen Märkte jedoch nicht der Finanzmarktaufsicht unterliegen, ist die Umsetzung der neuen BasismetallETFs völlig unabhängig von jeglichen Regulierungsvorgaben. Des Weiteren sind einige Finanzdienstleister auch stark im physischen Rohstoffgeschäft aktiv und verfügen damit über das nötige Know How und die Ressourcen (z.B. Lagerhallen) entsprechende Wertpapiere vergleichsweise kostengünstig anzubieten. Etwaige Erträge aus dem Vertrieb der ETFs sind damit ein reiner Add-on. Für Metallproduzenten, wie Rusal stellen physisch hinterlegte Wertpapiere indes eine neue Nachfragequelle dar, um überschüssiges Material zu platzieren (Paradebeispiel Aluminium). Gleichwohl stehen zahlreiche Produzenten der Entwicklung skeptisch gegenüber, da sie ihre traditionellen Kunden in der Industrie nicht benachteiligen wollen.


Welche Angebotseffekte sind zu erwarten?

Nimmt man das aktuelle Anlagevolumen in den oben genannten Basismetall-ETCs von ETF Securities als Maßstab des möglichen Investoreninteresses, so wären kaum gravierende Auswirkungen auf das physische Metallangebot zu erwarten. Wären die gehaltenen Wertpapiere heute bereits physisch hinterlegt, entspräche dies Tonnagen von etwa 19.000 t Kupfer, 22.000 t Aluminium, 14.000 t Zink und 3.000 t Nickel. In Relation zu den derzeitigen LME-Lagerbeständen wären damit nur zwischen 0,5% (Aluminium) und 5% (Kupfer) durch Investorennachfrage gebunden. Sollte die ETF-Nachfrage jedoch wider Erwarten außerordentlich hoch ausfallen, können dadurch ohne Weiteres reale Knappheiten entstehen. Anfällig hierfür sind naturgemäß die ohnehin engen Märkte, wie Zinn, Blei oder Kupfer, wo sich die börsenregistrierten Lagerbestände bereits heute auf nur max. 3% der weltweiten Jahresnachfrage belaufen.


Fazit

Aus unserer Perspektive ist das Thema der Basismetall-ETFs momentan mehr Hype als reale Bedrohung (aus Verbrauchersicht) oder Chance (aus Investorensicht). So bietet die physische Hinterlegung der Wertpapiere dem Anleger u.E. kaum einen Mehrwert gegenüber einem konventionellen Investment in Industriemetalle. Auch halten wir die Kreation derartiger Papiere zum jetzigen Zeitpunkt für eindeutig angebotsgetrieben und damit nicht als Reaktion auf einen bereits bestehenden Bedarf aus der Investment Community. Folgerichtig dürfte der große Run auf derartige Papiere nach der endgültigen Markteinführung ausbleiben, weshalb wir auch keine all zu starken Effekte hieraus erwarten. Für die ETF-Anbieter bestehen zudem noch einige Hürden. Allen voran der Bezug der physischen Ware bei knappen Metallen oder aber die Anwendung der LME lending guidance bei dominanten Marktpositionen.


© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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