USA: "Rig count" lässt Ölpreise ansteigen


Die Ölpreise haben sich in den letzten beiden Wochen deutlich von ihren Tiefständen gelöst. Neben technischen Faktoren - eine Gegenreaktion war aus überverkaufter Marktlage längst überfällig - dürfte die Entwicklung des derzeit populärsten Indikators die Preise angehoben haben.

Der "Rig count", die wöchentlich von Baker Hughes publizierte Zahl der in Betrieb befindlichen Förderanlagen in den USA, hat zuletzt kräftig nachgegeben und Hoffnungen geschürt, das Angebot an US-Öl würde, wie von Saudi-Arabien gewünscht, schnell auf das tiefe Preisniveau reagieren und entsprechend eingedämmt werden.
Seit September gingen demnach die aktiven US-Bohranlagen landesweit um 23% zurück. Auch die anekdotischen Hinweise der Förderunternehmen, ob Mittelstand oder Großkonzern, zeigen kräftig zusammengestutzte Investitionspläne. So plant z.B. Total, 2015 10% weniger als noch im Vorjahr auszugeben, Chevron und BP 13%. Shell plant innerhalb drei Jahre, 15 Mrd. US-Dollar weniger zu investieren. Dies sollte das künftige Ölangebot im Zaum halten, und dadurch auch die Saat für steigende Preise liefern. Schließlich bleibt der US-Ölboom nur so lange intakt, wie ein steter Zustrom von Projekten die hohen Degenerationsraten bei Fracking ausgleichen kann.

Obenstehende Grafik illustriert die Ölproduktion in einer US-Förderregion nach monatlicher Installation der Bohranlagen und zeigt eindrucksvoll, dass ohne die Inbetriebnahme neuer Anlagen die Produktion rückläufig wäre.
US-Ölproduktion steigt vorerst weiter.
Daher ist die Hoffnung der Anleger aufgrund der sinkenden Rig counts vordergründig berechtigt, dass die US-Ölproduktion rasch sinken wird. Zunächst dürfte die Produktion jedoch noch weiter ansteigen, weil die Förderung zum einen immer produktiver wird und sich zudem die Förderung auf die produktiven Felder konzentriert, auch weil die am wenigsten produktiven außer Betrieb gehen.
Dies unterstreichen auch die jüngst aktualisierten monatlichen Förderschätzungen der US-Statistikbehörde EIA: Demnach dürfte im Mai das vorläufige Fördermaximum bei 9,42 mbpd erreicht werden.

Diese Schätzung wurde im Vergleich zum Vormonat leicht nach unten revidiert, im Januar wurde für den Monat Mai noch 9,47 mbpd erwartet. Vorerst dürfte sich daher am Überangebot nicht viel ändern, weil auch die OPEC an ihrer expansiven Förderpolitik festhalten dürfte.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.