Agrar: US Landwirtschaftsministerium kassiert Prognosen


Vor einer Woche schrieben wir über den nahtlosen Anschluss an die Erholungstendenz des Dezembers. Dieser Trend riss jedoch noch am Montag mit Veröffentlichung des jüngsten Monatsreports des US Landwirtschaftsministeriums zur Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion. Das Maß der Überraschung belegen die Futures für Mais, Soja und Weizen in aller Deutlichkeit, denn sie beendeten den Montagshandel mit Erreichen der “limit down“ Regelung oder in direkter Nähe. Ab Dienstag folgten dann überwiegend Erholungen, so dass bisher von einem eintägigen “Ausfall“ gesprochen werden kann. Per saldo liegt die Wochenperformance (abgesehen von Zucker) dennoch mit Werten zwischen -1% (Baumwolle Future) und -8% (Weizen Future Chicago) durchgängig im Minus.

Mais, Sojabohnen und Weizen kräftig revidiert
Eine extreme Verschiebung von 21% lieferte der USDA Monatsreport für die Entwicklung der Mais Vorräte, die in diesem Erntejahr (in den USA von September bis August) nun mit 1,79 Mrd. Scheffel (ca. 45,5 Mio. Tonnen) erwartet werden. In Verbindung mit einer leicht nach oben revidierten Produktion, zusätzlich belastenden Nachrichten zum reduzierten Fleischkonsum (Mais als Futtermittel), einer um 9% gesteigerten chinesischen Jahresproduktion und eines vermutlich um 10% gekürzten Maisbedarfs zur Ethanolproduktion (Ölpreis) sowie ebenfalls dramatischen Einbrüchen anderer Agrar Futures verabschiedete sich der Mais Future am Montag limit-down (30 USc).
Für den Sojabohnen Future war die Lage aus fundamentaler Perspektive nicht ganz so dramatisch, denn die Veränderung des erwarteten Lagerendbestands betrug “nur“ 10%. Auch bei dem erhöhten Niveau handelt es sich jedoch noch immer um ein Fünfjahrestief und aus dem Umfeld kamen kursstützende Nachrichten hinzu: So stellt die argentinische Dürre weiterhin den Erfolg der diesjährigen Ernte in Frage. Des weiteren kündigte die chinesische Regierung an, die Staatsreserven mit einer Erhöhung um 3 Mio. Tonnen zu verdoppeln.

Auch sind die chinesischen Importeure trotz der jüngsten Rallye unverändert am Weltmarkt aktiv, da die aktuellen Kurse immer noch unter den (administrierten) Preisen des Staates notieren. Zwar schloss der Future für Sojabohnen im Anschluss an den USDA-Bericht ebenfalls mit dem maximal möglichen Verlust (70 USc). Per Freitagclose war ein großer Teil der Verluste jedoch bereits wieder aufgeholt. Beim Weizen Future reichte eine um 5% erhöhte Lager-erwartung (ca. 17,8 Mio. Tonnen) für limit down Handel (60 USc). Anders als am Markt für Sojabohnen blieb die Erholung bei Weizen dagegen bislang aus.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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