Gold in der Distributionsphase - Interview mit Uwe Bergold

Rohstoff-Spiegel: Sie haben kürzlich eine aufschlussreiche Analyse über den Wechsel des Hausse-Trends bei Gold in die so genannte “Distributionsphase“ veröffentlicht. Könnten Sie unseren Lesern das Konzept dahinter kurz umschreiben?
Uwe Bergold: Jede strategische Hausse, die entweder im Standardaktien- (real wirtschaftliche Expansion) oder im Rohstoffmarkt (real wirtschaftliche Kontraktion) stattfindet, läuft innerhalb der makroökonomischen Zyklik etwa 18 Jahre lang. Die letzte sekulare Rohstoff-/Gold-Hausse lief von Mitte der 1960er Jahre bis 1980 (gleichzeitige Aktien-Baisse) und die letzte primäre Aktien-Hausse (gleichzeitige Rohstoff-Baisse) von 1982 bis ins Jahr 2000. Seitdem befinden wir uns wieder in einer strategischen Rohstoff- und Gold-Hausse.
Dies bedeutet natürlich auch, dass wir uns dementsprechend primär seitdem in einem Aktienbärenmarkt befinden. Da wir mit unseren Investments diese makroökonomische Zyklik spielen, sind wir im März 2000 nachweislich aus dem Standardaktienmarkt ausgestiegen und investieren seit März 2001 in Gold-/Rohstoffe und deren dazugehörigen Aktien. Diese, ca. 18 Jahre lang dauernden, strategischen Aufwärtstrends laufen jedoch nicht linear ab, sondern unterteilen sich in drei wesentliche Phasen: Akkumulations-, Public- und die von Ihnen angesprochene “Distributionsphase“.
Während bei der “Akkumulations-Phase“ (Beginn des neuen strategischen Hausse-Trends) nur sehr wenige “Smart Investoren“ - begleitet von einer allgemeinen Abneigung zum Investment - Positionen aufbauen (Goldpreisentwicklung von 1999 bis 2003), beginnen in der “Public-Phase“ kritische, erfahrene Investoren in das Investment einzusteigen - begleitet von einer allmählichen Berichterstattung in den Mainstream-Medien (Goldpreisentwicklung von 2004 bis 2008). Jede neue Phase startet nach einer mittelfristig taktischen Konsolidierung.
Nach der Crash-Korrektur 2008, befinden wir uns nun seit 2009 mit hoher Wahrscheinlichkeit am Beginn der gewinnträchtigsten “Distributionsphase“. Alle professionellen Großinvestoren sind positioniert und lassen nun über die Medien das Publikum auf das Investment Gold aufmerksam werden. Die Medien berichten zunehmend optimistisch über dieweitere Preisentwicklung. Investmenthäuser geben immer mehr Gold-Kaufempfehlungen mit angepassten Kurszielen heraus. Eine Vielzahl von Finanzinnovationen zum Thema Gold wird auf den Markt gebracht, Goldhändler sprießen aus dem Boden und fast täglich entstehen neue Gold-Informationsdienste.
Am Ende dieser Phase (ca. 2012-2016) wird es zu einer “sozialen Infektion“ kommen. Naive Anleger, die bis zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht am Gold-Aufschwung partizipiert haben, fangen an - ermuntert durch das soziale Umfeld - Kaufpositionen einzugehen. Es kann zu einer richtigen Kaufpanik - siehe “Hausmädchen-Hausse“ im Frühjahr 2000 (von mir in einer Zeitung publiziert) - kommen. Trotz dann massiver fundamentaler Überbewertung (Goldpreis >> Fair Value), wird Euphorie und Kontrollillusion die Gold-Hausse-Stimmung des “breiten Publikums“ beherrschen.
Auf der einen Seite wird - im “Gefühl der kollektiven Sicherheit“ - das breite Publikum kaufen, weil es Angst hat, die Hausse zu verpassen. Auf der anderen Seite verkaufen (“distributieren“) Großinvestoren, die in der Nähe des Tiefpunktes (Anfang des Primärtrends) Gold und Goldaktien “akkumulierten“. Die Massenmedien fungieren als “Beschleuniger“ dieser “sozialen Infektion“ - Kleinanleger werden in der Distributionsphase somit zum “Kanonenfutter“ und zur Gegenposition der professionellen Smart Investoren. Wie schon zuvor erwähnt, befinden wir uns aktuell beim Gold, Silber und bei den Goldminen an der Schwelle zum letzten Teil des Primärtrends, der Distributionsphase.
Alle Sentiment-Vergleiche mit der Public Phase werden fehlschlagen, da die kommende Aufwärtsbewegung in einem viel stärkeren und in einem ganz anderen Stimmungsumfeld ablaufen wird. Vom nicht “gesellschaftsfähigen“ Goldinvestment (“Gold als barbarisches Relikt“), so wie wir es zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt haben, über das normale “Gold-sollte-man-zu-10%-haben“, kommen wir nun in die Phase: “Gold-muss-man-haben-und-zwar-so-viel-und-so-spekulativ-wie-es-nur-irgend- wie-geht!“ Wir investieren seit März 2001 in Gold und Goldaktien und wiederholen uns nur immer wieder, wenn wir unsere Empfehlung aussprechen: Beginnen Sie nicht erst im Finale, sondern sobald als möglich ihr persönliches Gold-Exposure (Gold in Münzen und Barren und Goldminenaktien) aufzubauen, um nicht am Ende wieder das historische Schicksal der Masse (“Kanonenfutter“ für die Smart Investoren) zu erleiden!