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Kluge Fettzellen, dumme Eßgewohnheiten

23.07.2009  |  Hans Jörg Müllenmeister
In der Steinzeit sicherte eine Körperarmee aus 90 bis 150 Milliarden Fettzellen, die Adipozyten, unser Überleben - ein Depot für schlechte Zeiten. Dieser körpereigene Energieschwamm konnte bei Bedarf wachsen, aber auch wieder schrumpfen. Inzwischen ist unsere Nahrung zum Industrieprodukt verkommen, unsere Fettdepots sind eher damit überfrachtet. Vermehrt reichert sich unser Blut mit Fettsäuren an, die sich mehr und mehr in Herzmuskelzellen einlagern. Gleichzeitig ertrinkt die Sicherheitspolizei, die Fresszellen (Makrophagen) in Fettsäure. In den infiltrierten Herzzellen bildet sich ein Killerfett, das Ceramid. Schlimmstenfalls gibt es den Herzzellen den Todesstoss.

Rücken wir mit irgend einer Diät unserem Fettgewebe zu Leibe, dann stemmen sich die Zellen intelligent und mächtig gegen alle Widersacher. Jede Fettzelle von 0,3 bis 0,9 Mikrogramm beherbergt eine winzige hocheffiziente Chemiefabrik. Ständig produziert sie einen raffinierten Cocktail aus mehr als zwanzig Proteinen, hundert verschiedene Botenstoffen, Hormone und Enzyme. Das Gebräu hat nur ein Ziel: den Hypothalamus in unserem Gehirn zu indoktrinieren, der ja für unsere Gefühlswelt verantwortlich zeichnet. Die stärkste Waffe der Fettzelle ist das Hormon Leptin, das Hungerattacken auslösen kann. Aber glauben Sie nur nicht, das Fettzellen Einzelkämpfer sind, im Gegenteil ihre Armee schlägt gemeinsam geballt zu. Sie sorgen für Truppenverstärkung, denn im Fettgewebe sind sogenannte Vorläuferzellen eingelagert, die jederzeit zu neuen Fettzellen heranwachsen können, ähnlich wie nachrückende Reservezähne im Maul eines gefräßigen Hais.

Unser Ernährungsverhalten ist ausschlaggebend, ob wir Fettringe ansetzen oder nicht. Erstaunlich, denn selbst nach dem Fettabsaugen produziert der Körper erneut Fettzellen, dann nämlich, wenn wir unsere schlechten Eßgewohnheiten nicht ändern. Paradox ist, dass Fettverweigerer fehlende Fettzufuhr fast immer durch Kohlenhydrate ersetzen. Darauf schüttet der Körper Insulin zum Umbau aus: die aufgenommenen Kohlehydrate lagern sich letztlich wieder in Form von Fett ein. Doch was heißt es, sich gesund zu ernähren? Die Forscher meinen, 40% der aufgenommenen Kalorien sollten aus Fett bestehen. Aber halt, da gibt es bekanntlich gute und böse Fettsäuren. Die schlechten schädigen die Blutgefäße, die guten sorgen für stabile Zellwände.

Die Königinnen unter den Fettsäuren sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Diesen Fettadel kann der Körper nicht selber hervorbringen. Noble Fettsäuren mindern die Blutfettwerte, reduzieren das Herzinfarktrisiko, senken den Blutdruck. Bekannt sind diese Fettsäuren unter den Namen Omerag-3, Omega-6 und Omega-9. Diese Omegas stecken in den Ölen des Leinsamens, der Walnuss, der Sonnenblumenkerne und der Weizenkeime, aber auch in Hering, Makrele, Lachs, grünes Gemüse und Getreide.

Einfach ungesättigte Fettsäuren spalten das Verdauungsenzym besser auf, beschleunigen den Transport von Cholesterin, senken das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Hauptsächlich stecken sie in pflanzlichen Ölen, z.B. in Olivenböl, Macadamianüsse und Avocado.

Gesättigte Fettsäuren - vorwiegend enthalten in tierischen Fetten - lagern sich in den Gefäßen ab. Nur etwa 10% des Fettbedarfs sollte man mit diesen Fetten decken, Süßigkeiten, Kuchen und Pizza nur gelegentlich essen.

Dass unsere Körperfettdepots besonders gerne Krankheitserreger verstecken, die dann lange Zeit unentdeckt bleiben, wurde erst jetzt bekannt. Im Pasteur-Institut wies man nach, dass Mycobacterium tuberculosis, eingebettet vor allem im Bauchfett, alle Antibiotika-Angriffe überlebte. Sind am Ende Fettzellen beschützende Schlafstuben, können so Krankheitserreger jahrelang wie eine Made im Speck leben, irgendwann aus ihrem Fettverlies ausbrechen und erneut eine Seuche auslösen?


Hinweis:

Wenn Sie abnehmen wollen und dabei Fett verlieren, immer genügend Wasser trinken, damit Schadstoffe und schädliche Keime aus den Fettdepots des Körpers gespült werden.





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