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Kommt die Trendwende am Ölmarkt?

23.06.2008  |  Marius Steininger
Abgesehen vom Halbfinal-Einzug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft war der scheinbar nicht enden wollende Anstieg der Energiepreise das zentrale Thema in den Nachrichten der letzten Tage. Zahlreiche deutsche Volksvertreter zeigten sich im Vorfeld anstehender Wahlen sichtlich besorgt über die Entwicklung und schoben den Öl-Konzernen sowie den Spekulanten den "schwarzen Peter" zu. Über die Tatsache, dass in erster Linie die unerträgliche Besteuerung der Öl-Produkte diese mittlerweile fast unbezahlbar macht, wurde hingegen kein Wort verloren. Mit einer Absenkung der Mineralölsteuer können wir daher aller Voraussicht nach nicht rechen. Bleibt nur zu hoffen, dass das "schwarze Gold" billiger wird. Aber wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?


Längerfristig sinkender Verbrauch

Seit der vergangenen Woche besteht zumindest die leichte Hoffnung auf eine stagnierende oder sogar rückläufige Nachfrage. In China, dem nach den USA weltweit zweitgrößten Verbraucher, hat die Regierung den Benzinpreis auf einen Schlag um satte 17 Prozent angehoben. Im internationalen Vergleich ist Kraftstoff zwar dennoch spottbillig, was primär daran liegt, dass dieser staatliche hoch subventioniert wird. Dennoch: Ein Plus von 17 Prozent ist kein Pappenstil und sollte sich dämpfend auf den Verbrauch auswirken, zumal die Einkommen im Reich der Mitte zwar kontinuierlich steigen, absolut gesehen aber immer noch recht niedrig sind.

Interessante Neuigkeiten gab es zudem aus der Autobranche: Daimler und sogar der schwer angeschlagene US-Fahrzeugbauer General Motors haben für 2010 die ersten serienreifen Elektro-Vehikel angekündigt. Die Amerikaner nannten mit 30.000 US-Dollar sogar eine konkrete Preisvorstellung. Anfangs werden sich die Absatzzahlen zweifellos noch in Grenzen halten. Auf Sicht von vielleicht zehn Jahren könnte sich diese Technologie jedoch weltweit durchsetzen. Kommt es dazu, dürften die Nachfrage und damit auch der Preis für Rohöl fallen wie der sprichwörtliche Stein.


Vorerst noch keine Entspannung in Sicht

Doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik. Ungeachtet eines durch das hohe Preisniveau ausgelösten Nachfragerückgangs ist vorerst noch keine wirkliche Entspannung am Ölmarkt in Sicht. Daran werden auch die angekündigten Produktionssteigerungen der arabischen Öl-Staaten nicht viel ändern. Diese sind kaum mehr als ein Entgegenkommen an die Amerikaner und dürften genauso wirkungslos verpuffen wie die Kapazitätsausweitungen in der Vergangenheit. Immerhin jubeln die betreffenden Länder im stillen Kämmerlein über die Entwicklung der Notierungen. Auch wenn sie öffentlich immer gerne das Gegenteil beteuern, haben diese Staaten kein gesteigertes Interesse den Ölpreis nachhaltig zu drücken.


Weiterer moderater Anstieg wahrscheinlich

Wir würden uns daher nicht wundern, wenn die Kurse für Rohöl in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen. Die saisonal starke Phase reich bis in den Herbst hinein und sollte es in diesem Jahr wieder einmal zu einer überdurchschnittlich aktiven Hurrikan-Saison und daraus resultierenden Förderausfällen kommen, sind 150 US-Dollar pro Barrel problemlos vorstellbar. Für einen Fortgang der "Rallye" sprechen übrigens auch die CoT-Daten: Seit einigen Tagen sind die kommerziellen Händler netto long in Leichtöl positioniert. In Anbetracht der gegenwärtigen Preise ist diese Tatsache sehr bemerkenswert und belegt, dass diese für gewöhnlich gut informierte Händlergruppe keine Spekulationsblase erkennt. Im Gegenteil: Offensichtlich sieht man einen erhöhten Absicherungsbedarf gegen weiter anziehende Kurse. In der gegenwärtigen Situation wäre es damit geradezu gröbst fahrlässig, auf fallende Preise zu wetten - auch wegen der außerordentlich "bullischen" Charttechnik. Über kurz oder lang wird man mit "Wetten" auf fallende Ölpreise ganz bestimmt gutes Geld verdienen können. Noch ist es jedoch wohl nicht soweit. Ob man auf dem jetzigen Niveau allerdings noch long gehen soll, ist Geschmacksache. In jedem Fall dürfen an die Renditen keine allzu hohen Ansprüche gestellt werden, es sei dann man geht die Angelegenheit hoch gehebelt an.


© Rohstoff-Express-Redaktion
Derivate Magazin
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