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Milch vor Kurs-Explosion?

03.06.2008  |  Marius Steininger
Speziell in den vergangenen Tagen haben wir eine Vielzahl von Zuschriften erhalten, die sich allesamt um das Thema Milch gedreht hatten. Offenbar wittern einige Leser in Anbetracht des Milchbauernstreiks hierzulande eine historische Investment-Chance. Für uns ist dieses Interesse Grund genug, den Markt noch einmal etwas genauer zu betrachten und zu analysieren, ob der Einstieg in das einzige in Deutschland handelbare Milch-Zertifikat (WKN SG05X0 / Quanto SG05X1) gegenwärtig tatsächlich Sinn macht.


Streik kaum Auswirkungen auf Milch-Futures

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Aussicht auf in Bälde leere Milchregale in den Supermärkten zwar auf einen ersten flüchtigen Blick für steigende Preise spricht. Möglicherweise erhalten die deutschen Bauern ja künftig sogar wirklich von den Molkereien oder dem Handel tatsächlich den einen oder anderen Cent mehr für ihre Milch.

Den Future in den USA, der als Underlying für die genannten Zertifikate fungiert, dürfte dies allerdings bestenfalls am Rand tangieren. Dieser gilt zwar in gewisser Weise als eine Art Benchmark. Aber man sollte schon sehen, dass die USA und Deutschland zwei grundverschiedene Märkte sind. Eine Verknappung in einem Land - zumal wenn sie künstlich ausgelöst wurde (eigentlich gibt es hier nämlich mehr als genug Milch) - führt nicht zwangsläufig zu Preisanstiegen in anderen Regionen.

In den USA scheinen die Farmer mit den rund 20 US-Dollar pro Hunderdweight (entspricht etwa 0,40 US-Dollar pro Liter) recht gut klar zu kommen. Abgesehen davon wird sich ohnehin erst zeigen müssen, ob die deutschen Bauern mit ihren Protesten durchdringen. Denn die Abnehmer haben bereits angekündigt, die Milch notfalls eben im europäischen Ausland zu kaufen, wo es ebenfalls reichlich gibt. Allein unter dem Gesichtspunkt der jüngsten Boykotte long in Milch zu gehen, wäre mithin also verfehlt.


Kontinuierlich steigender Verbrauch

Auf der anderen Seite lässt sich nicht leugnen, dass der globale Milchverbrauch in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Vor allem viele Asiaten entdecken schrittweise ihre Vorliebe für Milchprodukte, weil diese ähnlich wie Kaffee oder Kakao Ausdruck eines westlichen Lebensstils sind, der gerade in China aber auch Südkorea und Indien immer populärer wird. Zugegeben: Vergleichbare “Milch-Junkies“ wie die US-Bürger werden die Menschen in den boomenden Schwellenländern Asiens wahrscheinlich nicht werden.

Da Milch aber den Grundstock für eine Vielzahl von Lebensmitteln darstellt und der Wandel der Ernährungsgewohnheiten mehr als zwei Milliarden Menschen betrifft, muss längerfristig von einem nicht nur unerheblich wachsenden Bedarf ausgegangen werden. Dieser dürfte zu tendenziell weiter steigenden Preisen führen, weil die genannten Länder einen Großteil der benötigten Milch aus den USA importieren. Dadurch sollten die Notierungen der Milch-Futures und somit auf die Kurse der Milch-Zertifikate Auftrieb erhalten.


Investment nicht ohne Risiken

Allerdings dürfen Sie nicht übersehen, dass die „Rallye“ bereits ziemlich weit gelaufen ist. Immerhin haben sich die Milch-Preise in Chicago in den vergangenen 24 Monaten knapp verdoppelt. Auf dem gegenwärtigen Niveau wird die “Luft“ daher unzweifelhaft “dünner“, zumal im Bereich von 22 US-Dollar ein historischer Widerstand liegt, der in der zurückliegenden Dekade niemals überwunden werden konnte. Problematisch bei einem Milch-Investment sind darüber hinaus die bekannten Rollverluste.


Fazit:

Alles in allem ist es sicherlich vertretbar, zum jetzigen Zeitpunkt Long-Positionen in Milch auf Sicht von mehreren Jahren aufzubauen. Wer dies aber machen will, muss sich vergegenwärtigen, dass derartige Investments nicht zuletzt wegen des aktuell recht hohen Preisniveaus und der angesprochenen Rollverluste nicht ohne Risiken sind. Anleger, die jedoch ausschließlich auf Grund der momentanen Vorkommnisse in Deutschland ein solches Investment tätigen möchten. Sollten es besser lassen. Denn eins ist klar: Mit einer kurzfristigen “Mega-Rallye“ bei Milch ist eher nicht zu rechnen, es sei denn die US-Farmer nehmen sich die deutschen Bauern zum Vorbild (wovon wir aber nicht ausgehen).


© Ihre Rohstoff-Express-Redaktion
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