Industriemetalle: Ausblick 2018 - der Sturm lässt nach

Die globale Nickelnachfrage soll 2018 laut Einschätzung der INSG mit rund 5% etwas weniger stark steigen als in diesem Jahr. Andere Marktbeobachter sind deutlich pessimistischer. Hierbei spielt die Edelstahlindustrie die Hauptrolle. Zwar geht das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS für 2018 von einer rekordhohen Edelstahlproduktion von 49 Mio. Tonnen aus. Die Dynamik würde damit aber das zweite Jahr in Folge nachlassen.
Möglicherweise könnte diese Schätzung etwas zu hoch gegriffen sein, da die chinesischen Edelstahlproduzenten offenbar ein schwaches Jahresende verzeichnen werden. Berichten zufolge hat der größte chinesische Edelstahlhersteller seine Preise für die Dezember-Lieferungen wegen einer verhaltenen Nachfrage reduziert. Sollte die Edelstahlnachfrage länger gedämpft bleiben, könnte dies Auswirkungen auf die Edelstahlproduktion und damit auch auf die Nickelnachfrage haben.
Sobald die Aufmerksamkeit für das Thema Elektromobilität etwas nachlässt, sollte der Nickelpreis kurzfristig korrigieren. Zwar rechtfertigt die zu erwartende Nickelnachfrage für Batterien langfristig höhere Preise, im nächsten Jahr sollte dies aber noch keine große Rolle spielen. Wir erwarten den Nickelpreis am Jahresende 2018 bei 11.000 USD je Tonne.
Ähnlich wie bei Nickel soll es auch am Zinkmarkt 2018 das dritte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit geben. Dieses soll sich im Vergleich zu 2017 etwa halbieren. Von der Größenordnung her spricht die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) von einem Defizit von rund 220 Tsd. Tonnen im nächsten Jahr (Grafik 9).
Nach dem zumeist gewollten und kontrollierten Rückgang der Produktion 2016 soll sich die Erholung der Produktion in diesem Jahr 2018 noch beschleunigen - sowohl auf der Minenseite als auch auf der Raffinadeseite. Laut Einschätzung der ILZSG dürfte die globale Minenproduktion um 6% steigen, was vor allem auf die Inbetriebnahme der "Dugald River"-Mine in Australien und der "Gamsberg"-Mine in Südafrika zurückzuführen ist. Daneben wird die Produktion in weiteren Zinkminen ausgeweitet (siehe hierzu auch Rohstoffe kompakt Industriemetalle vom 19.10.2017).

Noch sind aber trotz der hohen Preise nicht alle vormals stillgelegten Minen wieder in Betrieb. Insbesondere Glencore, der weltweit größte Zinkproduzent, hat noch nicht alle Minen wieder angefahren. Das Unternehmen hatte vor etwa zwei Jahren vor allem in Australien und Peru Minen stillgelegt bzw. die Produktion in diesen reduziert und so rund 500 Tsd. Tonnen Zink p.a. vom Markt genommen. Sollte Glencore die Wiederaufnahme der Produktion ankündigen - wie von einigen Marktteilnehmern erwartet -, würde dies der globalen Minenproduktion einen weiteren Schub geben.
Ausgehend von der höheren Minenproduktion dürfte auch die Raffinadeproduktion im nächsten Jahr weiter zulegen, und zwar um fast 4% (Grafik 10). Wegen der höheren Verfügbarkeit von Zinkkonzentrat wird die Raffinadeproduktion wohl in einer ganzen Reihe von Ländern ausgeweitet. Generell gilt, je mehr Zinkkonzentrat verfügbar ist, desto schneller dürften sich auch die Sorgen über ein knappes Angebot am Markt für Zinkraffinade verringern.
Die globale Zinknachfrage soll laut ILZSG 2018 an Dynamik gewinnen und um 2,5% wachsen. Alle wesentlichen Konsumentenregionen/-länder dürften dabei Zuwachsraten von 2-3% verzeichnen. Dies spricht gegen die These, dass die hohen Zinkpreise die Nachfrage bremsen. In China ist die Galvanisierung von Stahl dabei der Nachfragetreiber. Abnehmer für galvanisierten Stahl ist unter anderem der Transportsektor.
So wächst in China absolut betrachtet die Autoflotte weiterhin stark und der Nah-/Schienenverkehr wird ausgebaut. In den Zügen wird viel rostresistenter Stahl benötigt, um eine möglichst lange Lebensdauer zu erreichen. Für Indien gilt sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene das Gleiche. Neben dem Transportsektor ist der Infrastrukturbereich die zweite große Nachfragekomponente für Zink.
Die hohen Zinkpreise sollten unseres Erachtens genügend Anreiz bieten, vormals stillgelegte Minen wieder in Betrieb zu nehmen bzw. die Produktion allgemein auszuweiten. Im nächsten Jahr dürfte deutlich mehr Angebot als bisher zur Verfügung stehen. Dies sollte viele Sorgen über einen Engpass verringern. Obwohl wir eine solide Nachfrage erwarten, gehen wir zunächst von einer Preiskorrektur aus. Ende 2018 sollte Zink bei 2.900 USD je Tonne notieren.
Der globale Bleimarkt ist nach sieben Jahren Überschuss laut Einschätzung der ILZSG in diesem Jahr in ein überraschend hohes Angebotsdefizit gerutscht. Dies ist auf eine deutlich rückläufige Produktion in den USA und auf höhere Importe Chinas zurückzuführen. 2018 soll das Defizit mit 45 Tsd. Tonnen nur noch etwa ein Drittel so groß sein wie 2017 (Grafik 11). Zwar verlieren sowohl die Minen- als auch die Raffinadeproduktion an Dynamik, das Wachstum ist aber immer noch höher als das der Nachfrage.
Speziell in China dürfte im nächsten Jahr noch mehr Bleiraffinade hergestellt werden. Dabei unterstellt die ILZSG offenbar, dass China eine alternative Quelle für das Bleierz bzw. -konzentrat aus Nordkorea findet. China hatte Anfang September die Einfuhren aus dem kommunistischen Land eingestellt und damit eine Resolution der Vereinten Nationen umgesetzt. Auch geht die ILZSG anscheinend davon aus, dass in China keine weiteren Bleischmelzen aus Umweltgründen geschlossen bzw. wenn doch, diese durch neue ersetzt werden.

Die globale Bleinachfrage soll laut ILZSG 2018 deutlich an Dynamik verlieren. In Europa soll sie beispielsweise gar nicht mehr zulegen. Und in China dürfte das hohe Nachfragewachstum in diesem Jahr im nächsten Jahr nicht wiederholt werden können. 2017 hat China überraschend viel Blei nachgefragt, da der Bedarf für E-Trikes stark gestiegen war. Dies hat zugleich eine geringere Nachfrage für E-Bikes, in denen verstärkt Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz kamen, überkompensiert. Dies hat mit dazu beigetragen, dass China 2017 aller Voraussicht nach erstmals seit fünf Jahren wieder Netto-Importeur von Blei ist (Grafik 12).
Auch wenn die Automobilproduzenten langfristig mehr Nickel-Metallhydrid-Batterien und Lithium-Ionen-Batterien verwenden werden (vor allem in Hybrid-Fahrzeugen), dürfte dies noch nicht das schnelle Ende für die Bleibatterien sein. Denn Nickel-Metallhydrid- und Lithium-Ionen-Batterien sind laut Angaben von Doe Run, einem der größten Bleiproduzenten, noch deutlich teurer in der Herstellung als Bleibatterien und können auch noch nicht so gut recycelt werden. Batterien machen rund 80% der gesamten Bleinachfrage aus.