Riyadh an Doha: Kommando zurück!


Die Überraschung am Montag dieser Woche war, dass das Doha-Meeting der Ölförderländer ohne Ergebnis endete. Saudi-Arabien ließ das Treffen mit der Begründung scheitern, man wolle kein Abkommen ohne den Iran abschließen. Im Vorfeld des Meetings war jedoch bereits klar, dass Iran zu keinerlei Zugeständnissen bereit ist - schließlich weitet Iran nach dem Ende der Sanktionen derzeit seine Ölproduktion aus und hat das "Vor-Sanktions-Niveau" noch längst nicht erreicht. Daher reiste der iranische Ölminister Zanganeh erst gar nicht zu den Verhandlungen, was auch schon bekannt war.
Der saudische Ölminister al-Naimi war wohl auch zu einem Deal "ex Iran" bereit, wurde aber spät von höherer Ebene ausgebremst. Offenbar war das saudische Königshaus zu keinen Kompromissen bereit, hat sich spät zu dieser Haltung entschieden und damit die Position al-Naimis geschwächt.
Auch die Kooperationsbereitschaft Russlands wurde auf eine harte Probe gestellt: Ölminister Nowak äußerte, er sei unter dem Eindruck nach Doha gereist, dass alle Seiten einen Deal unterzeichnen wollten und nicht um zu debattieren. Selbst wenn ein "Freeze ex Iran" die Marktbilanzen nur unwesentlich beeinflusst hätte, wäre es doch ein Signal an die Märkte gewesen.
Nun hat die OPEC, allen voran Saudi-Arabien, weiter an Vertrauen und auch an Bedeutung eingebüßt. Hinzu kommt, dass Saudi-Arabien die Ölmärkte nun stärker für politische Zwecke einsetzen dürfte und damit die (bisher vor allem ökonomischen) Motive und Entscheidungen des wichtigsten OPEC-Mitgliedes noch weniger vorhersehbar sind. Das Thema bleibt jedoch auf der Agenda, spätestens am 02. Juni zum OPEC Meeting.

US-Förderung freut die Ölbullen
Der Streik der Ölarbeiter in Kuwait war unterdessen bereits nach drei Tagen beendet, und die dortige Produktion zur Normalität zurückgekehrt. Damit rücken die Fundamentals wieder in den Vordergrund; so am Mittwoch die wöchentlichen EIA-Daten, die erneut sinkende US-Förderung, aber auch steigende landesweite
Rohöllagerbestände vermeldeten. In einem bullishen Umfeld wie aktuell wird das positive Puzzleteil goutiert - auch weil die Bestände an Mitteldestillaten rückläufig waren.

Der positive Sentiment-Trend bleibt (noch) intakt, schließlich werden immer neue Longpositionen an den Terminmärkten aufgebaut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier Gewinnmitnahmen einsetzen. Zudem wird das aktuelle Niveau am kurzen Ende für Produzentenhedging interessant, was die Preise ebenfalls deckeln dürfte.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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