El Niño: Das Wetter spielt verrückt

Während die US-Baumwollerträge von El Niño somit per Saldo profitieren können, verschlechtert sich das Bild beim zweitgrößten Baumwollproduzenten Indien. Der für die Produktion benötigte Monsun lässt deutlich nach und kann zu einer Verringerung der Erträge führen. Auch in Australien und Teilen von Afrika kommt es zu Dürren. Sollte El Niño die Baumwollproduktion in vollem Umfang treffen, dürfte dies zu einer Abnahme der weltweiten Produktionserträge und einer Verminderung der globalen Lagerbestände führen. Da allerdings der weltgrößte Baumwollimporteur China noch immer sehr hohe Lagerbestände hält, erwarten wir keinen großen Preissprung bei Baumwolle.
Kaffee: Für Brasilien, den wichtigsten Anbauer von Kaffee, könnte ein Eintreten von El Niño positive Folgen haben. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen im Süden und Osten des Landes und profitieren daher von den starken Regenfällen in den Gebieten. Durch die verstärkten Regenfälle können die Blüten und die Ausbildung der Früchte profitieren. Erste Schätzungen gehen für 2016/17 von einer deutlich höheren brasilianischen Kaffeeernte aus. Die positiven Aussichten durch El Niño 2016/17 setzten die Preise zuletzt unter Druck.
Zucker: Die Zuckerproduktion im weltgrößten Zuckerexportland Brasilien könnte ähnlich positiv beeinflusst werden wie die Kaffeeproduktion. Denn die brasilianischen Zuckerrohrplantagen befinden sich weitgehend in derselben Region wie die Kaffeeanbaugebiete. Kurzfristig verzögern die Regenfälle allerdings die Verarbeitung.
Die Zuckerrohrernten in Thailand und Australien könnten durch Trockenzeiten sowohl negativ als auch positiv beeinflusst werden. Es bleibt daher abzuwarten, welche Erträge am Ende der Erntezeit (Australien: Dezember; Thailand: März) erzielt wurden.

Die durch El Niño geringer ausfallenden Niederschläge in der Monsunzeit in Indien könnten hingegen die dortige Zuckerrohrernte beeinträchtigen. Die Auswirkungen von El Niño auf das globale Zuckerangebot sind somit nicht eindeutig. Die Internationale Zuckerorganisation ISO geht in ihrem veröffentlichten Quartalsbericht (November) von einem globalen Defizit von 3,5 Mio. Tonnen aus, was sie u.a. auf eine geringere Produktion in Indien zurückführt.
Kakao: Die globale Kakaoproduktion reagiert hochempfindlich auf klimatische Veränderungen. Das schließt sowohl Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung als auch Niederschläge und Bodenfeuchtigkeit mit ein. Durch die teilweise starken klimatischen Veränderungen und die daraus resultierenden Dürren durch El Niño muss laut der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) mit einer abnehmenden Produktion gerechnet werden.
Im Durchschnitt geht die Produktion bedingt durch El Niño weltweit um 2,4% zurück. Ecuador ist mit fast 6% sinkender Produktion am stärksten betroffen. Die vier wichtigsten Produktionsländer Elfenbeinküste, Ghana, Indonesien und Nigeria haben mit einem durchschnittlichen Produktionsrückgang von knapp 2% zu rechnen. Laut ICCO wird die Kakaoproduktion nach den neuesten Schätzungen in diesem Erntejahr zwar 4,4% geringer ausfallen.
Der Rückgang ist fast allein auf Ghana (-22%) zurückzuführen, wo sowohl starke Winde während der Blütezeit als auch Pflanzenkrankheiten auftraten. Diese Schätzungen berücksichtigen allerdings noch nicht den Einfluss von El Niño.
Aus diesem Grund bleibt abzuwarten ob die Ernten weiteren Schaden von El Niño davontragen werden. Dies könnte den Kakaopreisen weiteren Aufwind geben, welche sich bereits auf einem 4½-Jahreshoch befinden.
Vieh: Wenig Regen und dadurch verursachte Dürren treffen nicht nur die pflanzlichen Rohstoffe und deren Erträge. Lebendvieh ist zum Beispiel stärker betroffen als man vielleicht erwarten könnte. Gerade die australische Rindfleischindustrie spürt die Folgen eines El Niños deutlich.
Die Weideflächen verkommen durch die Dürren zu ausgedörrtem Ödland und können nicht mehr zur Fütterung genutzt werden. Dies führte in diesem Jahr dazu, dass die Schlachtungen von Rindern und Schafen sprunghaft angestiegen sind und die Exporte der letzten 12 Monate Ende Juni mit 1,3 Mio. Tonnen auf einem neuen Rekord lagen. Gleichzeitig führte dies jedoch zu einer Verkleinerung der australischen Herden, die nun so klein sind wie vor ca. 20 Jahren.
Die australische Rindfleischproduktion macht etwas mehr als 3% der weltweiten Produktion aus. Jedoch zählt Australien hinter Indien und den Brasilien zu den wichtigsten Exporteuren von Rindfleisch. Mit fast 16% der weltweiten Exporte liegt Australien sogar vor den USA, die 2015 voraussichtlich etwas weniger als 11% der weltweiten Exporte ausmachen werden. Dies sollte jedoch dazu führen, dass die Exporte im Jahr 2016 deutlich geringer ausfallen, da die Herden neu aufgestockt werden müssen. Sollte sich El Niño bis in das Jahr 2016 fortsetzen könnte sich der Wiederaufbau jedoch verzögern und die Preise leicht steigen lassen.

Energie
Auch die Energierohstoffe reagieren auf unterschiedliche Wetterbedingungen, da diese Auswirkungen auf die Produktionsmengen und auf die Nachfrage haben. Allerdings ist der Einfluss regional beschränkt. Zu den betroffenen Energierohstoffen zählen US-Rohöl, US-Erdgas und Kohle.
US-Rohöl und US-Erdgas: Ein Teil der Erdgasförderanlagen und der Ölproduktion sind im Golf von Mexiko angesiedelt, wobei dieser Anteil aufgrund der gestiegenen Produktion von Schiefergas und Schieferöl in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist.