Preiszyklen an den Rohstoffmärkten - Charakteristika einer Hausse

Die Rohstoffmärkte verzeichneten 2016 einen denkbar schlechten Jahresstart. Der Bloomberg Commodity Index, Gradmesser für die Performance von Öl und Gas, Metallen und Agrargütern markierte am 20. Januar 2016 mit 72 Indexpunkten einen Tiefststand seit Berechnung des Index im Jahr 1991. Der seit 1970 berechnete S&P Goldman Sachs Rohstoffindex handelte sogar auf Niveaus des Jahres 1973.
Grund: eine Angebotsschwemme ließ den Preis für Rohöl temporär bis auf 26 US-Dollar abstürzen und ein sich abschwächendes Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft dämpfte die Nachfrage nach anderen zyklischen Rohstoffen wie Metallen. Neben Befürchtungen eines weltweit schwächeren Wirtschaftswachstums belastete darüber hinaus ein starker US-Dollar. Seit den Hochs im Sommer 2011 verloren die Rohstoffmärkte durchschnittlich mehr als 50% an Wert.
Nach fünf Jahren Baisse fragen sich Anleger zu Recht ob es sich um den schlimmsten Rohstoff-Crash der jüngeren Geschichte handelt und ob eine Trendwende jemals in Sicht kommt. Am besten wäre es, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten, um die erste Phase einer neuen Hausse nicht zu verpassen.
Abbildung 1. Rohstoffmarktzyklen. Die lange Sicht 1970 bis 2016

Diese Fragen versucht die folgende Analyse zu beantworten. Zu diesem Zweck wird die Entwicklung der Rohstoffmärkte seit 1970 in verschiedene Zyklen und Phasen unterteilt, um historische mit aktuellen Drawdown-Perioden zu vergleichen und um gemeinsame Charakteristika zu identifizieren (Abb.1).
Abbildung 2. Asset Klassen Performance Matrix. 1999 bis 2016

Wie in Abbildung 2 unschwer zu übersehen ist, fristeten Rohstoffe die vergangenen 5 Jahre auf der Strafbank. D. h. Rohstoffe und Gold sowie die rohstoffnahen Aktiensegmente Energie, Bergbau und Goldminen belegten zwischen 2011 und 2015 von 14 Asset und Sub-Asset Klassen bestehend aus Aktien, Anleihen, alternative Investments und Liquidität kontinuierlich die allerletzten Plätze.
In der Bilanz für das erste Quartal 2016 brillieren hingegen Gold und Goldminen sowie der breite Minensektor, während der Rohstoffmarkt zum ersten Mal nicht deutlich schlechter abschneidet als Aktien und Anleihen. Ist dies nun ein kurzfristiges "Reversal" oder eine gesunde Bodenbildung?
Rohstoffzyklen in Retrospektive
Die Rohstoffpreisentwicklung folgt im Zeitverlauf einem typisch zyklischen Muster. Übertragen auf Energieträger und Metalle rührt dies von der Zeitverzögerung her, mit der das Angebot auf Änderungen der Nachfrage und vice versa reagieren kann. In Zeiten hoher Preise investieren Unternehmen vermehrt in die Ausweitung der Förderung und in die Erschließung zusätzlicher Lagerstätten. Daraufhin steigt das Angebot, das Preisniveau erreicht einen Hochpunkt und beginnt zu sinken.
In den Folgeperioden wächst das Angebot weiter an, während die Preise weiter sinken und schließlich unter die Grenzkosten der Produktion fallen. Als Konsequenz schrumpft u.a. durch Minenschließungen das Angebot, die Preise stabilisieren sich und beginnen wieder zu steigen.
Das vollständige aktuelle "Tiberius Research Paper" können Sie hier downloaden.
© Dr. Torsten Dennin, Tiberius Asset Management AG