Kupferpreis gibt Rätsel auf


Der Kupferpreis scheint sich zunehmend von dem Geschehen an den anderen Metallmärkten abzukoppeln. So verbuchte das rote Metall in den vergangenen fünf Handelstagen ein überraschend deutliches Kursplus von knapp 10% auf aktuell 3.427 USD/t und machte damit die Verluste aus der Vorwoche wieder mehr als wett. Auch im längerfristigen Vergleich erweist sich Kupfer als deutlich robuster als die übrigen Metalle.
Während etwa die Notierungen von Aluminium, Zink oder Nickel im bisherigen Jahresverlauf weiter unter Druck standen, legte der Kupferpreis seit Jahresbeginn bereits um rund 16% zu. Dies erscheint zunächst paradox, gilt Kupfer doch aufgrund seiner breiten industriellen Anwendungsbasis als besonders konjunktursensibel. Auch der Umstand, dass die Kupferlagerbestände in den letzten Monaten überdurchschnittlich hohe Zuwächse zu verzeichnen hatten (Abb. Mitte), lässt wenig Zweifel über den schwachen Zustand des realen Verbrauchs aufkommen. Dies belegen auch die neuesten Daten der International Copper Study Group, wonach sich der Weltkupfermarkt in den ersten 11 Monaten 2008 in einem Angebotsüberschuss von ca. 150.000 t befand.

Des Rätsels Lösung: It´s all about China
Was treibt die Kupferpreise aktuell? Aus unserer Sicht ist die ungewöhnliche Preisstärke einmal mehr auf die verstärkte Aktivität Chinas am Kupfermarkt zurückzuführen. Von besonderer Relevanz sind hierbei die Pläne Pekings, die staatliche Kupferreserve um bis zu 1 Mio. t aufzustocken. Eine erste Tranche von rund 300.000 t wurde laut SRB-nahen Quellen inzwischen vertraglich fixiert (vgl. Weekly 07/2009). Da das geplante Einkaufsvolumen die heimischen Möglichkeiten deutlich übersteigt - die monatliche Kupferproduktion Chinas beträgt etwa 315.000 t - muss die Volksrepublik zunehmend auf den Weltmarkt ausweichen. Dies schlägt sich in einer erhöhten Importnachfrage nieder.

Kein Zufall ist es daher, dass die Kupfereinfuhren Pekings in den letzten drei Monaten auf den Rekordwert von insgesamt 540.000 t angewachsen sind (vgl. S. 2). Auch die steigende Differenz zwischen Shanghai- und LMEKupfer (ca. 150 USD/t) sowie die Zunahme der Backwardation bei chinesischem Kupfer deutet auf ein Anziehen der Nachfrage im Reich der Mitte hin. Zwar legt der Blick auf die globale Konjunkturlage noch den ein oder anderen Rücksetzer am Kupfermarkt nahe. Gleichwohl haben sich die Aufwärtsrisiken für den Kupferpreis u.E. zuletzt deutlich erhöht. Neben dem sprunghaften Anstieg der Cancelled Warrants (zur Auslieferung bestimmte LME-Bestände), mahnen auch die aktuell rekordhohen Verkaufspositionen der institutionellen Anleger (im Sinne eines Kontraindikators) vor einer all zu bearishen Bewertung des Kupfermarktes.
