Ölpreis kennt nach wie vor nur eine Richtung: nach oben


Anfang Mai erreichte der Preis für die Rohölsorte WTI mit über 122 US-Dollar pro Barrel ein neues Rekordniveau. Angebotsseitige Probleme waren ein maßgeblicher Grund für die Preisanstiege. Als Folge von Arbeiterstreiks und Angriffen auf Pipelines kam es in Nigeria zu Produktionsausfällen. Zudem wurde eine Pipeline von BP vorübergehend geschlossen, die bedeutende Teile der britischen Ölproduktion aus der Nordsee transportiert. Auch der Atomkonflikt mit dem Iran führte zur Einpreisung höherer geopolitischer Risikoprämien. Hinzu kam kurzzeitig ein rekordschwacher US-Dollar. Auch die nicht-kommerziellen Händler verharrten bei ihrer mäßig starken Netto-Long-Positionierung.

2. Fundamentale Faktoren
Eine Preisstütze stellen nach wie vor aber auch die Fundamentaldaten dar. Zwar expandiert das weltweite Ölangebot von Monat zu Monat, doch die globale Nachfragedynamik, allen voran aus den Schwellenländern und vor allem aus China, ist nahezu ungebrochen und spricht für eine anhaltende Überschussnachfrage am Rohölmarkt. Eine aus fundamentaler Sicht wichtige Nachricht des vergangenen Monats war der vermeintliche Riesenölfund in Brasilien.
Das Ölfeld namens “Carioca“ soll inoffiziellen Angaben zufolge 33 Mrd. Barrels Rohöl enthalten. Sollte sich dies bestätigen, wäre dies das drittgrößte Ölfeld der Welt und der größte Fund seit über 30 Jahren. Die brasilianischen Ölreserven würden sich hierdurch mehr als verdreifachen und Brasilien würde auf der Liste der weltweit größten Ölreserveländer in die Top 10 aufrücken. Das Ölfeld liegt jedoch in 5000 Metern Tiefe unter einer dicken Salzschicht. Derzeit ist nicht absehbar, ob, wann und zu welchen Kosten dieses Rohöl gefördert werden könnte. Deshalb ist davon auszugehen, dass dieser Fund zwar langfristig einen Hoffnungsschimmer am Ölangebotshimmel darstellt, hiervon aber in den nächsten Jahren beim Rohölpreis nichts zu merken sein wird.

3. Unsere Meinung
Dreistellige Rohölpreise werden unseres Erachtens noch einige Monate anhalten. Eine merkliche Abwärtsbewegung auf Monatsdurchschnitte unter 100 US-Dollar für WTI erwarten wir erst auf Sicht von 6 Monaten.

© Dr. Dora Borbély
Commodity Analyst
Quelle: Makro-Research: Volkswirtschaft Rohstoffe, DekaBank
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