Rohöl überschreitet erneut Quartalshoch



Rohöl überschreitet 7er Vola-Bar auf Quartalschart
Seit Dezember 2022 handelte das schwarze Gold in einer richtungslosen, neutralen Konsolidierungszone, eingeschlossen in dem Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 65 und 70 und dem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft zwischen 82 und 84. Innerhalb dieser Begrenzungsmarken kam es typischerweise zu wiederholten Richtungswechseln. Diese Richtungswechsel bildeten auf den untergeordneten Zeiteinheiten jeweils mittelfristige bzw. kurze Trendphasen ab.
Insbesondere im zweiten Quartal keilten sich die Rohölpreise in einer immer enger werdenden Handelspanne ein. Insgesamt weist das zweite Quartal die niedrigste Volatilität der letzten 7 Quartale auf (nicht eingezeichnet). Schon im Juni wurde folgendes zur Volatilität angemerkt: Insgesamt ist das besondere an der Volatilität, dass sie noch zyklischer verläuft als die Kursbewegung selber.
Im Regelfall folgt die "Vola" ihrer eingeschlagenen Richtung weiter, bis sie einen kritischen Wert erreicht. Dann kommt es zu einer Umkehr und somit zu einer starken Zunahme ("Explosion"). In einer Vielzahl der Fälle werden die Kurse dieser Explosion folgen und in die gleiche Richtung des Ausbruchs tendieren.
In den letzten Wochen schaffte es der WTI Future mit Kursen über 84 die beiden vorherigen Quartalshochs zu überschreiten.
Konsolidierung nach oben verlassen
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat sich das Chartbild des WTI Futures durch das Kursverhalten der letzten Wochen deutlich verbessert. Mit Kursen über 84 wurde der angegebene Konsolidierungsbereich nach oben aufgelöst. Gelingt es einem Markt die starke Abgabebereitschaft rund um ein solches kritisches Niveau komplett abzubauen folgen in der Regel weitere Kursgewinne. In jeder anderen Situation wäre die Abgabebereitschaft der Marktteilnehmer in diesem Bereich zu hoch.
Neuer mittelfristiger Aufwärtstrend
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts wurde durch den Konsolidierungsausbruch ein neuer Aufwärtstrend etabliert. Für die Ableitung eines denkbaren Kursziels nach einem Ausbruch aus einer Konsolidierung bietet es sich im Normalfall an, den Abstand zwischen dem Tief und dem Hoch der Seitwärtsbewegung auf dem Ausbruchsniveau zuzuaddieren. Bei Anwendung dieser Methode bedeutet das im Idealfall für Rohöl ein maximales Kursziel von knapp über 100 und ein minimales Kursziel von 96.
Da der nächsthöhere erwähnenswerte Widerstandsbereich zwischen 92 und 94 liegt, böte sich dieses Kursziel als konservatives Etappenziel für die Rohöloptimisten an. Für dieses bullische Szenario sollte der WTI Future in den nächsten Wochen nicht mehr wesentlich unter 77 fallen.

WTI Future mit saisonalem Tief Mitte September
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Indizes und Rohstoffe statistische Durchschnittswerte berechnen.
Typische Durchschnittsverläufe der vergangenen 20 Jahre zeigen für den WTI-Future Mitte September ein zyklisches Tief. Ausgehend von diesem Marktwendepunkt ist der Zeitraum von Mitte September bis Mitte Oktober, aus der Historie abgeleitet, mit einer überdurchschnittlichen Rendite aufgefallen.
Jedoch muss weiterhin deutlich erwähnt werden, dass sich der WTI Future in den abgelaufenen Monaten nicht nach idealtypischen saisonalen Mustern verhalten hat.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat sich das Chartbild des Rohöl Futures in den letzten Wochen deutlich verbessert. Mit dem Überschreiten der beiden vorherigen Quartalshochs wurde ein neues Kaufsignal generiert. Kurssteigerungen bis zum nächsthöheren Widerstandsbereich zwischen 92 und 93 bieten sich als nächste konservative Zielzone an. Bei Kursen darüber ließe sich mittels Kurszielprojektion aus der vergangenen Konsolidierung weiteres Aufwärtspotential in Richtung 100 und knapp darüber ableiten.
Für dieses bullische Szenario sollte der WTI Future idealtypischerweise in den nächsten Wochen nicht mehr wesentlich unter 77 fallen. Ansonsten droht, aufgrund der verpassten Chance der Bullen, ein weiteres Absinken in Richtung 70.
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts befindet sich Rohöl aufgrund des Konsolidierungsausbruches der letzten Wochenwieder in einem etablierten Aufwärtstrend. Bei Kursen unter der im Wochenchart eingezeichneten mittelfristigen Aufwärtstrendlinie bei aktuell etwa 80 (steigende Tendenz) würde sich das mittelfristig positive Chartbild wieder neutralisieren.
© Björn Heidkamp
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