Energie: Erfolgloser Bittgang von George W. Bush nach Saudi Arabien


Der Ölpreis erreichte auch in der vergangenen Woche ein neues Rekordniveau. Am Mittwoch mussten zwischenzeitlich fast 127 US-Dollar für ein Barrel amerikanisches Leichtöl bezahlt werden. Unterstützt wurde das hohe Preisniveau von Konjunkturdaten aus Übersee und Europa, die besser als erwartet ausgefallen sind. So nahm beispielsweise die Zahl der Baubeginne in den USA überraschend deutlich zu. Für Deutschland meldeten die Statistiker ein starkes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,5% im ersten Quartal 2008, während von der Mehrzahl der Volkswirte weniger als die Hälfte erwartet worden war. Aus Sicht vieler Marktteilnehmer spricht das anscheinend wieder freundlichere konjunkturelle Umfeld für einen höheren Energieverbrauch in den nächsten Monaten und somit für steigende Preise.

Abhängigkeit von Förderländern steigt
Neben dem stark gestiegenen Energiebedarf der Schwellenländer gewinnt die geopolitische Bedeutung des Rohstoffs Öl seit einiger Zeit einen immer größeren Einfluss auf die Preisentwicklung. Beispielsweise erhöhen Anschläge auf Fördereinrichtungen in Nigeria und im Irak regelmäßig die Furcht vor Angebotsausfällen und damit die Notierungen. Aber auch ohne derartige Zwischenfälle ist die Abhängigkeit der Industrienationen von den Förderländern besorgniserregend. Immerhin findet über die Hälfte der Produktion in Nationen statt, die dem Westen nicht unbedingt positiv gegenüberstehen. Hierzu können beispielsweise Venezuela, Iran, Irak, Syrien, Algerien, Libyen aber auch Russland gezählt werden.

Entspannung wahrscheinlich
Im letzten Quartal rutschte die Handelsbilanz der Eurozone mit dem restlichen Ausland sogar in die Defizitzone ab, da die Einfuhren durch den teuren Ölpreis höher ausfielen als die Exporte. Die USA, die schon seit Jahren ein Handelsbilanzdefizit aufweisen, hoffen deshalb auf eine Erhöhung der Ölförderung durch die Opec und damit sinkende Preise. Saudi Arabien ist momentan der einzige Staat, der seine Exporte auch kurzfristig nennenswert erhöhen kann. Die Bitten von Präsident George W. Bush während seines Besuchs bei König Abdallah am letzten Freitag fanden jedoch kein Gehör. Dennoch deutet die zuletzt starke Überhitzung des Ölmarktes auf eine Entspannung in den nächsten Wochen hin. Beispielsweise befindet sich die 200-Tage-Linie in einem sehr hohen Abstand zum Preis.

© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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