Ölpreise weiter auf Höhenflug ...


Die Dynamik des Ölpreisanstiegs hat zuletzt sogar noch zugenommen. Brent stieg gestern um 3,5% und erreicht am Morgen mit 64,5 USD je Barrel ein neues 28-Monatshoch. WTI kostet mit 57,6 USD je Barrel ebenfalls soviel wie zuletzt Mitte 2015. Der Großteil des gestrigen Preisanstiegs erfolgte in den späten Handelsstunden, nachdem das vorherige Hoch aus dem frühen Handel überschritten wurde. Dies deutet auf technisch bedingte Anschlusskäufe hin. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent dürften somit weiter gestiegen sein.
Bereits in der Woche zum 31. Oktober kam es zu einem weiteren Positionsaufbau auf ein Rekordniveau von 546,8 Tsd. Kontrakten. Seit Ende Juni stiegen die Netto-Long-Positionen um das 2,6-fache. Der Preisanstieg in den letzten vier Monaten war somit stark spekulativ getrieben. Dies erkennt man auch daran, wenn man die aktuellen Netto-Long-Positionen mit denen vom Juni 2015 vergleicht, als der Brentölpreis zuletzt so hoch notierte wie aktuell. Diese lagen damals nicht mal halb so hoch wie aktuell. Das Korrekturpotenzial ist somit beträchtlich.
Die aktuelle Nachrichtenlage spricht aber dagegen, dass es kurzfristig zu einer Korrektur kommt. Die jüngsten Entwicklungen in Saudi-Arabien rechtfertigen eine Risikoprämie auf den Ölpreis. US-Präsident Trump hat die Säuberungswelle ausdrücklich gebilligt, was König und Kronprinz in ihren Plänen zur Machtausweitung und zu einem Vorgehen gegen den Iran bestärken könnte.
Der Konflikt mit dem Iran droht sich bereits zu verschärfen. Saudi-Arabien und seine Verbündeten haben nach dem Abschuss einer Rakete auf die saudi-arabische Hauptstadt Riad die Luft-, Wasser- und Landwege zum Jemen geschlossen und den Iran für die Agression verantwortlich gemacht.

Edelmetalle
Gold ist gestern im späten Handelsverlauf auf gut 1.280 USD je Feinunze gestiegen. In Euro gerechnet hat es wieder die Marke von 1.100 EUR je Feinunze überwunden. Hinter dem Preisanstieg stehen unseres Erachtens überwiegend geopolitische Risiken. So spielt die politische Unruhe in Saudi-Arabien eine Rolle (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern und Energie oben). Daneben macht US-Präsident Trump auf seiner Asienreise heute Station in Südkorea. Hier könnte das verbale Säbelrasseln gegenüber Nordkorea weitergehen. Immerhin wird Trump wohl nicht die entmilitarisierte Zone besuchen, wodurch zweifellos weiteres Öl ins Feuer gegossen worden wäre.
Silber wurde gestern nicht nur von Gold mit nach oben gezogen, sondern hat auch doppelt so stark wie Gold zugelegt. Es handelt heute Morgen bei über 17 USD je Feinunze. Sollte die in unmittel¬barer Nähe verlaufende 200-Tage-Linie überwunden werden, könnte dies zu technisch bedingten Anschlusskäufen führen und dem Silberpreis weiteren Aufwind geben. Die ETF-Investoren halten sich bislang mit Silberkäufen aber noch zurück. Seit Monatsbeginn gab es bei den von Bloomberg erfassten Silber-ETFs sogar leichte Abflüsse.
Palladium handelt weiter rund um die Marke von 1.000 USD je Feinunze und bleibt damit in unmittelbarer Nähe des Mehrjahreshochs von Mitte Oktober. Der Preisaufschlag zu Platin bleibt mit 70-80 USD sehr hoch. Palladium ist mittlerweile seit Ende September teurer als Platin.
Industriemetalle
Nickel gibt heute Morgen im Einklang mit den anderen Industriemetallen leicht nach und fällt auf 12.800 USD je Tonne. Sorgen über einen nicht ausreichend versorgten Markt – vor allem wegen der erwartet hohen Nachfrage rund um das Thema Elektromobilität – werden abgelöst von Meldungen über ein höheres Angebot. Der indonesische Energie- und Rohstoffminister hat gestern mitgeteilt, dass mittlerweile Exportquoten für insgesamt 20,4 Mio. Tonnen Nickelerz vergeben wurden. Dies dürfte sich in den nächsten Monaten in höheren Ausfuhren widerspiegeln.
Bis Anfang November hatte Indonesien demnach 2,725 Mio. Tonnen Nickelerz mit niedrigem Nickelgehalt exportiert. Das wahrscheinlich höhere Angebot trifft Industriekreisen zufolge auf eine derzeit eher verhaltene Nachfrage der chinesischen Edelstahlproduzenten. Bislang war China der Hauptabnehmer für indonesisches Nickelerz. Das Erz wird dort überwiegend in der Produktion von Nickelroheisen (Nickel Pig Iron, NPI) verwendet.
Mittlerweile werden aber auch in Indonesien selbst NPI-Produktionskapazitäten gebaut. Bis Ende nächsten Jahres sollen Kapazitäten von 4,7 Mio. Tonnen zur Verfügung stehen. Das heißt, dass damit zukünftig mehr Nickelerz im Land selbst verarbeitet wird. Größere Auswirkungen auf die Verfügbarkeit am Weltmarkt sollte dies aber nicht haben, da die indonesische Regierung weitere Exportlizenzen vergeben dürfte – vor der Einführung des Exportverbots unbehandelter Erze Anfang 2014 hatte Indonesien rund 65 Mio. Tonnen Nickelerz exportiert.
Agrarrohstoffe
Der steigende Rohölpreis zog gestern auch den Preis für Rohzucker um 1,3% auf 14,6 US-Cents je Pfund nach oben. Seit der staatliche brasilianische Ölkonzern Petrobras seine Preispolitik kurzfristiger an der Entwicklung der internationalen Rohölpreise orientiert, hat sich der Zusammenhang zwischen den Öl- und den Zuckerpreisen nochmals verstärkt. Im Zuge des starken Ölpreisanstiegs seit Juli hat auch der Benzinpreis innerhalb Brasiliens kräftig zugelegt.
Bei der großen Flotte an Flex-Fuel-Fahrzeugen, die sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol betrieben werden können, steigen die Verbraucher vermehrt auf Ethanol um. Die steigende Ethanolnachfrage bei gleichzeitig schwacher Zuckerpreisentwicklung hat bereits dazu geführt, dass ein höherer Anteil des geernteten Zuckerrohrs zu Ethanol verarbeitet wird und daher der Zuckerproduktion nicht zur Verfügung steht.
Daten der Zuckerindustrievereinigung Unica für das brasilianische Hauptanbaugebiet Center-South zeigen, dass zwar für den gesamten bisherigen Saisonverlauf seit April der Anteil des Zuckerrohrs, der der Ethanolproduktion zugeführt wurde, unter dem Niveau der Vorsaison lag, in der letzten Zeit jedoch deutlich darüber. In den ersten beiden Oktoberwochen - der letzten Berichtsperiode - wurden 56% des Rohrs zu Ethanol verarbeitet, im Vorjahr waren es nur 50%. Viele Beobachter rechnen damit, dass der Ethanolanteil erhöht bleiben wird. Ein entsprechend etwas geringeres Zuckerangebot aus Brasilien dürfte den internationalen Zuckerpreis stützen.