Energie: Ölpreis weiter nahe Rekordstand


In der vergangenen Woche legte der Preis für Rohöl nach Erreichen eines neuen Allzeithochs zuerst den Rückwärtsgang ein. Die Nordseesorte Brent fiel unter 110 US-Dollar pro Fass. Der Rückgang währte jedoch nur kurz bis wieder einmal geopolitische Spannungen in Nahen Osten als Grund für steigende Preise herhalten mussten. Die Meldung, wonach ein erneuter Anschlag auf eine Pipeline von Royal Dutch Shell am Wochenende den Ölexport aus Nigeria behindert, hievte die Brent-Notierung dann wieder über die Marke von 116 US-Dollar. Insgesamt hat der Preis für das “Schwarze Gold“ in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel zugelegt.

Benzinpreise in USA auf Rekordstand
Der hohe Rohölpreis schlägt sich auch auf die Preise der Öldestillate nieder. In den USA kostete eine Gallone Benzin im landesweiten Durchschnitt 3,62 US-Dollar und damit so viel wie nie zuvor. Gemessen an europäischen Verhältnissen ist dies zwar günstig, da der Preis auf den Liter umgerechnet nur und 65 Euro-Cent beträgt. Im US-Präsidentschaftswahlkampf sind die hohen Spritkosten jedoch bereits zu einem Politikum geworden. Sowohl die demokratische Anwärterin Clinton wie auch der republikanische Kandidat McCain fordern ein Aussetzen der Benzinssteuer, um die Verbraucher zu entlasten. Ob eine solche Maßnahme geeignet ist, den Benzinpreis nachhaltig zu senken, erscheint dagegen fraglich. Die Steuer beträgt gerade einmal 18,4 US-Cent pro Gallone. Daneben führt die mit 85,4% eher mangelhafte Raffinerieauslastung in den USA zu einem raschen Abbau der Benzinlagerbestände.

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Ölfunde in Brasilien ohne Auswirkung auf Preis
Die kürzlich bekannt gegebenen neuen Ölfunde vor der Küste Brasiliens haben den Ölpreis nicht bewegen können. Immerhin wurden im Carioca-Gebiet Lagerstätten im Umfang von mehr als 33 Mrd. Barrel entdeckt, die damit höher als die norwegischen Reserven ausfallen. Brasilien würde bei einer Erschließung Venezuela als größte Fördernation in Südamerika hinter sich lassen, zumal erst wenige Wochen zuvor die Entdeckung eines weiteren Felds mit 5 bis 8 Mrd. Barrel bekannt gegeben wurde. Bis das Öl sprudelt dürften aber noch einige Jahre vergehen. Die Vorkommen liegen etwa 250 km vor der Küste in rund 5.000 bis 7.000 Meter Tiefe und sind von einer dicken Gesteinsschicht bedeckt, so dass kurzfristig keine Beeinflussung des Angebots zu erwarten ist.

© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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