Agrar: Langfristige Welternährungsprobleme laut OECD und FAO lösbar


Während der Dezember Future für Baumwolle mit einem Wochengewinn von knapp 7% die Hitliste anführt, kam der Mais Future nach Veröffentlichung des jüngsten USDA Reports zur Entwicklung der Anbauflächen am Dienstag dermaßen unter die Räder, dass er mit einem Wochenverlust von gut 10% auf dem letzten Platz der Performanceliste aller beobachteten Rohstoffe landete. Die Aufwärtsrevision bei Sojabohnen auf eine neue Rekordanbaufläche von erwarteten 77,5 Mio. acres (von 76 Mio. acres) löste keinen Preisdruck aus, da die Marktakteure gemäß Umfragen bereits von 78,1 Mio. acres ausgingen. Bei Mais dagegen wurde der Markt auf dem falschen Fuß erwischt: Die USDA erhöhte ihre Prognose von 85 Mio. acres auf 87 Mio. acres und entfernte sich damit weiter von der Konsenserwartung (84 Mio. acres).

OECD/FAO Agrarreport 2009-2018
Inzwischen wurden erste Zusammenfassungen des jüngsten OECD Agrarreports veröffentlicht, der in vollständiger Version ab August verfügbar sein soll. Nachfolgend haben wir die, aus unserer Sicht wichtigsten Punkte thesenartig zusammengefasst:
Tierprodukte leiden stärker als Getreideprodukte unter der aktuellen Krise.
Der Sektor Landwirtschaft ist von der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise doppelt betroffen. Einerseits aufgrund von sinkenden Einkünften und Vermögen (Absatzseite) und andererseits durch Kreditrestriktionen, welche dringend erforderliche Investitionen und Schädlingsbekämpfung hemmt (Produktionskosten).
Insgesamt leidet die Landwirtschaft jedoch weniger als andere Wirtschaftsbereiche.
Die globale Nahrungsmittelproduktion müsste bis 2030 um mehr als 40% und bis 2050 um mehr als 70% ggü. dem Durchschnitt der Jahre 2005-2007 steigen, um mit der erwarteten Bevölkerungsentwicklung Schritt zu halten.
Die zukünftige Produktionssteigerung durch Ausweitung der Anbauflächen wird immer stärker eine Frage der Verfügbarkeit von Wasser.
Bei entsprechenden Investitionen stünden jedoch erhebliche zusätzliche Flächen zur regenbewässerten Getreideproduktion zur Verfügung.
Die positive Prognose zum Potenzial der Agrarwirtschaft trifft jedoch auf eine beunruhigende Realität von Hunger und Nahrungsmittelunsicherheit für etwa eine Mrd. Menschen. Armut als ein Hauptgrund solcher langfristigen Probleme erfordert nicht nur große Investitionen in die Landwirtschaft, sondern Reformen im Welthandel und der Politik.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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