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Blei für schlechte, Zink für gute Zeiten

22.05.2009  |  Eugen Weinberg
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Auch in China war die Nachfrage zum Jahreswechsel stark rückläufig. Doch zuletzt stützten die Käufe des Staatlichen Reservebüros: 159 Tsd. Tonnen hat das SRB bereits gekauft. Hinzu kommen die Käufe der Provinzregierung Shaanxi in Höhe von 44 Tsd. Tonnen. Darüber hinaus gibt es beispielsweise eine Initiative der Provinz Hunan den Lageraufbau bei Produzenten mit Krediten zu unterstützen. Auch wenn diese Käufe den stark unter Druck geratenen inländischen Schmelzhütten dienen sollten, haben sie zu einem immensen Importsog geführt. Chinas Nettoimporte an Zinkraffinade stiegen im März auf einen Rekordwert. Ausschlaggebend war, dass die inländischen Preise deutlich höher waren als die LME Preise unter Berücksichtigung von Einfuhrumsatzsteuer, Zoll und einer Auslieferung aus dem LME Lager Singapur.Entsprechend sind die LME-Zinklager in Asien um 80 Tsd. Tonnen bzw. 40% gesunken.

Doch die Situation hat sich gedreht, denn zum einen hat sich der Preisabstand verringert und damit auch der Importanreiz. Zum anderen haben sich auch die Preise in China erholt, wenngleich im geringeren Ausmaß als die LME Preise. Deshalb ist die Produktion in China, die in den ersten zwei Monaten ebenso wie in der übrigen Welt gegenüber dem Vorjahr rückläufig war, wieder angesprungen: gemäß Zahlen des Forschungsinstituts Antaike ist sie im März um 30% gegenüber Vormonat gestiegen. Damit wurde sogar mehr als im Vorjahr produziert. Im April konnte das hohe Niveau laut vorläufiger Zahlen fast gehalten werden. Da gleichzeitig mit einem Abflauen der Reserverkäufe zu rechnen ist, dürfte der preisstützende Impuls Chinas in den kommenden Wochen nachlassen. Wir sehen daher ein Rückschlagspotenziel bei Zink bis auf 1300 USD je Tonne.

Mittelfristig bleiben die Aussichten intakt: die öffentlichen Infrastrukturprogramme unterstützen den Zinkverbrauch, der sich mit der Stabilisierung der globalen konjunkturellen Lage in der zweiten Jahreshälfte weiter festigen sollte. Hinzu kommen Ankündigungen der staatlichen Reformkommission Chinas, weitere Konsolidierungsschritte für den Metallsektor anzustreben: So sollen einige kleinere Betriebe geschlossen werden, so dass die 10 größten Produzenten 60% des Zinkangebotes vereinigen. China will Verarbeitungskapazitäten in Höhe von 400 Tsd. Tonnen endgültig schließen.


Der Verbund von Zink und Blei

Zinkkonzentrate bringen oft in unterschiedlichen Anteilen Eisen, Blei und Silber mit sich. Damit besteht eine wesentliche Herausforderung der Zinkgewinnung darin, die Begleitelemente derart abzutrennen, dass sie als Nebenprodukte verwendet werden können. 70 % der Weltbleiförderung stammen aus Lagerstätten, in denen Blei und Zink gemeinsam auftreten. Der Anteil aus Erzvorkommen mit deutlicher Bleivorherrschaft, den eigentlichen Bleilagerstätten, beträgt dagegen nur etwa 20 %. Der verbleibende Rest von 10 % wird aus Erzvorkommen gedeckt, aus denen Blei nur als Nebenprodukt gewonnen wird.

Zu beachten ist, dass der Sekundärmarkt für Blei viel bedeutender ist als bei anderen Industriemetallen. Die Recyclingquote ist mit 60% in der westlichen Welt mit Abstand am höchsten. Bei Zink entfällt lediglich 30% des Angebots auf den Sekundärmarkt. Über 100 Tsd. Tonnen Blei werden über das Batterierecycling zurückgewonnen. Das entspricht einer produktspezifischen Recyclingrate von rund 80%. Die Kuppelproduktion von Zink und Blei spiegelt sich auch in einem engen Gleichlauf der jährlichen Wachstumsraten wider: Die Korrelationkoeffiziet der Minenförderung von Blei und Zink liegt bei 0,66. Allerdings ist zu beachten, dass die jährliche Förderung von Blei seit den 60er Jahren nicht einmal um 50% zugenommen hat, während sich die von Zink seither mehr als verdreifacht hat.


Blei zeigt relative Stärke in der Krise

Der oben erwähnte Rückgang bei der Zinkförderung schlägt sich wie im Kasten ausgeführt in der Regel auch in der Entwicklung der Bleiförderung nieder: auch dieses Mal sind Blei und Zink im Verbund betroffen, wobei die Kürzungen am Zinkmarkt weitgehender sind. Aktuell summieren sich die Kürzungen am Bleimarkt auf 200 Tsd. Tonnen, was gerade mal 2% des weltweiten Outputs entspricht. Dennoch: gemäß ILZSG lag die Bleiproduktion im ersten Quartal 5% niedriger als im Vorjahr. Allerdings schlägt sich der Rückgang der Minenproduktion nicht im vollen Umfang auf die Produktion von raffiniertem Blei nieder, weil der Sekundärmarkt, auf den 60% des gesamten Bleiangebotes entfallen, von enormer Bedeutung ist. Auf das Gesamtjahr gesehen rechnet deshalb die ILZSG nur mit einem Minus bei der Bleiproduktion von 1%.

Gleichzeitig ist die Bleinachfrage weniger zyklisch als die nach anderen Industriemetallen (siehe dazu auch Rohstoffe Kompakt im März). Dies bestätigen auch die aktuellen Zahlen: laut ILZSG lag die Bleinachfrage im 1.Quartal lediglich 1% unter der des Vorjahres. Verglichen mit dem Nachfrageeinbruch bei den übrigen Industriemetallen ist das moderat. Neben dem stabilisierenden Effekt des Ersatzbatteriebedarfs ist der sich rasant entwickelnde Markt für EBikes in China eine große Stütze. Der chinesische Verband der Batteriehersteller prognostiziert ein Wachstum der Batterienachfrage in 2009 von 8%.

Alles in allem war damit am Bleimarkt im 1.Quartal nur ein kleiner Überschuss zu verbuchen. Die LME-Lagerbestände, die als ein Indikator für die Knappheit am Markt erachtet werden, sind zwar in den letzten Wochen verstärkt gestiegen, doch verglichen mit den alten Hochs noch immer eher gering. Vor diesem Hintergrund sehen wir den Bleipreis in der Krise relativ gut unterstützt.

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