Black Box im Blue Barrel - wie hoch ist der Break Even von US-Schieferöl?


Nach dem Ausgang des OPEC-Meetings ist das Ziel von Saudi-Arabien nun eindeutig: Die Produktion unkonventionellen Öls, etwa kanadische Ölsande oder Förderstätten in der Arktis, aber vor allem von US-Schieferöl (die tägliche Produktion überstieg zuletzt die Marke von 9 mbpd!), soll zu tieferen Preisen unwirtschaftlich werden. Letzteres ist jedoch die große "Black Box im Blue Barrel". Die Angaben über den Break-Even-Preis von USSchieferölprojekten schwanken je nach Projekt, Förderstätte und Experte erheblich. Die IEA gibt diese Bandbreite relativ eng zwischen 70 und 77 USD an.

Der Break-even greift zu kurz - "Wait and see"
Neben der "Break-even-Black-Box", vor allem für USSchieferöl, kommt ein weiterer Faktor hinzu: Die Schieferölhausse sorgte für vergleichsweise teure Preise für Förderequipment und -personal, während die Baisse hier den Ölförderern das Heft des Verhandelns in die Hand gibt. Außerdem fallen die Projektpreise ohnehin um über ca. 5% jährlich aufgrund von Effizienzsteigerungen, unabhängig von der Angebots-/Nachfragesituation.
Dennoch greifen selbst diese Überlegungen zu kurz: Der Break-even bezieht sich auf Neuinvestments, die weiteres Förderwachstum generieren. Die bestehenden Projekte dürften jedoch noch weit unter diesem Preis weiter fördern, zum einen aufgrund von bereits gehedgten Volumina, zum anderen weil die fixen Kosten bereits ausgegeben wurden, und nun lediglich ein Deckungsbeitrag über die variablen Kosten hinaus generiert werden muss.
Dieser "shut-in-Preis" dürfte naturgemäß weit unter dem Break-even liegen, weshalb bestehende Projekte erst einmal weiter laufen dürften. Die Unsicherheit über die Entwicklung in den USA brachte zuletzt die IEA-Direktorin van Hoeven auf den Punkt: "The economics of unconventional oil have never been tested in this way before…We have to wait and see." Im Übrigen zeigt die hier bisweilen zitierte historische Parallele der 80er Jahre, dass auch damals die Förderung von Nordseeöl trotz deutlich ermäßigtem Preisniveau nicht eingedämmt werden konnte.

Angebot dürfte nur langsam eingedämmt werden
Vor diesem Hintergrund ist eine schnelle Reaktion des US-Schieferölangebots auf die tieferen Preise zunächst nicht zu erwarten. Es dürfte längere Zeit dauern, bis eine spürbare Verringerung der Angebotsdynamik im Non-OPEC-Bereich erfolgt. Daher ist eine schnelle Erholung der Ölpreise wenig wahrscheinlich.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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