Basismetalle: Übernehmen die “Bären“ dauerhaft das “Ruder“?


Unsichere Nachfrage-Situation
Verantwortlich für die teilweise exorbitante Verteuerung war in erster Linie die kontinuierlich steigende Nachfrage speziell aus den asiatischen Schwellenländern. Grundsätzlich dürfte sich daran auch in Zukunft nicht allzu viel ändern. Denn der Industrialisierungsprozess in Fernost ist teilweise zwar bereits sehr gut vorangekommen. Von seiner finalen Phase ist er jedoch angesichts unzähliger Dörfer ohne Wasser- und Stromversorgung noch ein ganzes Stück entfernt. Zudem muss der konjunkturelle Abschwung, wie er sich vor allem in den USA und - in einem etwas geringeren Maße - in Europa abzeichnet, nicht zwangsläufig Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in China oder Indien haben. Das zeigte sich bereits in den ersten zwei Jahren des neuen Jahrtausends, als diese Länder mit zweistelligen prozentualen Zuwachsraten glänzten, während in den etablierten Industriestaaten rezessive Tendenzen vorherrschten.
Dessen ungeachtet hat speziell China mittlerweile einen Entwicklungsgrad erreicht, von dem aus es schwer wird, längerfristig Zuwachsraten von zehn bis zwölf Prozent jährlich zu halten. Nach den Olympischen Spielen können wir uns durchaus eine moderate Abschwächung des Wirtschaftswachstums im “Reich der Mitte“ vorstellen, nicht zuletzt auch wegen der Schwindel erregend hohen Energiepreise. Sollte sich diese Befürchtung bestätigen, muss damit gerechnet werden, dass die Nachfrage nach Basismetallen einen empfindlichen Dämpfer erhält. Zumindest jedoch sehen wir gegenüber heute keinen akuten Mehrbedarf.
Längerfristig deutlich zunehmendes Angebot
Bereits eine Stagnation der Nachfrage wird für die Buntmetall-Märkte ein Problem darstellen. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Minen-Produktion in den kommenden Jahren nicht unerheblich ansteigt. An Basismetallen besteht auf unserer Erde kein Mangel und im “Schlepptau“ der deutlichen Preisanstiege wurden zahlreiche neue Vorkommen exploriert und erschlossen, die jetzt sukzessive in Produktion gehen. Bei den Industriemetallen Nickel, Blei und Zink hat sich das bereits in einer erkennbaren Zunahme der Lagerbestände an der London Metal Exchange niedergeschlagen. Und auch bei Kupfer und Zinn erwarten wir in den nächsten Jahren ein mehr order weniger stark ausgeprägtes Überangebot, es sei denn einige afrikanische Entwicklungsländer nehmen eine ähnlich fulminanten wirtschaftliche Entwicklung wie die asiatischen Emerging Markets, wovon allerdings eher nicht auszugehen ist.
Eher Abwärts- als Aufwärtspotenzial
Da viele Industriemetalle sich ungeachtet der jüngsten Rücksetzer historisch betrachtet immer noch auf einem sehr ambitionierten Kurs-Niveau bewegen haben wir im Falle eines tatsächlichen nachhaltigen Überangebots die Tiefstkurse ganz bestimmt noch nicht gesehen. Zugegeben: Nachdem die “Blase“ bei Nickel, Zink und Blei geplatzt ist, dürften sich die weiteren Kursrückgänge in Grenzen halten. Dennoch sehen wir bei diesen Basismetallen eher Abwärts- als Aufwärtspotenzial. Kupfer und Zinn haben noch erheblich mehr “Speck auf den Rippen“ und sind demzufolge natürlich anfälliger für einen ordentlichen Crash. Alles in allem sehen wir derzeit keinen Grund, in den genannten Basismetallen long zu gehen. Ganz im Gegenteil: An unserer Short-Empfehlung auf Kupfer aus der letzten Ausgabe des “Rohstoff Express“ halten wir nach wie vor ausdrücklich fest.
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