Agrar: Indizien für einen Wendepunkt


Nachdem sich in vielen Rohstoff Futures ein wöchentlicher Wechsel zwischen scharfen Verlusten und deutlichen Erholungen etabliert hat, standen in der vergangenen Woche wieder dicke Pluszeichen auf dem Kurszettel. Mit Unterstützung eines potenziellen Zwischentiefs beim Rohöl (40 USD) und eines eher leichteren Dollars gegen viele Währungen lieferte selbst der Baumwolle Future als “schwächster“ Wert ein Ergebnis von 5% ab. Die meisten großen Futures lagen zwischen knapp 8% und gut 10%.
Der Wochensieger aller Rohstoff Futures hieß jedoch Mais und konnte mit einem Ergebnis von knapp 21% die extremen Verluste der Vorwoche (-15,5%) mehr als kompensieren. Damit erhalten nicht nur Kurse unterhalb des markanten Zwischenhochs aus dem Jahr 2004 bei 337 USc eine Absage, sondern gleichzeitig verbessert sich die technische Verfassung durch den Weg über die fallenden Tops seit September.

USDA sieht stark rückläufige Baumwollnachfrage
Das US Landwirtschaftsministerium USDA erwartet in seinem Dezember Report zur weltweiten Entwicklung von Angebot und Nachfrage insbesondere bei Baumwolle rückläufige Daten für Produktion, Konsum, Import, Export und Lagerbestände. Die Produktionserwartung reduziert sich um 1,4 Mio. bales (hauptsächlich Indien, Brasilien und Ägypten), aber der Einbruch des Konsums wird mit einem Minus von 2,7 Mio. bales auf 116,6 Mio. bales noch wesentlich drastischer eingeschätzt.
Mit einem Rückgang um 5,5% gegenüber dem vergangenen Erntejahr liegt hier der schärfste Einschnitt seit dem Erntejahr 1943/1944 vor. Von entscheidender Bedeutung sind hierfür die Veränderungen des chinesischen Konsums bzw. Imports. Letzterer wurde schon im November mit 10,5 Mio. bales knapp 10 % unterhalb des Vorjahreswertes von 11,5 Mio. bales erwartet, wurde aber nun nochmals um über 14% auf 9 Mio. bales reduziert.

Ertragsstrukturen sprechen gegen Weizen und Mais
Aufgrund der aktuellen Futures Preise im Verhältnis zu den Produktionskosten erwarten inzwischen mehrere Firmen aus unterschiedlichen Branchen und Staaten für 2009 deutliche Verschiebungen bei den US Anbauflächen für Weizen, Mais und Sojabohnen. So unterstellt die australisch-neuseeländische Bankengruppe ANZ im aktuellen Umfeld Ertragsnachteile von Weizen und Mais gegenüber Sojabohnen. Das US Research Haus “Informa Economics“ hebt seine Schätzung für die Anbaufläche von Sojabohnen von 75,9 Mio. acres auf 81,5 Mio. acres und senkt diejenige für Mais von 85,9 Mio. acres auf 82,3 Mio. acres.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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