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Kupfer markiert Zehnmonatshoch, Prognosen erhöht

28.07.2009  |  Sven Streitmayer
Momentum hält an, Kupfer erreicht 10-Monatshoch

Der Höhenflug der Kupferpreise setzte sich zuletzt weiter fort. In der vergangenen Handelswoche markierte das rote Metall bei rund 5.600 USD/t den höchsten Stand seit Anfang Oktober 2008. Bereits in der ersten Jahreshälfte 2009 hatten die LME-Kupfernotierungen um knapp 80% zugelegt. Seit Beginn des Jahres beläuft sich der Preiszuwachs am Kupfermarkt damit inzwischen auf rund 2.650 USD bzw. 90%. Auch auf Euro-Basis weist der Kupferpreis seit dem Jahresstart eine Steigerung von 87% (+1.820 EUR) auf.


Chinesische Importflut und Marktsentiment treiben

Aktuell wirken sich zahlreiche "weiche Faktoren" günstig auf das Metallmarktumfeld aus. Neben der Verbesserung der wichtigsten Konjunkturindikatoren gehören hierzu auch die Erholung an den globalen Aktienmärkten (Abb. 1), der Abwertungstrend des US-Dollars, die wiederauflebenden Kapitalströme in den Rohstoffsektor (gemessen am ETF-Volumen ist das Investoreninteresse höher als je zuvor) sowie die Rallye an den Energiemärkten, welche wiederum mit künftig steigenden Produktionskosten assoziiert wird (Abb. 5). Im Zentrum der beeindruckenden Preiserholung steht jedoch die seit Monaten außergewöhnlich hohe Importnachfrage aus dem Reich der Mitte (Abb. 4). Im Falle von Kupfer hat die in ihrer Höhe bislang unerreichte Einkaufstour Chinas nicht nur die kompletten Marktüberschüsse aus anderen Teilen der Welt absorbiert, sondern darüber hinaus auch die LME-registrierten Lagerbestände wieder bedenklich abschmelzen lassen (Abb. 2).

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Lagerabbau in Q2, kurzes Backwardation-Comeback

Binnen fünf Monaten haben sich die Kupferbestände in den Lagerhäusern der LME auf aktuell rund 275.000 t halbiert. Weitere 3% sind bereits zur Auslieferung vorgesehen, so dass die Reichweite der LME-Kupferbestände gemessen am Weltverbrauch auf nurmehr rund 5 Tage gesunken ist. Die zunehmende Knappheit i.V.m. der zwischenzeitlich hohen Konzentration der Börsenbestände bei einigen wenigen Marktteilnehmern spiegelt sich auch in der Terminmarktstruktur wider. Wies die LME-Terminkurve zu Jahresbeginn noch ein relativ steiles Contango auf, notierte Kupfer im Dreimonatsbereich zuletzt kurzzeitig bereits wieder in Backwardation (Abb. 3).

Im Zuge der von uns erwarteten Abschwächung der chinesischen Importaktivitäten sowie der traditionell eher dünnen Nachfrage in den Sommermonaten dürfte sich der Abbau der Kupferbestände in den kommenden Wochen aber wieder deutlich verlangsamen. Einen ersten Hinweis hierauf lieferten die vergangenen beiden Wochen, in denen die Kupferlager der LME erstmals seit Ende März wieder nennenswerte Netto-Zuflüsse (+15.375 t) zu verzeichnen hatten.


Chinas Kupferimporte mit fünften Rekord in Folge

Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde stiegen die Importe von raffiniertem Kupfer im Juni auf knapp 380.000 t und wiesen damit zum fünften Mal in Serie einen historischen Rekordwert aus. Allein in den ersten sechs Monaten importierte China demnach mit rund 1,8 Mio. t mehr Kupfer, als in den Rekordjahren 2007 (1,6 Mio. t) und 2008 (1,5 Mio. t) insgesamt. Im bisherigen Jahresverlauf blieb Peking damit quasi der alleinige Nachfragetreiber am Kupfermarkt. Nach jüngsten Daten der International Copper Study Group wies der Weltkupfermarkt von Januar bis April ein Angebotsdefizit von etwa 35.000 t aus, welches fast ausschließlich auf die enorme Nachfragesteigerung Chinas (+38 % Y/Y) zurückzuführen ist.

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Im Rest der Welt sank die Nachfrage nach Kupfer dagegen um stattliche 19 % Y/Y. Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte erwarten wir dagegen weiterhin einen substanziellen Rückgang der chinesischen Importnachfrage nach Kupfer. Zum einen erachten wir die Lageraufstockungen von staatlicher wie privater Seite als weitgehend abgeschlossen. Zum anderen sind die aus der Preisdifferenz zwischen Shanghai und London resultierenden Arbitragegeschäfte aus Sicht eines chinesischen Importeurs kaum mehr profitabel.


ICSG senkt 5-Jahresprognose für Minenproduktion

Nach jüngsten Projektionen der International Copper Study Group wird die Minenproduktion von Kupfer im Zeitraum 2009-2013 ein deutlich niedrigeres Wachstum aufweisen als ursprünglich angenommen. In der aktuellen Ausgabe des halbjährig erscheinenden Directory of Copper Mines and Plants reduziert die ICSG ihren 5-Jahresausblick für das Wachstum der weltweiten Produktionskapazität der Kupferminen überraschend deutlich auf +3,8 % p.a. (von +5 % p.a. in der vorherigen 5-Jahresschätzung).

Die Produktionskapazität für Kupferkonzentrat wird demnach bis 2013 auf 22,7 Mio. t steigen. In der März-Ausgabe war die ICSG noch von einer Kapazitätssteigerung auf 22,8 Mio. t bis Ende 2012 ausgegangen. Diese signifikante Abwärtsrevision, wie auch der neue Tiefstand bei der Auslastung der Minen (Abb. 6), verdeutlicht u.E. einmal mehr die Angebotsengpässe, mit denen der Kupfermarkt längerfristig konfrontiert bleiben wird.

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Fazit

Um der voraussichtlichen Änderung auf der Angebotsseite Rechnung zu tragen, erhöhen wir unsere 12-Monatsprognose für LME-Kupfer (Kasse) auf 5.900 USD/t (vormals 5.400 USD/t). Zugleich heben wir unsere 3-Monatsprognose als Reaktion auf den unerwartet starken Lagerabbau auf 4.400 USD/t an. An der Erwartung einer kurz- bis mittelfristigen Korrektur der Kupferpreise halten wir damit jedoch fest.





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