Edelmetalle Aktuell


Ähnlich unstet wie das Wetter im mitteleuropäischen Hochsommer präsentierte sich in den letzten beiden Wochen auch der Goldpreis. Blitz, Donner und Regenfluten in Form kräftiger Kursverluste wurden immer wieder abgelöst von Perioden mit ausgesprochenem Hochdruckeinfluss und somit - auf den Goldmarkt übertragen - stark steigenden Preisen.
Selten war dabei aber selbst den Insidern klar, welche Wendung die Marktentwicklung in den nächsten Stunden jeweils nehmen würde, auch da zeigte sich eine Parallelität zum Wetter.
Immerhin, und da erging es dem Goldmarkt besser als so manchem ostdeutschen Tagebau bleibt der große Erdrutsch aus, den viele Marktteilnehmer vor zwei Wochen angesichts eines ausgesprochen schlechten charttechnischen Bildes noch befürchtet hatten.
Helfer in der Not für den Goldpreis waren dabei einmal mehr externe Einflussfaktoren, darunter vor allem der Dollar und der Ölpreis. Ersterer fiel gegenüber dem Euro noch am vorletzten Donnerstag von unter 1,39 auf fast 1,41. Gleichzeitig stabilisierte sich der Ölpreis in der Region von 59 $ je Barrel.
In den folgenden zehn Tagen verlor dann der Dollar weiter an Wert, aktuell liegt er zum Euro mit 1.4250 auf dem schwächsten Niveau der letzten sieben Wochen. Umgekehrt legte in dem genannten Zeitraum der Ölpreis deutlich zu. Die Hoffnung auf einen V-förmigen Verlauf der Weltwirtschaft brachte dem "schwarzen Gold" im Berichtszeitraum Gewinne von über 10% und eine Rückkehr auf ein Preisniveau deutlich jenseits der $ 65. Eine dadurch möglicherweise steigende Inflationsgefahr sorgte dann dafür, dass das Gold ebenfalls wieder zulegen konnte. Es stieg von einem Tiefstkurs von unter 905 $ je Unze kurz vor Abfassung unseres letzten Berichts auf am Ende mehr als 950 $ je Unze an.
Hier allerdings stoppte die Aufwärtsbewegung aus einer Reihe von Gründen: US-Notenbank-Chef Ben Bernanke sprach zu Beginn dieser Woche vor dem Kongress, und legte dabei erstmals einen detaillierten Plan für den Ausstieg aus der derzeitigen Krisenpolitik vor. Seit Ausbruch der Finanzkrise hatte die Fed ja massiv Geld gedruckt, um die Kreditversorgung der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Jetzt will sie aber Inflationserwartungen ganz offensichtlich im Keim ersticken und denkt deshalb über Gegenmaßnahmen nach. Auch die steigenden Aktienkurse, die auf ein wachsendes Vertrauen in die Entwicklung der Wirtschaft hindeuten, dürften für den Goldpreis ein Hemmschuh gewesen sein.
Als letzter Punkte dürfte auch die vorläufige Rettung des für die US-Wirtschaft enorm wichtigen Mittelstandsfinanzierers CIT zum Ende des Goldpreisanstiegs beigetragen haben. Kurz vor der schon unausweichlich scheinenden Insolvenz schnürten Gläubiger der Bank in letzter Minute ein Rettungspaket. Das zeige, so Marktbeobachter, dass private Geldgeber, die sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ängstlich zurückgehalten hätten, wieder eine bedeutendere Rolle übernehmen würden. Es sei ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Finanzmärkte insgesamt weiter erholen würden.
Der Goldpreis verharrte aus den genannten Gründen in den letzten drei Tagen zwischen 945 $ und 950 $. Für die nächste Zeit erwarten wir keine dramatischen Veränderungen. Aus heutiger Sicht ist ein Test der 1.000er-Marke aktuell genauso unwahrscheinlich, wie einer rascher Rückfall auf die Tiefstkurse der letzten Woche.
Von der physischen Seite her ist ebenfalls kaum Unterstützung für eine nachhaltige Bewegung in der einen oder anderen Richtung zu erwarten. Aktuell geringerer Nachfrage nach Gold (die ETF-Käufe sind genauso ruhig wie die Schmucknachfrage) steht gleichzeitig ein abnehmendes Angebot (aus Altgoldbeständen, von Zentralbanken und von Minen) gegenüber, so dass es von dieser Seite her keine massive Einflussnahme auf den Preis geben kann. In diesem insgesamt wenig spektakulären Umfeld gibt es trotzdem aber von Zeit zu Zeit einige Sonderbewegungen: So konnten wir in den letzten beiden Wochen wieder etwas mehr Nachfrage nach Investmentbarren verzeichnen. Einzelne Stücklungen waren so erstmals seit Wochen wieder für eine gewisse Zeit ausverkauft und es kam deshalb zu kleineren Lieferfristen.
Ansonsten plagen sich die Marktbeobachter immer noch mit möglichen Streiks in den Minen in Südafrika herum, sowie mit dem Versuch, die neuesten Meldungen aus Italien in Bezug auf die Behandlung der dortigen Goldvorräte zu deuten. Die Regierung in Italien hatte am Montag eine von der Notenbank zu zahlende Sondersteuer auf die Goldreserven der Notenbank angekündigt. Allerdings schob die EZB derartigen Bestrebungen zumindest verbal sofort einen Riegel vor.
Silber
Im Vergleich zum Gold erreichte Silber den Tiefstkurs des Berichtszeitraumes erst mit einigen Tagen Verzögerung am Montag der letzten Woche. Dabei notierte das Metall kurzzeitig bei nur 12,43 $ je Unze. Das zeitliche Auseinanderklaffen der Tiefstkurse bei den beiden Metallen sollte allerdings nicht über ihre normalerweise weitgehend parallel ablaufende Entwicklung hinwegtäuschen. Das weiße Metall stieg nicht zuletzt wegen dieser Abhängigkeit vom Goldpreis in den folgenden zehn Tagen stückweise an und mit 13,80 $ erreichte es heute Morgen erst den höchsten Kurs des Berichtszeitraums. Charttechnisch bietet das Metall aktuell auf der unteren Seite alle 20 - 30 Cents eine Unterstützung; ein rascher Preisverfall in Richtung des Tiefstkurses der letzten Woche scheint deshalb unwahrscheinlich. Die nicht besonders ausgeprägte physische Nachfrage sorgt allerdings dafür, dass auf der oberen Seite die Bäume ebenfalls nicht in den Himmel wachsen.