• Sonntag, 20 April 2025
  • 22:49 Frankfurt
  • 21:49 London
  • 16:49 New York
  • 16:49 Toronto
  • 13:49 Vancouver
  • 06:49 Sydney

Oil Markets Weekly

10.06.2008  |  Andy Sommer
Ölpreisentwicklung

Zunächst wurden in der vergangenen Woche die Gewinnmitnahmen an den Ölmärkten fortgesetzt. Neue Retailpreiserhöhungen in einigen asiatischen Staaten (Indien, Malaysia) und die überraschend starken Anstiege der wöchentlichen Produktvorräte in den USA drückten auf die Notierungen. Als dann jedoch Leitzinsaussagen vom EZB-Präsidenten Trichet und schwache US-Arbeitsmarktdaten den Dollar auf Talfahrt schickten und aus Israel dem Iran mit einem militärischen Angriff gedroht wurde, kannten die Ölpreise kein Halten mehr. Innerhalb von nur zwei Tagen legte WTI über 16 USD zu und erreichte in der Spitze ein Niveau von nur noch knapp unterhalb der 140 USD-Marke.

Open in new window

Angesichts der aktuellen fundamentalen Nachrichtenlage halten wir diesen Preissprung für deutlich übertrieben. Wir gehen weiterhin für die kommenden Monate von einem Rückgang der Ölnotierungen aus. Keine größeren Produktionsausfälle durch Hurrikans oder politische Zwischenfälle vorausgesetzt, sollten die sich abschwächende Nachfragedynamik und das nach wie vor hohe - und voraussichtlich weiter ansteigende - Angebot für Druck auf die Preise sorgen. Auch ein Abschwächen der Zuflüsse von Finanzinvestitionen infolge sich stabilisierender Devisen- und Aktienmärkte dürfte in diese Richtung wirken.

Open in new window

US-Lagerbestände

Die US-Rohölvorräte sanken in der vergangenen Woche zum dritten Mal in Folge stärker als vom Konsensus erwartet. Nach einem Rückgang um 4,8 Mio. boe liegen die Bestände nun knapp 5% (15,7 Mio. boe) unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitts, aber noch immer recht komfortabel innerhalb der Bandbreite dieses Zeitraumes. Die Importe stiegen zwar recht kräftig (+830 Tsd. auf 9,79 Mio. bpd) und holten damit einen Teil des zuletzt durch Abfertigungsverzögerungen verursachten Rückganges auf. Gleichzeitig kletterte die Kapazitätsauslastung der Raffinerien jedoch um 0,8 Prozentpunkte auf 89,7%, was zu einem Anstieg des Verbrauchs führte.

Die stärkere Aktivität der US-Raffinerien der letzten Wochen spiegelt sich andererseits positiv in den Produktlagerbeständen wider. Die Benzinvorräte kletterten in der Woche zum 30. Mai um 2,9 Mio. und die Mitteldestillate-Bestände um 2,3 Mio. boe. Auch die konjunktur- und preisbedingt weiterhin schwache Nachfrage spielte hierbei eine unverändert wichtige Rolle. Die Benzinnachfrage sank im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen im Vorjahresvergleich um 1,8%, die Dieselnachfrage um 1,4% und der Kerosin-Absatz um 2,2%.

Insgesamt liegen die Rohölvorräte inzwischen leicht unter und die meisten Produktvorräte nahe dem 5-Jahres-Durchschnitt. Da von der konjunkturellen Seite weiterhin keine Belebung zu erwarten ist und die Preise inzwischen “wehtuende“ Höhen erreicht haben, gehen wir davon aus, dass die Nachfrage weiterhin relativ schwach bleibt. Gleichzeitig zieht die Aktivität der Raffinerien wieder an, wenn sie auch durch die recht niedrigen Margen nicht wieder das Niveau der vergangenen Jahre erreichen dürfte. Die Bestände sollten sich daher auch in den nächsten Wochen komfortabel innerhalb der Bandbreite der vergangenen fünf Jahre bewegen.

Open in new window

Weitere Informationen

Nach Bangladesch, Indonesien, Sri Lanka und Taiwan haben jetzt auch Indien und Malaysia die Erhöhung der Inlandspreise auf Benzin und Diesel angekündigt. In Indien beträgt der Preissprung rund 10%, in Malaysia sogar 41% auf Benzin und 63% auf Diesel. Entgegengesetzt ist die Entwicklung z.B. in Südkorea, wo die Regierung umgerechnet 6,5 Mrd. EUR in die Hand nehmen will, um ärmere Bürger beim Kraftstoffkauf zu entlasten. Wie stark sich diese Maßnahmen unter dem Strich auf die globale Ölnachfrage auswirken, müssen die nächsten Monate zeigen.

Open in new window

Nach der beschlossenen Senkung der Mineral Extraction Tax in der vergangenen Woche, die die russischen Ölunternehmen um über 4 Mrd. USD entlasten soll, wird innerhalb der Regierung in Moskau über weitere Maßnahmen zur Revitalisierung des Produktionswachstums nachgedacht. Presseberichten zufolge werden dabei Abgabensenkungen um nochmals gut 4 Mrd. USD ab 2010 diskutiert. Eine nach Meinung des ExxonMobil-Chefs Rex Tillerson viel wichtigere Hürde, die größeren Investitionen westlicher Unternehmen entgegensteht, ist jedoch die Unsicherheit, sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen Russlands verlassen zu können. Die russische Ölproduktion war nach dem kräftigen Wachstum zwischen 1999 und 2005 in den letzten beiden Jahren nur noch marginal ausgebaut worden und schrumpfte in den ersten vier Monaten 2008 sogar um 1%.


© Andy Sommer
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





Die in dieser Analyse veröffentlichten Aussagen und Angaben basieren auf Informationen, die die HSH Nordbank AG aus allgemein zugänglichen, von uns nicht überprüfbaren Quellen, die wir für verlässlich erachten, bezogen hat. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand nicht statt. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen wir keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen. Die Aussagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentlichen Angaben, sondern lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe. Sie stellen insbesondere kein Angebot zum Kauf oder Verkauf im rechtlichen Sinn dar. Ihre Lektüre kann daher eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Dafür stehen Ihnen unsere Mitarbeiter gerne zur Verfügung. Die HSH Nordbank AG kann nicht für Verluste haftbar gemacht werden, die durch die Nutzung dieser Veröffentlichung oder deren Inhalte entstanden sind oder die in einer anderen Weise im Zusammenhang mit diesen Dokumenten stehen.
Die HSH Nordbank AG unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin, Lurgiallee 12, 60349 Frankfurt am Main.

Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)