Agrar: Anhaltende Belastungen


Von Normalität mag man nicht sprechen, aber abgesehen von der Sondersituation beim Future für die Kaffeesorte Robusta (s. u.) sahen die sonstigen Ergebnisse im ausnahmslos einstelligen Bereich zumindest nicht mehr so extrem wie über weite Strecken im Oktober aus. Diese Interpretation darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass mit einem Minuszeichen in allen wichtigen beobachteten Futures (-0,2% bei Zucker bis -6,5% bei Mais) ein Dämpfer für den ersten übergeordneten Erholungsversuch seit 9 Wochen erfolgt.

China-Programm meist nur mit indirekten Folgen für den Agrarsektor
Das gestern verkündete Programm über umgerechnet 586 Mrd. USD zur Belebung der chinesischen Konjunktur soll vorrangig aus infrastrukturellen und sozialen Projekte bestehen und wird den Sektor Agrar/Softs zumindest kurzfristig nur am Rande berühren, während z.B. der Industriemetallsektor zuletzt mit einem Sprung nach oben reagierte. Die mittelbaren und eher mittelfristigen Verknüpfungen könnten z.B. den Baumwolle Future betreffen: Er hat historisch Sensibilität gegenüber Änderungen der übergreifenden oder sogar globalen konjunkturellen Mehrheitserwartung gezeigt und fiel parallel zu den mehr oder weniger weltumspannenden Hiobsbotschaften der letzten Wochen. Inzwischen hat er bei 42 USc den Tiefstkurs des Jahres 2004 erreicht und - abgesehen von einem Sonderfall im Jahr 1986 - lagen sämtliche historischen Kurse bis 2001 ebenfalls deutlich höher. Darüber hinaus sollte ein Programm dieses Umfangs natürlich mittelfristig dem allgemeinen Wohlstand und damit auch dem Ernährungsstandard helfen, der sich dann über entsprechende Nachfragesteigerungen auch in den Kursen für Agrar- und Soft Futures niederschlagen dürfte.

Erhöhte Sturmrisiken für vietnamesischen Kaffee
Die Futures für Kaffee der Sorte Robusta verzeichneten mit Wochenergebnissen von 8,6% (LIFFE) bzw. 10,6% (ICE) eine Sonderbewegung, die von Befürchtungen über Flut- und Sturmschäden auf den Kaffeeplantagen des größten Kaffee Produzenten der Welt bezüglich der Sorte Robusta gestützt wurden. Inzwischen steigen jedoch die Chancen, dass zumindest die Plantagen von größeren Schäden verschont bleiben. Der Future für die höherwertige Sorte Arabica (größter Produzent Brasilien) an der ICE notierte dagegen mit einem Wochenverlust von 0,8% quasi unverändert.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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