Keine Rabatte an den Rohstoffmärkten


Der WTI-Ölpreis legte auch gestern um 2% zu und erreicht am Morgen bei 58,7 USD je Barrel das höchste Niveau seit Anfang Juli 2015. Mittlerweile ist die gesamte Terminkurve von WTI in Backwardation. Hintergrund ist die anhaltende Schließung der Keystone-Ölpipeline in den USA, wodurch derzeit 500 Tsd. Barrel weniger Rohöl pro Tag von Kanada in die USA gelangen. Dies dürfte zu einem kräftigen Lagerabbau in Cushing führen, dem Lager- und Auslieferungsort von WTI.
Die auf Rekordniveau liegende US-Ölproduktion und die seit Anfang November wieder steigende Bohraktivität spielt zumindest aktuell keine Rolle. Dies dürfte sich allerdings ändern, wenn die Pipeline wieder in Betrieb ist. Brent steigt dagegen nur unterdurchschnittlich und handelt mit 63,7 USD je Barrel noch gut 1 USD vom Anfang November verzeichneten 2¼-Jahreshoch entfernt. Der Preisabstand zwischen Brent und WTI hat sich im Zuge dessen auf ca. 5 USD verringert.
Der Brentmarkt befindet sich knapp eine Woche vor der richtungsweisenden OPEC-Sitzung in Wartehaltung. Daran dürfte sich in den verbleibenden Tagen vor der Sitzung wahrscheinlich nichts ändern. Eine Verlängerung der Förderkürzung bis Ende 2018 dürfte aus Sicht der Marktteilnehmer ausgemachte Sache sein. Zu mehr dürfte sich die OPEC auch kaum durchringen. Wir erwarten analog zur letzten OPEC-Sitzung Ende Mai eine Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen. Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung einer Verlängerung deutlich. Nachdem die OPEC genau dies bekanntgab, gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen knapp 20% nach.
Edelmetalle
Da in den USA gestern Feiertag war (Thanksgiving), verzeichneten die Edelmetalle einen sehr ruhigen Handel mit nur geringen Preisbewegungen. Gold kostet daher zum Wochenausklang weiter rund 1.290 USD je Feinunze, Silber notiert bei 17,1 USD je Feinunze. China hat Daten der Zollbehörde zufolge im Oktober 360 Tonnen Silber importiert, 2,3% mehr als im Vorjahr. Nach zehn Monaten liegen die chinesischen Silberimporte mit 3.490 Tonnen nicht nur 34% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau, sondern haben auch bereits jetzt schon das Niveau des gesamten Vorjahres übertroffen.
Dies deutet auf eine hohe Nachfrage Chinas nach Silber für industrielle Anwendungen hin. Die Palladiumimporte Chinas sind im Oktober im Vergleich zum Vorjahr sogar um 60% auf 2,3 Tonnen gestiegen. In den ersten zehn Monaten des Jahres liegen sie mit 17,2 Tonnen aber noch 6% unter Vorjahr. Nach einem schwachen Start ins Jahr wird der Rückstand allerdings seitdem von Monat zu Monat aufgeholt. Dies dürfte auch mit den zuletzt wieder besseren Autoabsätzen in China zusammenhängen.
Bei Platin ist der entgegengesetzte Trend zu beobachten. Hier lagen die Importe im Oktober mit 5,9 Tonnen zwar 14% unter dem Vorjahr, waren nach zehn Monaten aber fast 11% höher (64,2 Tonnen). Seit Mitte des Jahres schmilzt hier allerdings der Vorsprung zum Vorjahr. Dies deutet auf eine verhaltene Schmucknachfrage Chinas hin. Platin ist zum Wochenausklang mit 940 USD je Feinunze gut 70 USD günstiger als Palladium.

Industriemetalle
In den USA wurde gestern Thanksgiving gefeiert, so dass die Börsen dort geschlossen blieben. Heute findet nur ein verkürzter Handel statt. In diesem, von geringer Liquidität geprägten Handelsumfeld steigt Kupfer heute Morgen auf 7.000 USD je Tonne. In der "Escondida"-Kupfermine in Chile, der weltweit größten Kupfermine, hat die Gewerkschaft gestern zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Dieser soll nächste Woche wiederholt werden.
Der Minenbetreiber BHP Billiton hatte zuvor angekündigt, wegen Rationalisierungsmaßnahmen 120 Arbeiter zu entlassen. Der kurzfristig anberaumte Streik jetzt könnte ein Vorbote für die Tarifverhandlungen im nächsten Jahr sein. Die Gewerkschaft hatte im März 2017 nach gescheiterten Gesprächen einen 44-tägigen Streik mit einem Schachzug beendet, womit sich der alte Tarifvertrag automatisch um 18 Monate verlängert hatte. Seitdem wurde das chilenische Arbeitsrecht zu Gunsten der Gewerkschaften geändert, was für harte Verhandlungen spricht. Diese sollen am 1. Juni 2018 wieder aufgenommen werden.
Nickel kostet heute Morgen wieder mehr als 12.000 USD je Tonne, obwohl der größte indonesische Nickelproduzent gestern angekündigt hatte, im nächsten Jahr 11 Mio. Tonnen Nickelerz verkaufen zu wollen (160% mehr als in diesem Jahr). Knapp 4 Mio. Tonnen davon sollen exportiert werden. Hauptabnehmer ist China. Im Oktober hatte China gemäß Daten der Zollbehörde aus Indonesien die größte Menge Nickelerz seit 3½ Jahren importiert.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Schätzung für die weltweite Maisernte 2017/18 um 6 Mio. auf 1,04 Mrd. Tonnen erhöht. Grund hierfür war eine deutliche Anhebung der Prognose für die US-Ernte. Damit folgte der IGC dem US-Landwirtschaftsministerium, das seine US-Ernteschätzung vor zwei Wochen deutlich erhöht hatte (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 10. November). Der globale Maismarkt soll dennoch ein Defizit von 29 Mio. Tonnen aufweisen, da auch der weltweite Verbrauch 2 Mio. Tonnen höher ausfallen soll als bislang unterstellt.
Die globalen Endbestände sollen daraufhin auf 206 Mio. Tonnen fallen. In den wichtigsten Exportländern sollen die Maisvorräte dagegen um 7 Mio. auf 86 Mio. Tonnen steigen. Allein für die USA wurden die erwarteten Endbestände um knapp 5 Mio. Tonnen angehoben. Bei Weizen gab es nur marginale Anpassungen. Sowohl die Schätzung für die weltweite Produktion als auch für den Verbrauch wurde vom IGC jeweils um 1 Mio. Tonnen erhöht.
Der globale Marktüberschuss beläuft sich somit weiterhin auf 7 Mio. Tonnen, was die weltweiten Lagerendbestände auf ein Rekordniveau von 249 Mio. Tonnen steigen lässt. In den wichtigsten Exportländern sollen die Weizenbestände dagegen um 5 Mio. Tonnen sinken. Steigenden Vorräten in Russland und der EU stehen fallende Vorräte in den USA, Kanada und Australien gegenüber.
Auch bei Sojabohnen wurden die bisherigen Prognosen weitgehend bestätigt. Der Markt bleibt daher mit 4 Mio. Tonnen leicht unterversorgt.