Die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) treffen sich an diesem Wochenende in Wien. Dabei wird über eine mögliche Anpassung ihrer offiziellen Rohölförderquoten diskutiert, um sowohl nachhaltig höhere Ölpreise als auch geringere Preisschwankungen zu erreichen. Die Entscheidung der OPEC hängt wesentlich davon ab, wie die Mitglieder das Niveau der aktuellen globalen Rohöllagerbestände einschätzen und vom Einfluss der zukünftigen Ölnachfrage und des Angebots an Nicht-OPEC-Öl auf den Bedarf an OPEC-Rohöl. Wir sind der Meinung, dass die OPEC ihre Förderquoten zwar nicht kürzen muss, um in diesem Jahr ein höheres Preisniveau zu erzielen, aber es dennoch tun wird.
Warum schränkt die OPEC die Ölproduktion ein?
Die OPEC senkt ihre Fördermenge, um die Grenzkosten der weltweiten Ölproduktion und damit die globalen Ölpreise anzuheben. In Zeiten schwächerer Nachfrage und/oder erhöhter Förderniveaus der Nicht-OPEC-Produzenten passt die OPEC ihre Produktion nach unten an, um so ein Überangebot an Öl zu verhindern, welches ansonsten ungewöhnlich hohe Öllagerbestände und niedrige Ölpreise zur Folge hätte.
Wie haben sich die jüngsten OPEC-Förderkürzungen auf den Ölmarkt ausgewirkt?
Nach Angaben des OPEC-Sekretariats wurde die OPEC-Förderung seit November 2008 in zwei Schritten auf 24,845 Mio. Barrel pro Tag gesenkt, was eine Reduzierung um 4,2 Mio. Barrel pro Tag gegenüber dem Produktionsniveau vom September 2008 bedeutet (siehe rechte Grafik). Hauptgrund für die Verringerung war die schwache Ölnachfrage. Die Kürzung hat zu einer Stabilisierung der Ölpreise im Bereich von 40-45 $ pro Barrel geführt, was für die OPEC-Mitglieder noch immer nicht ausreichend ist (siehe linke Abbildung).
Nach unserer Einschätzung wiegt die jüngste Angebotsverknappung seitens der OPEC stärker als der Nachfragerückgang und das (schwache) Nicht-OPEC-Angebot zusammen. Im Februar lag die Ölförderung der OPEC um 2,7 Mio. Barrel pro Tag unter dem Vorjahresniveau, während sich der Rückgang der Nachfrage und die Veränderung des Nicht-OPEC-Angebots lediglich auf 2,2 Mio. Barrel pro Tag summierten. Selbst eine Fortsetzung der gegenwärtigen Förderpolitik der OPEC würde – auf der Grundlage unserer Erwartungen hinsichtlich der Nachfrage und des Nicht-OPEC-Angebots – zu deutlich sinkenden Lagerbeständen und damit zu höheren Preisen führen.
Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an OPEC-Rohöl um 1,8 Mio. Barrel pro Tag niedriger liegt, um 2009 für ein Marktgleichgewicht zu sorgen. Andere Beobachter, darunter die USRegierung, die Internationale Energieagentur und das OPEC-Sekretariat, sehen einen Bedarfsrückgang für 2009 zwischen 1,2 und 2,0 Mio. Barrel pro Tag. Selbst wenn man das pessimistischste Szenario unterstellt, so sinkt 2009 der Bedarf an OPEC-Rohöl immer noch weniger stark als die OPEC-Produktion, die bei Beibehaltung des gegenwärtigen Förderniveaus um 2,3 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen wird. Folglich ist theoretisch keine Förderkürzung nötig.
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